Viel mehr Alkohol ab 16

Nach dem 16. Geburtstag dürfen Jugendliche in vielen Ländern Wein, Sekt oder Bier trinken. Und das tun sie. Wie, zeigt eine neue Studie.

Nach dem 16. Geburtstag dürfen Jugendliche in vielen Ländern Wein, Sekt oder Bier trinken. Und das tun sie – deutlich intensiver und häufiger als vorher, zeigt eine Studie. Ökonominnen und Ökonomen analysierten Daten des European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs (ESPAD) und kombinierten sie mit Informationen einer österreichischen Krankenkasse über alkoholbedingte Krankenhauseinweisungen. Einbezogen waren Daten von mehr als 91000 Ju­gendlichen. Unmittelbar nach dem 16. Geburtstag zeigten die Auswertungen einen starken Anstieg im Alkoholkonsum von 55 Gramm pro Woche auf 105 Gramm und der Zahl der Alkoholvergiftungen um 42 Prozent.

Die Analyse legt nahe, dass es nicht am leichteren Zugang liegt, sondern an einer anderen Einschätzung. Wenn der Gesetzgeber Alkoholkonsum erlaube, gelte das Trinken offenbar als weniger riskant. Was noch deutlich wurde: Teenager aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status und männliche Jugendliche reagierten am stärksten auf die gesetzliche Trinkerlaubnis ab 16 Jahren.

Alkohol ist beliebt bei Jugendlichen – obwohl sie am Anfang skeptisch sind: Bevor sie den ersten Schluck Wein oder Bier trinken, erwarten sie nicht unbedingt etwas Gutes davon. Aber je früher sie mit Alkohol in Kontakt kommen, desto positiver werden solche Erwartungen im Lauf der Zeit, also etwa Spaß zu haben oder gesellig zu sein. Dies zeigen Befragungen US-amerikanischer Psychologinnen und Psychologen von Jugendlichen mehrerer Mittelschulen, die zwischen 10 und 15 Jahre alt waren.

Alexander Ahammer u.a.: Minimum legal drinking age and the social gradient in binge drinking. Working paper No. 2025, Universität Linz 2020

Hayley Treloar Padovano u. a.: The altered course of learning: How alcohol outcome expectancies are shaped by first drinking experiences. Psychological Science, 2020. DOI: 10.1177/0956797620959006

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 3/2021: Wege aus der Depression
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