Von Kopf- und Bauchmenschen

Manche setzen voll auf ihre Intuition. Andere denken immer wieder über eine Entscheidung nach. Welche Vor- und Nachteile haben die beiden Strategien?

Die Illustration zeigt Menschen,  die zwischen Intuition und Verstand wählen.
Intuition oder Verstand: Manchmal stimmen sie überein, manchmal nicht. © DrAfter 123/Getty Images

Steve Jobs, der visionäre Bauchmensch – Bill Gates, der rationale Technokrat: Dieses recht schwarz-weiß gezeichnete Bild der beiden Manager hat die Computerbranche in den letzten Jahrzehnten geprägt. Dass Menschen Informationen unterschiedlich verarbeiten, ist heute aber weitgehend unstrittig. Manche denken eher systematisch und bewerten sorgfältig die möglichen Alternativen. Andere folgen ihrem Instinkt und treffen die Wahl, die sich richtig „anfühlt“. Psychologen sprechen von unterschiedlichen kognitiven Stilen – dem systematischen (oder rationalen) und dem intuitiven Stil.

Ob wir uns eher systematisch oder eher intuitiv entscheiden, scheint ein sehr stabiler Wesenszug zu sein. „Wir haben zwar beide Systeme – das intuitive und das systematische“, erklärt die israelische Psychologin Lilach Sagiv von der Hebrew University of Jerusalem. „Mit der Zeit entwickeln wir aber eine feste Vorliebe für einen der beiden Denkstile.“

Viele Forscher sind davon überzeugt, dass sich diese Vorliebe im Laufe des Lebens nur wenig ändert. Aus einem Bill Gates wird nie ein Steve Jobs, aus einem Captain Kirk nie ein Mr. Spock, aus einer Claudia Roth nie ein Wolfgang Schäuble: einmal Bauchmensch, immer Bauchmensch.

Arbeits- gegen Langzeitgedächtnis

Wieso denken manche systematisch, andere intuitiv? Der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth vermutet den Grund in der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses. Dort findet die bewusste, systematische Verarbeitung von Informationen statt. Das Arbeitsgedächtnis habe aber eine sehr geringe Kapazität, erklärt Roth. Bei zu viel Input qualmt uns daher schnell der Kopf. Wann dieser Punkt erreicht ist, ist weitgehend genetisch bestimmt und lässt sich kaum trainieren. Manche Menschen haben also von Geburt an ein leistungsfähigeres Arbeitsgedächtnis als andere. Sie denken einer australischen Studie zufolge häufig rationaler – vermutlich einfach deshalb, weil es ihnen leichter fällt.

Bei sehr komplexen Aufgaben stößt aber auch ein leistungsfähiges Arbeitsgedächtnis an seine Grenzen. In diesen Fällen kommen wir mit einer bewussten logischen Analyse nicht weiter. Wir haben aber glücklicherweise ein zweites System, das uns in diesen Fällen unter die Arme greift: unsere Intuition. Sie hat ihre Wurzeln im Langzeitgedächtnis – genauer gesagt in den Regionen, in denen wir unsere Erfahrungen speichern. Das Langzeitgedächtnis analysiert jede neue Situation und fragt sich: Was habe ich in der Vergangenheit bei ähnlichen Problemen gemacht? Und hatte ich damit Erfolg? Es erlaubt uns so, erprobte und für gut befundene Lösungen zu recyceln.

Wie Sie rationales und intuitives Denken im Alltag klug kombinieren können, lesen Sie im kompletten Artikel „Von Kopf- und Bauchmenschen“ in unserem aktuellen Themenheft der Reihe Psychologie Heute compact: Die Kunst sich zu entscheiden. Wie wir in unübersichtlichen zeiten eine kluge Wahl treffen

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute Compact 61: Die Kunst, sich zu entscheiden
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