Ein Mann reist in einem Sarg durch die USA. Der Mann heißt Zoltan Istvan und lebt. Und wie er lebt. Genauer gesagt reist er in einem Bus im Design eines Sargs. Der „Unsterblichkeitsbus“, wie er heißt. Kein Witz: Istvan tritt bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 als Kandidat der Transhumanistischen Partei an. Er verspricht nichts weniger als das Ende des Todes – falls, ja falls ab sofort 1000 Milliarden Dollar in Forschungsvorhaben gepumpt würden, die Alternsprozesse entschlüsseln. Sollte das gelingen,…
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gepumpt würden, die Alternsprozesse entschlüsseln. Sollte das gelingen, dann sei der Tod „in zehn bis 20 Jahren abgeschafft“. Und wenn nicht dann, dann eben später.
Es ist die neueste Entwicklung rund um die Ideologie des Transhumanismus, der die individuelle und kollektive Seele des Menschen – seine Gesellschaft – umzukrempeln versucht: Er wird politisch, mit Parteigründungen nicht nur in den USA, sondern, seit September 2015, auch in Deutschland. Die Botschaft der Transhumanisten, so der Politologe und Soziologe Roland Benedikter: „Der Mensch wird ein anderer; radikale Wissenschaft und Technik jenseits aller bisherigen Parteien und Ideologien lösen alle Probleme.“
Die lateinische Silbe trans bedeutet so viel wie „über, hinüber, jenseits, auf die andere Seite“. In diesem Sinne geht es beim Transhumanismus darum, „die körperlichen und geistigen Grenzen des Menschseins zu sprengen“, erklärt Stefan Lorenz Sorgner von der privaten John Cabot University in Rom. Der Philosoph beschäftigt sich mit den Ideen und Auswirkungen dieser „konsequent durchdachten Weltanschauung, die gegenwärtig plausibelste Deutung menschlicher Welt“, wie er es nennt (siehe Seite 66: Der Grundgedanke des Transhumanismus). Die Bewegung will also den natürlichen, nur relativ kurz und unbewusst lebenden Menschen überwinden – und damit zwangsläufig auch „den klassischen Begriff der Menschenrechte“, erklärt Benedikter.
In dieser Logik hat der Mensch das zentrale Recht, seinen Körper und Geist technologisch aufzumöbeln. Schneller, höher, weiter, schöner, stärker, gesünder, schlauer, individueller – so lautet das Credo des Transhumanismus. Seine Verheißung: das Glück. Und alles, was der einzelne Mensch für sich mit einem guten und freien Leben verbindet. Für den US-Politikwissenschaftler Francis Fukuyama ist der Transhumanismus trotzdem „die gefährlichste Idee der Welt“.
Ihre fanatischsten Anhänger hat die neue, in Europa so gut wie unbekannte Philosophie unter den Digitalnerds aus dem kalifornischen Silicon Valley. Sie arbeiten für Hightechriesen wie Google, Facebook oder Apple, die mit ihrem Hypermilliarden Dollar schweren Kapital und ihrem weitreichenden Einfluss die Welt erobern. In technologiebesessenen Gegenden der USA schätzt Benedikter das politische Potenzial der Transhumanisten „auf 15 bis 20 Prozent“.
Mit jedem neuen wissenschaftlichen Durchbruch werde die Ideologie attraktiver für die Menschen – und ihr Credo, die Technik, zur „immer bestimmenderen gesellschaftlichen Kraft“. Das dürften nur noch Leute bestreiten, die die Augen verschließen (wollen) vor dem, was passiert. Zwar haben viele Menschen bahnbrechende technische Neuerungen zunächst skeptisch beäugt. Dann aber sind ihnen die meisten mehr oder weniger freiwillig erlegen. Wer kritisiert heute noch die künstliche Befruchtung? Oder das Smartphone, das schon jetzt mit uns verwachsen scheint? Wer will nicht krankheitsfrei 150 Jahre oder älter werden?
