Früher war im Fernsehen alles einfacher. Beim Tatort gab es die guten Kommissare, die bösen Täter, und in den Liebesfilmen fanden die Deckel verlässlich ihre Töpfe. Dr. Brinkmann (Die Schwarzwaldklinik), Dr. Stefan Frank (Der Arzt, dem die Frauen vertrauen) und Dr. Quinn (Ärztin aus Leidenschaft) heilten kompetent, vertrauenswürdig und leidenschaftlich ihre Patienten, blieben dabei stets freundlich und fanden daneben noch ihr Liebesglück.
Als mindestens dubiose Figuren treten dagegen seit jeher die Psychotherapeuten in Filmen und Serien auf. Nicht selten scheinen sie ihren Patienten mehr zu schaden als zu helfen und wirken selbst psychisch instabil oder sogar völlig durchgeknallt. Mörder, Vergewaltiger, Pädophile, Scharlatane und Hochstapler finden sich unter Freuds Urenkeln in Filmen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Übersichtsarbeit der Literaturwissenschaftlerin Jacqueline Hopson von der Universität Exeter. Die Autorin, die selbst jahrelang Psychiatrie- und Therapiepatientin war, bezieht sich dabei unter anderem auf Filmklassiker wie Das Schweigen der Lämmer, Einer flog über das Kuckucksnest oder die Stieg-Larsson-Verfilmung Verblendung.
Nur geringfügig positiver kommen die Psychotherapeuten in einer Studie des amerikanischen Psychiaters Numan Gharaibeh aus dem Jahr 2005 weg, der 100 populäre US-Filme ausgewertet hat. Seinen typischen fiktiven Kollegen sieht er als mittelalten weißen Mann porträtiert, der freundlich wirkt, aber inkompetent ist und in der Regel Grenzverletzungen – meist sexueller Art – begeht.
Psychotherapeut als Antiheld
Dabei könnte ein Psychotherapeut, eine Psychotherapeutin so viel sein: helfend, heilend, verstehend. Jene Personen, die für eine große Zahl realer Menschen ein geschätzter Beistand in emotionaler Not sind, werden im Film zu einem Archetyp des Bösewichts…
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