Wenn die Arbeit den Blutdruck steigen lässt

Wenig Kontrolle, hohe Anforderungen und zu wenig Gegenleistungen – solche Bedingungen im Beruf schaden nachweislich der Gesundheit.

Erwerbstätige der Allgemeinbevölkerung aus einer großen Zahl von Branchen wiesen einen im Durchschnitt höheren Blutdruck auf, wenn ihre psychosozialen Arbeitsbedingungen sehr fordernd waren und sie dafür zu wenig zurückbekamen, also etwa Einkommen, Beförderung oder Wertschätzung. Das ergab die Analyse von Daten von insgesamt 63.800 Angestellten mit rund 400 verschiedenen Berufsbezeichnungen aus drei nördlichen Provinzen der Niederlande. Hingegen senkte ein hohes Maß an emotionaler Arbeit, etwa in der Pflege oder mit Kunden, den Blutdruck sogar ein wenig – womöglich, weil diese Art von Tätigkeit als belohnend empfunden werde, schreiben Forschende.

Wie die Autorinnen und Autoren schreiben, handele es sich um eine der ersten Studien, in der die Auswirkungen von psychosozialen Arbeitsbedingungen auf den Blutdruck in Stichproben aus der Allgemeinbevölkerung untersucht wurden. Die untersuchte Stichprobe sei für die nördlichen Provinzen, wo die Teilnehmenden lebten, repräsentativ. Das Autorenteam geht davon aus, dass ein umgekehrter Zusammenhang unwahrscheinlich sei, der Blutdruck also vermutlich nicht schon erhöht war, bevor die Teilnehmenden ihre Jobs angetreten hatten. Der Blutdruck war jeweils eigens für die Studie gemessen worden, die Angaben beruhten also nicht auf Selbstberichten der Teilnehmenden.

Dabei untersuchten die Forscherinnen und Forscher drei Konzepte, in denen psychosoziale Belastungen bei der Arbeit definiert sind: Unter job strain verstehen Arbeitswissenschaftler die Kombination einer sehr fordernden Arbeit, bei der zugleich wenig Kontrolle möglich ist. Effort-reward-imbalance liegt vor, wenn das Verhältnis zwischen der eigenen Anstrengung und dem, was man von der Arbeit zurückbekommt, als unausgewogen erlebt wird. Schließlich ging es noch um emotional labor, die Erwerbstätige oft in der Pflege oder im häufigen Umgang mit Kundinnen und Kunden leisten. Erfasst wurden außerdem Alter, Alkohol- und Zigarettenkonsum, Body Mass Index, Einkommen, Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten. Gefragt wurde zudem, wie sehr die Teilnehmenden den psychosozialen Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt waren. Die ersten beiden Konzepte erwiesen sich als diejenigen Zustände, die den Blutdruck im Durchschnitt erhöhten, wenn sie stark ausgeprägt waren.

Md Omar Faruque u. a.: Psychosocial work factors and blood pressure among 63800 employees from The Netherlands in the Lifeline Cohort Study. J Epidemiol Community Research, 2021. DOI: 10.1136/jech-2021-216678

Artikel zum Thema
Dossier Beruf & Leben: Wir sollen länger arbeiten – bis 67, mindestens. Aber wie bleibt man gesund und motiviert im Job? Und was können Betriebe dafür tun?
Stimmt es, dass Onlinemeetings müder machen als Treffen vor Ort? Offenbar ja, stellten Psychologinnen und Psychologen in einer kleinen Studie fest.
Kolleginnen grenzen sie aus, dem Chef kann sie nichts recht machen, Vorwürfe häufen sich: Eine Betroffene berichtet von Mobbing im Beruf.
Anzeige
Psychologie Heute Compact 79: Das Leben aufräumen