Mit Naturwissenschaften hatte Julie Dunne die meiste Zeit ihres Lebens nichts zu tun. Die Engländerin war mit 18 ins Berufsleben eingestiegen und hatte sich zur Buchhalterin in einer Baufirma hochgearbeitet. Sie war durchaus zufrieden mit ihrem Job; er war herausfordernd und recht gut bezahlt. Aber sie hatte immer das Gefühl, als warte noch eine ganz andere Art von Arbeit auf sie, eine Arbeit, die sie vollkommen begeistern würde. Sie wusste nur nicht, was es war. Bis sie als Freiwillige an Projekten der Umweltorganisation Earthwatch teilnahm: Sie zählte Schwertwale vor der amerikanischen Westküste und betreute an einem Universitätsinstitut Schimpansen – und entdeckte dabei ihre Faszination für die wissenschaftliche Forschung.
Zurück in Großbritannien, begann sie, sich ernsthafter mit ihrem neu gefundenen Interessengebiet zu befassen, erzählt sie im Gespräch mit Psychologie Heute. 45 Jahre war sie da alt. Sie belegte einen Fernkurs, um die Studienberechtigung für ein naturwissenschaftliches Studium zu erwerben, fing dann ein Bachelorstudium der archäologischen Wissenschaften an, das sie 2010 beendete, gefolgt von einer Promotion in organischer Geochemie, die sie 2014 abschloss. Heute arbeitet die 60-Jährige als Forscherin an der University of Bristol und führt chemische Analysen von prähistorischen Töpfereien durch, um etwas über die Essgewohnheiten von frühen Menschen zu erfahren. Sie liebe ihren Beruf, sagt sie und ermuntert andere, es ihr gleichzutun: „Es ist niemals zu spät, eine naturwissenschaftliche Karriere anzufangen.“
Berufliche Werdegänge wie der von Julie Dunne sind inspirierend und regen zum Nachdenken über das eigene Leben an. Den Zeitgeist treffen sie aber eher nicht. Wir leben in einer Zeit, in der Frühstarter gefeiert werden – von Kindern, die Konzerte in der Carnegie Hall geben, bis zu…
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