Herr Köhler, Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen haben mit ehemaligen Neonazis gesprochen, die nach jahrelanger Zugehörigkeit zum Milieu ausgestiegen sind. Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Die Reue und die Schuld. Manche zeigten ein riesiges Bedürfnis, ihre Schuld wiedergutzumachen. Einige der Befragten haben wie Kinder fast hilflos nach Vergebung gesucht. Es sind Menschen, die sich verändert haben. Sie haben gezeigt, dass das möglich ist.
Wer waren die Befragten?
Da die rechte Szene generell sehr männlich ist, waren es zu mehr als 80 Prozent Männer, im Durchschnitt 35 Jahre alt. Die jüngste Person war 18, die älteste 62. Wir haben nur Interviews von Befragten ausgewertet, die mindestens fünf Jahre in der Szene gewesen waren, insgesamt haben wir mit 36 ehemaligen Neonazis gesprochen. Die Bildungsabschlüsse waren etwas höher als im Durchschnitt der Szene: Wenige hatten einen Hochschulabschluss, die meisten Realschulabschluss oder Abitur.
Viele waren in jungen Jahren dazugestoßen und im Schnitt zehn Jahre dabeigeblieben. Einige hatten aufgrund ihrer Bildung und Fähigkeiten führende Positionen, etwa als Anführer von Gruppen, als Autoren von Texten oder Administrator von Websites. Ein Teil von ihnen war mal in Haft. Allen war ihre Zeit in den rechten Gruppen damals wichtig gewesen. Sie hatten viel darüber nachgedacht und die Sache ernst genommen. Als Aussteiger sind sie nicht repräsentativ: Sie hatten die Szene verlassen, weil sie mit ihr nicht mehr einverstanden waren. Wer keine Probleme damit hat, bleibt.
Was hatte die Interviewten zum Einstieg in die Neonaziszene motiviert?
Die meisten wollten mehr aus ihrem Leben machen, etwas erreichen. Entscheidend war das Gefühl, von der Gesellschaft und der Politik „ungerecht“ behandelt zu werden und zu erleben, dass „Stolz“, „Ehre“ und „Kameradschaft“…
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