Das Wort „psychosomatisch“ hat wohl der englische Dichter Samuel Taylor Coleridge erfunden. Doch der Leipziger Arzt Johann Christian August Heinroth war es, der den Begriff vor 200 Jahren in die Medizin einführte. In seinem 1818 erschienenen Lehrbuch der Störungen des Seelenlebens charakterisiert er die Ursachen von Schlaflosigkeit als „psychisch-somatisch“, hervorgerufen von „den psychischen wie den somatischen Reizen in einem aufgeregten Gefäß- und Nervensystem, im Darmkanal, in der Haut, in den Geschlechtsorganen und so fort“. Noch einen anderen Rekord hält Heinroth: 1811 übernahm er an der Universität Leipzig den weltweit ersten Lehrstuhl für „psychische Therapie“. Als glaubensfester Spätpietist führte Heinroth psychische Erkrankungen auf ein sündhaftes Tun des Kranken selbst zurück, auf eine Abkehr von Gott und einen hedonistischen Lebensstil – weshalb ihm bis heute das Image eines unwissenschaftlichen religiösen Schwärmers anhaftet. Doch damit werde man ihm nicht gerecht, meint der Medizinhistoriker Holger Steinberg und hebt hervor, dass Heinroths „Auffassung von der Entstehung psychischer Krankheiten unmittelbar von psychosomatischen Grundvorstellungen durchdrungen“ gewesen sei.
DOI: 10.1055/s-0043-121891