Frau Menzfeld, wer „Salafist“ hört, der denkt sofort an Böses. Ist das ein unzulängliches Stereotyp?
Nein, wenn wir bei dem Wort Salafist bleiben, dann denke auch ich an Böses. Denn Salafist ist ein wertender Ausdruck, der im Laiensprachgebrauch, aber auch in der Prävention von Radikalisierung verbreitet ist. Wenn man ihn verwendet, muss man bedenken, dass man damit eine normative Vorbeurteilung der Menschen dieser bestimmten Glaubensrichtung vornimmt. Will man das nicht tun, dann nennt man sie Salafis. Diese Menschen sind nur sehr selten gefährlich in dem Sinne, dass sie Gewalt ausüben.
Was kennzeichnet diese Glaubensrichtung?
Salafis wollen sich sehr genau daran orientieren, wie die ersten drei Generationen von Musliminnen und Muslimen gelebt haben – also die Zeitgenossen von Muhammad und deren Nachfahren. Sie versuchen, anhand einer wörtlichen Lesart des Korans und der überlieferten Aussprüche des Propheten zu deuten, wie sie sich zu verhalten haben.
Würden das andere Muslime nicht auch von sich behaupten?
Mag sein. Aber bei Salafis kommt Weiteres hinzu: Sie lehnen zum Beispiel religiöse Neuerungen und das, was sie als kulturelle Einflüsse auf die Religionspraxis wahrnehmen, weitgehend ab. Wichtig ist ihnen auch, dass nichts und niemand anderes neben Gott verehrt werden soll. Was genau das praktisch bedeutet, wird sehr unterschiedlich ausgelegt. Deshalb sehen wir bei Salafis ein erstaunlich breites Spektrum an Glaubensinterpretationen.
Die einzelnen Gruppen sind sich untereinander meist nicht grün. Selbst innerhalb der Gruppen gibt es auseinandergehende Auslegungen. Zudem sind Salafis in Deutschland üblicherweise Konvertiten und Rekonvertiten – also entweder Leute, die zuvor noch nie mit dem Islam zu tun hatten, oder die,…
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