Im kleinen Club der Digitalmilliardäre, sagte der Softwareentwickler und Autor Jaron Lanier im Jahr 2014 bei einer Rede in Deutschland, „herrscht der laute zuversichtliche Glaube, dass die Technologie sie eines Tages unsterblich machen wird“. Womöglich in nicht einmal 30 Jahren, denn laut Berechnungen des Google-Chefingenieurs Raymond Kurzweil verschmelzen menschlicher Geist und Festplatte spätestens dann. 2045! Viele Technikfreaks tragen die Zahl wie ein Mantra vor sich her; Kurzweil ist für sie so etwas wie ein Guru und Prophet. Um seine Weissagung noch zu erleben, so stand es in der Financial Times, schluckt der 67-Jährige nach eigenen Angaben 100 Pillen täglich, zum Preis von 1000 Dollar. Macht 365 00 Dollar jährlich. Das ist eine ziemlich teure neue Welt – aber für einen bestens bezahlten Mann wie einen Chefingenieur von Google kein Problem.
Nun könnte man das kommende transhumanistische Zeitalter für ein abstruses Hirngespinst halten, „aber diese Leute meinen das wirklich ernst“, fürchtet der Berliner Soziologe und Autor Thomas Wagner, „und sie haben Macht“. Längst sind sie bereit, ihr in Massen vorhandenes Geld in transhumanistische, utopisch erscheinende Projekte zu stecken – befeuert durch die galoppierende Entwicklung in Computertechnik, künstlicher Intelligenz, Neurowissenschaften, Genetik und Reproduktionsmedizin. In deren Lichte erscheinen selbst die absurdesten Vorstellungen nicht als bloße Science-Fiction, sondern als Ansporn für eine vermeintlich glorreiche Zukunft.
Jüngstes Beispiel: Google hat im Herbst 2014 eine Firma namens Calico – California Life Company – gegründet, in der Topforscher, ausgestattet mit Hunderten Millionen Dollar, die Vorgänge rund um das Altern und die damit verbundenen Krankheiten erforschen. Sie nutzen die Hightechmethoden der Medizin, Molekularbiologie und Genetik. Und noch viel mehr: Google versucht, seine riesigen, immer größer werdenden Datenmengen „intelligent“ zu machen, „indem sie sich vernetzen, kombinieren und selbständig neue Informationen erzeugen sollen“, sagt Benedikter. Die Daten sollen immer neues biomedizinisches Wissen und künstliche Intelligenz verbinden.
Das Projekt heißt, natürlich: Beendet das Altern und den Tod. In einem ersten, einigermaßen realitätsnahen Ziel geht es darum, das Leben zu verlängern – und den alternden Menschen möglichst lange gesund zu halten, mit der gesamten Datenmacht des Konzerns. Im Kalkül dieses Projekts steckt die Überzeugung, dass der erste künftig 150-jährige Mensch bereits geboren ist. Vielleicht sogar der erste 1000-jährige.
Denn sollte sich die Rechenleistung und Komplexität von Computerchips wie bisher alle anderthalb bis zwei Jahre verdoppeln, dann hätten sich 2045 nach der kurzweilschen Prognose superschlaue künstliche Intelligenzen entwickelt. Das Zeitalter der Singularität würde beginnen. Das heißt: Eine künstliche Intelligenz entwirft von sich aus, ohne Zutun des Menschen, eine neue künstliche Intelligenz und so weiter. Damit könne der menschliche Geist dann verbunden werden. Der gesamte Hirninhalt eines Menschen, sein Geist, lasse sich hochladen auf eine Festplatte oder in die Cloud – und bekomme so eine Art ewiges Leben in einer nichtbiologischen Existenz. Eine neue Spezies, der vollendete Cyborg, wenn man so will.
Dann wird es endgültig spirituell. Denn dann, weissagt Kurzweil, könnten die winzig kleinen Computerchips mit allen übertragenen menschlichen Geisteswelten ins All ausschwärmen. „Wenn wir die gesamte Materie und Energie des Kosmos mit unserer Intelligenz gesättigt haben, wird das Universum erwachen, bewusst werden“, sagt der Mann allen Ernstes, „und über eine fantastische Intelligenz verfügen“. Das käme „Gott schon ziemlich nahe“. Die Fortexistenz des Menschen als Gott im Himmel.
