Draußen ist es kalt, die Menschen laufen in dicken Mänteln herum, haben Atemwölkchen vor dem Mund. Ich sitze im Sessel, habe eine Kerze angezündet, nein, vielmehr ein Kerzlein, und überhaupt neigt gerade alles in meinem Kopf bedrohlich zur Verniedlichung. Das liegt wohl am Winter und daran, dass ich derzeit in einer stillen Straße wohne, in der man von der Welt draußen nichts mitbekommt. Ich habe sogar das Räuchermännchen hervorgeholt. Manchmal muss das so sein.
Jetzt aber muss eine Themenwahl her! An irgendetwas muss ich doch denken, wenn ich so beschaulich dasitze! Gut, wenn ich schon bei den Verniedlichungen angekommen bin, dann denke ich einfach mal an den alten Klaus und das „Städtchen“, aus dem ich stamme und in dem ich schon seit 35 Jahren nicht mehr lebe.
Unser Städtchen konnte man auch als still bezeichnen, damals in fernen Zeiten. Die Züge fuhren noch pünktlich, die Fahrkarten waren vorgedruckte kleine Kärtchen aus dicker Pappe, die erste Rolltreppe im Kaufhaus war eine vielbestaunte Sensation und der Apfelwein kostete neunzig Pfennig. Natürlich war das Städtchen, bei all seiner Stille, den verschiedenen politischen Großwetterlagen ausgeliefert und erlebte sie mit.
Da sehen wir gerade eine Erster-Mai-Kundgebung mit Megaphon und Bannern vorbeiziehen! Dann biegt ein Ostermarsch durch die Stadt, mich selbst kann man bei der Blockade im Schneidersitz vor den Toren der US-amerikanischen Kaserne auf dem Boden hockend antreffen. Und da kommt schon Helmut Kohl…
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