Im Juli 1990 stand die britische Heavy-Metal-Band Judas Priest in den USA vor Gericht. Kläger waren die Eltern zweier Teenager aus Nevada. Sie glaubten, unterschwellige Botschaften in Judas-Priest-Songs hätten ihre Söhne zu Suizidversuchen veranlasst – der eine Junge starb, der andere erlitt bleibende gesundheitliche Schäden und schwere Entstellungen.
Die eigentlich naheliegende Frage danach, was Ursache und was Effekt ist und ob junge Menschen vielleicht aufgrund dysfunktionaler Familien oder gesellschaftlichen Anpassungsdrucks im Heavy Metal einen Zufluchtsort suchen, wurde von der Anklage ausgeklammert. Im Laufe des Prozesses stellte sich heraus, dass die beiden Jungen aus Problemfamilien stammten und Drogen konsumiert hatten – Freispruch für Judas Priest.
Der aufsehenerregende Prozess fand in einer Zeit statt, in der in Büchern und den Medien gerne vor den fatalen Folgen von Rock, Hardrock und Heavy Metal gewarnt wurde – wie es etwa Mitte der 1980er Jahre der christliche Autor Ulrich Bäumer in seinem in vielen Auflagen erschienenen Buch Wir wollen nur deine Seele tat.
Bäumer nahm darin keine Differenzierungen vor und verrührte alles, was verzerrte Gitarren und ein düsteres Image aufwies, zu einem Brei des Bösen: „Rockgruppen, die mit dem Okkulten spielen, öffnen sich damit automatisch satanischen Mächten und laufen Gefahr, dass sich der ursprüngliche ,Spaß‘ schneller mit teuflischem Ernst verbindet, als ihnen lieb sein kann.“ Solche alarmistischen Einlassungen zu Metal waren bis weit in die 1990er Jahre verbreitet.
Teil des Bildungsbürgertums
Heute sieht es ganz anders aus. Seit einigen Jahren haben die Medien sichtliche Freude an Berichten über mal mehr, mal weniger seriöse Studien zu Heavy Metal. Dabei fallen die Resultate überraschend positiv aus. Und so liest sich das: „Heavy Metal macht…
Den kompletten Artikel können Sie bei uns kaufen oder freischalten.