Meine Badezimmertür ist über hundert Jahre alt, und sie hat mir im Laufe unserer gemeinsamen Zeit mehrfach zu verstehen gegeben, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Und ausgerechnet jetzt, in einer Samstagnacht, fliegt sie durch einen Windstoß zu und geht nicht mehr auf, egal was wir, meine Freundin Katja und ich, versuchen. Nachdem wir mit allerlei Kugelschreibern und Schraubenziehern hantiert haben, rufen wir einen Schlüsseldienst an. „Ich bin in dreißig Minuten da“, sagt der Schlüsseldienst putzmunter.
Weder Katja noch ich haben jemals Kontakt zu einem Schlüsseldienst gehabt. Katja sagt, sie habe gelesen, dass Schlüsseldienste oft von ehemaligen Einbrechern betrieben werden, und schaut mich dabei an, als rechne sie nicht nur mit einem Einbrecher a.D., sondern mit einem Serienkiller.
Immer wenn jemand von Einbrechern anfängt, muss ich an meine frühe Kindheit denken. Als ich im Vorschulalter war, arbeitete mein Vater als Gefängnispsychologe, und manchmal wohnten entlassene Strafgefangene übergangsweise bei uns. Einer davon war Elmar, er war damals Mitte zwanzig und lebte zwei Jahre lang bei uns. Er war – aus meiner Sicht – turmhoch, trug eine Vokuhila-Frisur und weiße Schlaghosen, die am Saum Stockflecken hatten, und er roch intensiv nach Ernte 23. So rochen auch meine Haare, wenn Elmar mir Zöpfe geflochten hatte, was meine Kindergärtnerin weit weniger angenehm fand als ich.
Ich liebte Elmar. Er brachte mir die Schleife bei, das Alphabet und wie man Kakao anrührt; also eigentlich alles, was man wissen muss. Ich hatte keine Ahnung, was Elmar sich hatte zuschulden kommen lassen. Mein Vater erzählte mir später, er sei wiederholt in Geschäfte ein- und habe...
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