Frau E. berichtet einen Traum: Sie ist in Unruhe, weil im Elternhaus Waffen versteckt sind. Sie weiß nicht genau, von wem – einer rechtsradikalen Gruppe? Sie will ihre Eltern warnen, sucht sie und kommt auf den Dachboden. Dort findet sie Vater und Mutter erhängt, mit Pappschildern um den Hals, auf denen steht: „Verräter der Republik“. Mehr kann sie nicht erinnern.
Der Hintergrund hierzu: Nach einem Krankenhausaufenthalt des bald neunzigjährigen Vaters brach die Mutter buchstäblich unter der Last zusammen, ihn zu pflegen. Die Tochter ließ alles stehen und liegen. Sie reiste zu ihren Eltern, um deren Pflege zu organisieren. Die beiden sind geistig noch rege, aber vor allem der Vater ist körperlich sehr geschwächt, muss wegen der Emboliegefahr Stützstrümpfe tragen und oft umgebettet werden. Dabei kam es auch zu einem Wirbelbruch bei der Mutter.
Sie weinte heimlich
Die Tochter organisierte die Dauerbetreuung durch ein Team osteuropäischer Krankenschwestern. Das gelang nicht ohne Konflikte. Die Mutter wollte nicht, dass die Tochter ein Zimmer für die Pflegekraft ausräumte und einrichtete. Es bedurfte zäher Verhandlungen; oft fühlte sich Frau E. durch den Widerstand der Mutter entwertet.
Sie ärgerte sich über die Undankbarkeit der Pflegebedürftigen, wollte diese aber nicht mit ihren Gefühlen belasten. Manchmal war die Tochter so erschöpft, dass sie heimlich weinte. Endlich war alles gelungen, sie verließ das Elternhaus und kehrte in die Wohnung zurück, die sie mit ihrem Mann…
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