Zum Glück allein
Die Bibel hat recht: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Einsamkeit ist kein schöner Zustand. Doch oft gerät in Vergessenheit: Alleinzeiten sind Voraussetzung für ein erfülltes Leben. Sie sind Oasen in der Wüste der Dauerverbundenheit
Einsamkeit ist nicht gut für den Menschen. Dieser landläufigen Meinung scheint auch die Forschung recht zu geben. Einsame sterben früher, Einsamkeit ist so gesundheitsschädlich wie regelmäßiger Zigarettenkonsum oder Fettleibigkeit. Doch ist das die ganze Wahrheit? Ist Einsamkeit schlicht ein Übel, eine Plage für die Menschheit? Was ist mit dem „Glück der Einsamkeit“, was mit ihrer inneren Freiheit, ihrer „klaren, kräuselnden Heiterkeit“, von der Henry D. Thoreau, Schriftsteller und Philosoph geschrieben hat?
Genau genommen gibt es keine ausschließlich „schlechte Einsamkeit“, weshalb auch jene populäre Unterscheidung von „gutem Alleinsein“ und „schlechter Einsamkeit“ nicht sehr sinnvoll ist. Wer Einsamkeit nur auf eine Quelle menschlichen Leids reduziert, wird ihr nicht gerecht. Denn er erfasst nur einen bestimmten Ausschnitt von ihr. Einsamkeit ist komplex, vielschichtig und zutiefst ambivalent. Sie hat viele schöne Seiten, die jedoch in unserer Zeit mehr und mehr in Vergessenheit geraten.
Einsamkeit ist – anders als das schlichte Alleinsein– zunächst ein innerer Gefühlszustand, der uns dann überkommt, wenn wir ganz auf uns selbst gestellt sind. Ob dieser Zustand als leidvolle Vereinsamung empfunden wird oder gar als Chance der Reifung und des Unabhängigwerdens von sozialen...
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