Plötzlich sieht man überall Gesichter: Zwei Fenster in der Häuserfront und eine Tür – das sieht doch aus wie ein Gesicht! Der Mülleimer mit den zwei Aufklebern. In den Wolken und der Obstschale. Wer das Spiel „Überall Gesichter“ schon mal mit seinen Kindern oder aus Jux gespielt hat, weiß, dass wir fast überall ein Antlitz entdecken können. Man muss nur mal lockerlassen und spielerisch auf die Welt gucken.
Genau dieser frische, unkonventionelle Blick beschreibt das Wesen der Kreativität: Wir sind offen für Eindrücke, kombinieren sie zu neuen Bildern und Ideen. Und nicht selten finden wir so auch überraschende, neue Lösungen für Probleme. Man denke nur an all die Provisorien, die man sich schon im Haushalt gebastelt hat. Und jeder kennt das erhebende Gefühl, wenn man angesichts der wenigen Zutaten im Kühlschrank plötzlich eine super Idee für ein leckeres Essen hat. Kurzum: Jeder Mensch ist kreativ.
Gerade im Beruf gelingt es jedoch nur den wenigsten, diese Fähigkeit zu entfesseln. „Im Job streben die meisten danach, die Anforderungen möglichst schnell, effizient und fehlerfrei zu erfüllen. Da bleibt kein Freiraum im Kopf“, sagt Jörg Mehlhorn. Das sei der Tod für jede Kreativität. Der emeritierte Professor für Marketing und Innovation an der Hochschule Mainz ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Kreativität (DGfK). Der Verein will das kreative Potenzial im deutschsprachigen Raum stärken. Denn er sieht darin die Schlüsselfähigkeit, um Wirtschaft und Gesellschaft voranzubringen. Schließlich fordern die komplexen Probleme in dieser Welt immer wieder neue Lösungen – und diese entstehen nicht auf den üblichen Pfaden, sondern nur, wenn wir unser schöpferisches Denken bemühen.
Zentrale Facette des menschlichen Geistes
Der Begriff Kreativität leitet sich vom lateinischen creare ab, was „etwas neu schöpfen“ aber auch „auswählen“ bedeutet. Die Definition von Kreativität greift beides auf: Eine kreative Idee müsse nicht nur originell und neu sein, sondern…
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