Enttäuscht? Anleitung zur Selbstfürsorge

Wie gehen wir mit Enttäuschungen um? Diese Tipps helfen, Enttäuschung Schritt für Schritt hinter sich zu lassen

Die Illustration zeigt einen Mann mit einem bunten Regenschirm, der durch einen bunten Regenschauer geht,  und wo er drauftritt ist die Sonne
Einen Schirm, der vor Enttäuschung schützt, gibt es nicht. Aber Wege, wie wir sie hinter uns lassen. © Orlando Hoetzel für Psychologie Heute

Jemand oder etwas hat Sie enttäuscht: die Reaktion eines Freundes, eine Bewertung bei der Arbeit, die gebuchte Ferienwohnung. Nun können Sie sich auf zweierlei Weise helfen: emotional und kognitiv.

Liebevoll mit sich umgehen, dazu Kopf einschalten

Emotionale erste Hilfe heißt: Seien Sie sich selbst ein guter Freund oder eine gute Freundin. Erkennen Sie Ihren eigenen Schmerz an, selbst wenn es sich um eine Alltäglichkeit handelt. So wie wenn man ein Kind tröstet, das hingefallen ist. Atmen Sie durch – real wie emotional. Schaffen Sie Distanz zum Ereignis, etwa indem Sie eine Nacht darüber schlafen. Dann loten Sie aus: Wo habe ich Handlungsmöglichkeiten, wo muss ich die Situation so akzeptieren, wie sie ist?

Kognitiv bedeutet: Ordnen Sie das Geschehen für sich ein. Ist es wirklich schlechter als erwartet oder einfach nur anders? War meine Erwartung unrealistisch? Kann ich daraus lernen (etwa bei einer negativen Rückmeldung im Job künftig die Strategie wechseln, dazulernen, etwas besser machen)? Was würde mir helfen, mich auf die unerwartete Situation einzustellen? Auch die Vogelperspektive kann oft heilsamen Abstand schaffen: Wie werden Sie wohl in drei Monaten oder drei Jahren auf die heutige Situation zurückblicken? Können Sie sogar darüber lachen?

Transparenz schaffen, kommunizieren, Perspektivwechsel

Unausgesprochene Enttäuschungen und Kränkungen neigen dazu, innerlich zu gären – vor allem wenn es um Zwischenmenschliches geht. Deshalb ist offenes, nicht wertendes Ansprechen unumgänglich. Oft ist der anderen Seite gar nicht klar, was sie bei Ihnen auslöst, weil beide von unterschiedlichen Wertvorstellungen ausgehen.

Etwa: Ich bin enttäuscht, weil eine Freundin meinen Geburtstag vergessen hat – sie wiederum feiert den Tag selbst nicht und findet Geburtstage bei Erwachsenen generell überschätzt. Manchmal muss man eigene Vorstellungen und Glaubenssätze loslassen.

Oder: Ich habe so viel Liebe und Mühe in die Erziehung meiner Kinder gesteckt, jetzt erwarte ich, dass sie mich im Älterwerden umsorgen. Hier ist Enttäuschung vorprogrammiert. Oft hilft ein gedanklicher Perspektivwechsel, die andere Seite besser zu verstehen.

Enttäuschung loslassen und vergeben

Wer mit einer Enttäuschung hadert, bindet sich innerlich an die Vergangenheit. Das kann aggressiv und reizbar machen, zu Rachegefühlen und Depressionen führen – umso mehr, je tiefer die individuell empfundene Enttäuschung und je höher der Wert ist, den Sie der Situation zumessen. Überprüfen Sie Ihre Werte: Vielleicht sind sie unerfüllbar, passen nicht mehr zu Ihnen, zu Ihrer Situation? Was davon können Sie gehen lassen?

Wenn Sie eine schwere Enttäuschung mit sich tragen, helfen beim Loslassen und Vergeben Methoden wie das narrative Schreiben, die Weisheitstherapie, aber auch Achtsamkeits-Meditationstechniken, um das zurückliegende Ereignis und das dadurch ausgelöste Gefühl zunehmend trennen zu können.

Zum Loslassen gehört auch, sich aus der Opferrolle zu befreien: Diese Position ist zwar bequem, weil man sich in ihr passiv einrichten und auf Mitleid hoffen darf, sie führt aber zu innerer Starre und verhindert die Zukunftsorientierung.

Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie auch folgende Artikel:

  • Enttäuschungen gehören zum Leben – durch andere, durch die Umstände, durch uns selbst. Warum sie manche verbittern lassen, während sie für andere zum Wachstumsmotor werden in Drüber wegkommen.

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