Bislang hat der Google-Mann mit seinen Voraussagen interessanterweise meist richtig gelegen – was nicht heißt, dass dies auch so bleibt. Er arbeitet zumindest teilweise mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. „Trotzdem treten futuristische Vorhersagen meist anders ein, als zunächst gedacht“, sagt Enno Park vom Verein Cyborgs e. . Und schiebt trocken nach: „Es müsste ein Wunder geschehen, damit sich Kurzweils Prognose bewahrheitet.“
Gefühle ohne Körper?
Denn der Mensch sei eine untrennbare Einheit aus Geist und Körper: Ohne Körper könne man beispielsweise keine Gefühle wahrnehmen. „Wenn ich Angst und Stress habe, kriege ich Bauchschmerzen“, sagt Park, „und wenn ich krank bin, kann ich nicht mehr klar denken.“ Der Upload wäre mithin nur eine emotionskalte Kopie des Originals. „Aber bestimmt eine intelligente Kopie“, sagt der Berliner. Außerdem kann man die künstliche Superintelligenz nicht einfach mit dem menschlichen Bewusstsein gleichsetzen.
Auch Stefan Lorenz Sorgner hält die Abbildung des menschlichen Geistes als Computerprogramm für hanebüchen. Ewiges Leben schon in 30 Jahren? Das sei unwissenschaftlich. „Da wird viel getrommelt“, sagt er, „aber das weckt Emotionen und lenkt den Blick auf technologische Veränderungen, die unsere Gesellschaft fundamental beeinflussen werden.“
Anders als die Herren Kurzweil, Istvan und weitere Hardcore-Transhumanisten aus den USA propagiert der Philosoph einen „schwachen Transhumanismus“, eine Realovariante für die fantasieloseren, technikskeptischeren Europäer. Und das bedeutet, dass er eine schrittweise Verlängerung menschlichen Lebens mit guter Gesundheit im Alter für möglich hält – und einen optimierten Menschen für nötig. Für ihn bedeutet das Recht auf die Veränderung des Körpers sogar „ein zentrales Menschenrecht“. Optimierung könne „ein glücklicheres Leben“ bedeuten, wobei jeder frei entscheiden soll, ob er Verbesserungstechnologien in Anspruch nehmen will oder nicht.
Tatsächlich arbeiten Forscher weltweit daran, die gezielte Veränderung von Genen ohne Nebenwirkungen auch beim Menschen zu ermöglichen. Zunächst um Patienten mit Erbkrankheiten zu heilen, möglichst schon im Mutterleib. Und später dann vielleicht, um auch gesunde Menschen gezielt aufzumöbeln. Relativ rasch, vielleicht schon in der nächsten oder übernächsten Generation, „könnten werdende Eltern erstmals Gene ihrer ungeborenen und eigentlich gesunden Kinder optimieren lassen“, schätzt Sorgner. Was dann noch komme, lasse sich nicht vorhersagen. Unvorstellbare Dinge vielleicht, fantasiert plötzlich auch der Realo Sorgner. Bestimmte Fische zum Beispiel wurden schon genetisch so verändert, dass sie ihren Energiebedarf teilweise durch Fotosynthese sichern können – wie Pflanzen. Das sei „theoretisch irgendwann auch beim Menschen denkbar“.
Hirn-Computer-Schnittstellen
Parallel treiben die Wissenschaftler die Verknüpfung von Gehirn und Maschinen voran. Zum Beispiel über Gehirn-Computer-Schnittstellen, die auf den Schädel gesetzt oder ins Gehirn eingesetzt werden. „Was da heute in einem einzigen Jahr passiert, ist bis vor kurzem nicht in einem Jahrzehnt geschehen“, stellt Benedikter fest. Die Schnittstellen sollen etwa die geistigen Fähigkeiten steigern oder Widerstandsfähigkeit und Lebensdauer.
