Hirndoping: Mehr Anstrengung für schlechtere Ergebnisse

Schnellere und bessere Ergebnisse aufgrund von Ritalin? Ein solches Gehirndoping hat doch eher eine gegenteilige Wirkung, wie Forschende erkennen.

Dass Wirkstoffe wie Methylphenidat (bekannt unter dem Markennamen Ritalin) sich bei gesunden Personen nicht zum „Hirndoping“ eignen, ist seit langem bekannt. Forschende zeigten jetzt in einem Experiment mit 40 Personen, die zwischen 18 und 35 Jahre alt waren, dass Ritalin bei psychisch gesunden Probandinnen und Probanden die kognitiven Leistungen sogar verschlechtert.

Die Wissenschaftlerinnen ließen die Teilnehmenden die sogenannte Rucksackoptimierungsaufgabe (knapsack task) lösen. Dabei sollten sie eine begrenzte virtuelle Fläche oder ein Objekt mit Gütern befüllen, die ein unterschiedliches Gewicht und unterschiedliche Werte hatten. Ziel war, einen höchstmöglichen Gewinn zu erreichen – die Zeit dafür war begrenzt.

Drei Gruppen erhielten Methylphenidat, zwei weitere bekamen ähnliche Wirkstoffe, eine Gruppe nahm Placebos ein. Wer was verabreicht bekam, wurde nicht gesagt. Die Teilnehmenden, die einen der Wirkstoffe erhalten hatten, unternahmen zwar mehr Lösungsversuche, aber erzielten einen geringeren Gewinn und benötigten mehr Zeit. Und es zeigte sich, dass ihre Lösungsversuche beliebiger und weniger systematisch waren. Kurz: Die Wirkstoffprobanden strengten sich mehr an – und schnitten schlechter ab.

Quelle

Elizabeth Bowman u.a.: Not so smart? “Smart” drugs increase the level but de-crease the quality of cognitive effort. Science Advances, 2023. DOI: 10.1126/sciadv.add4165

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