Mit bestimmten Hirnimplantaten könnten sich beispielsweise Fremdsprachen viel besser erlernen lassen – oder das Gitarrenspiel. Die Verschaltung des Organismus mit Maschinen verbessert womöglich die Sinnesfähigkeiten, sodass man etwa Musik viel filigraner wahrnehmen könnte. „Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten 15 Jahren viel mehr davon sehen werden“, meint Roland Benedikter, „den traditionellen Körper, so wie wir ihn kennen, wird es dann nicht mehr ausschließlich geben.“
Eigentlich gilt das schon jetzt, allerdings nur für Menschen mit bestimmten Krankheiten, denen Technik zu therapeutischen Zwecken verpflanzt wurde. So wie bei Enno Park, der als Teenager ertaubte und danach ein sogenanntes Cochlea-Implantat ins Innenohr gepflanzt bekam. Die Technik lässt ihn wieder hören, zuweilen sogar besser als „normale“ Menschen. 30 00 Gehörlose allein in Deutschland haben ein solches Implantat. Außerdem „kann ich das Ding abstellen, dann ist Ruhe“, sagt der Berliner, „und das ist ziemlich geil“. Trotzdem würde er sein Implantat gerne hacken, um seinem Gehör eine Dimension zu geben, die Gesunde niemals haben könnten, nämlich Ultraschall wahrzunehmen. Sinneserweiterung: Sowas gefällt Transhumanisten!
Roland Benedikter sieht in der neuen Ideologie einen „Frontalangriff auf den Humanismus“, das jahrhundertealte Leitbild westlicher Gesellschaften. Denn die Transhumanisten begreifen die technische Entwicklung und ihren Einfluss auf die Gesellschaft als automatisch und zwingend. „Denen“, sagt der gebürtige Südtiroler, „ist nur wichtig, dass das Leben in einer guten Weise so lange wie möglich dauert.“ Der Humanismus hingegen lässt derlei Entwicklungen nur im Konsens zwischen allen gesellschaftlichen Kräften zu und pocht auf die Würde des Menschen im klassischen Sinne. Und auf Moral und Menschenrechte.
Dies wissend, nutzen die Transhumanisten nach Ansicht des Soziologen Thomas Wagner die Macht des Geldes, die in Form der führenden Firmen der Computer- und Internetwirtschaft hinter ihnen steht, um ihren Einfluss zu mehren. Inzwischen beraten führende Transhumanisten in den USA und auch in Großbritannien die Regierungen. Sie haben im Silicon Valley die Singularity University gegründet, die, so Wagner, „Eliten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit tatsächlichen und vermeintlichen Zukunftsentwicklungen vertraut macht“. Sie haben die weltumspannende transhumanistische Organisation Humanity+ gegründet und die Transhumanist Party Global, die zu einem Netzwerk nationaler transhumanistischer Parteien werden soll.
Nach Ansicht Benedikters geht es dem politischen Transhumanismus darum, „in der Bevölkerung eine Mentalität zu schaffen, die radikale Technik als einzige Lösung für die Probleme des 21. Jahrhunderts begreift“. Der Humanismus habe auf diese Herausforderung noch keine Antwort gefunden. So plant Benedikter eine Plattform zum Gedankenaustausch zwischen Humanisten und Transhumanisten. „Wir brauchen dringend auch in Europa eine Diskussion über die Herausforderung des Transhumanismus“, sagt er.
Zwar erkennt auch Benedikter, dass die Transhumanisten „den bisherigen Menschen in eine Neomenschheit überführen wollen“. Und das, „wo wir nicht einmal begriffen haben, was der Mensch ist“. Der Humanismus müsse sich also quasi neu erfinden und sich selbst vollenden, indem er sich mit den neuen Technologien auseinandersetzt und Menschlichkeit neu definiert: Künstliche Intelligenz sei per se „etwas Antihumanistisches“, gleichermaßen drohe der Mensch mit der Verschmelzung von Gehirn und Maschine seine „Ich-Bezogenheit“ zu verlieren. Damit, urteilt Benedikter, „würden weitere Kernfesten des Humanismus über Bord geworfen“. Mit einer fruchtbaren Diskussion „müssen wir die Spaltung der Bevölkerungen in neue Weltanschauungskämpfe um den Menschen und das Menschsein vermeiden“.
Vormarsch der Robokraten
Dennoch sieht er keine pauschale Gefahr in der neuen Ideologie – anders als Thomas Wagner. Der Soziologe fürchtet eine „drastische Verflechtung von Konzerninteressen, Politik und Transhumanismus“ und einen „Vormarsch der Robokraten“. Firmen wie Google und Facebook nutzen seiner Ansicht nach den Transhumanismus, um eine Form des Wirtschaftens zu unterstützen, die mit sozialer Marktwirtschaft nichts zu tun habe – in der nur Monopole Bestand hätten, die allein das Überleben der Menschen sichern. Auch in Russland und China sei man dafür aufgeschlossen. Einige Transhumanisten sagen sogar offen, dass sie die Demokratie abschaffen wollen, da sie das Streben der Konzerne nur behindere und letztlich auch nichts weiter als eine veraltete Technologie sei.
Der Berliner findet drastische Worte: „Forschung darauf auszurichten, den Menschen aus Fleisch und Blut so schnell wie möglich durch ein künstliches Wesen zu ersetzen, ist eine Schreckensvision.“ Man müsse sich genau vor Augen führen, was das bedeutet: „die Vernichtung der Menschheit, so wie wir sie kennen“.
Literatur
- Markus Jansen: Digitale Herrschaft. Über das Zeitalter der globalen Kontrolle und wie Transhumanismus und Synthetische Biologie das Leben neu definieren. Schmetterling, Stuttgart 2015
- Thomas Wagner: Robokratie. Google, das Silicon Valley und der Mensch als Auslaufmodell. PapyRossa, Köln 2015
- Ray Kurzweil: Menschheit 2.0. Die Singularität naht. Lola Books, Berlin 2014
- David Gelernter: Gezeiten des Geistes. Die Vermessung unseres Bewusstseins. Ullstein, Berlin 2016
- Jaron Lanier: Wenn Träume erwachsen werden. Ein Blick auf das digitale Zeitalter. Hoffmann und Campe, Hamburg 2015
Der Grundgedanke des Transhumanismus
Hinter der transhumanistischen Ideologie steckt ein zentrales Leitbild: das des rein biologistischen Denkens. Fast alle Transhumanisten gehen davon aus, dass das menschliche Gehirn samt Intelligenz und Bewusstsein durch die Prozesse der Evolution entstanden ist. Auch das Heiligste im humanistischen Weltbild – die Seele, die den Menschen und nur den Menschen ausmacht – „lässt sich durch die natürlich entstandene Aktivität von Zellen erklären“, meint der Philosoph Stefan Lorenz Sorgner. Selbst das Bewusstsein. In dieser Sicht ist das Gehirn nichts weiter als ein zwar sehr spezieller, aber eben doch ein Rechner, dessen Leistung man messen kann. Sie beläuft sich auf 10 00 sogenannte TeraFLOPS (floating point operations per second – Gleitkommaoperationen pro Sekunde). Der erste Computer mit gleicher Leistung dürfte Experten zufolge in sieben bis 14 Jahren auf dem Markt sein. In den Augen der Transhumanisten besitzt der Mensch mithin keine Sonderstellung. Somit sehen sie auch den Begriff der Menschenwürde anders als klassische Humanisten. Schon Tiere müssten demnach Personenstatus bekommen. Und erst recht künstliche Intelligenzen, die eines Tages ein Bewusstsein entwickeln und mindestens so schlau wie der Mensch sein könnten. Das alles würde die jahrhundertealten humanistischen Grundwerte westlicher Gesellschaften auf den Kopf stellen.