Die Persönlichkeitspsychologie erforscht, wie und warum sich Personen in ihrem Erleben und Verhalten unterscheiden. Eine zentrale Annahme ist, dass wir weitgehend stabile Eigenschaften haben, die in Wechselwirkung mit der aktuellen Stimmung beeinflussen, wie wir auf unsere Umwelt reagieren.
Die meisten Persönlichkeitsmerkmale können einer von fünf großen Merkmalsgruppen zugeordnet werden: Zu den sogenannten Big Five zählen Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Wer in einem Big Five-Fragebogen auf der Offenheits-Skala hoch punktet, ist wahrscheinlich auch überdurchschnittlich kreativ. Verträgliche Menschen sind mit ihrem Leben im Durchschnitt besonders zufrieden. Extraversion und Gewissenhaftigkeit gehen oft mit Berufserfolg einher – diese Faktoren werden branchenübergreifend bei der Personalauswahl in den Blick genommen. Und Neurotizismus? Forschende vermuten, dass sich der Persönlichkeitsfaktor mit dem schlechtesten Ruf evolutionär durchsetzen konnte, weil gerade die Grüblerischen und Ängstlichen unter uns im Krisenfall vorbereitet sind. Viel häufiger als die Extreme kommen jedoch mittlere Ausprägungen auf allen fünf Faktoren vor. Die Big Five sind nicht als „Schubladen“, oder Typen, zu verstehen (eine Einteilung in Typen sieht etwa der umstrittene Myers-Briggs-Test vor). Ein Big-Five-Profil beschreibt feine Unterschiede in der individuellen Gewichtung von Eigenschaften, die als solche allen Menschen gemeinsam sind. Zum Teil scheinen diese Merkmalsunterschiede sogar körperlich messbar zu sein. Es wird angenommen, dass sie etwa zur Hälfte genetisch bedingt sind. Unsere Persönlichkeit ist damit aber nicht festgeschrieben. Wir können zum Beispiel die soziale, berufliche oder kulturelle Umgebung verändern, in der sich unsere Eigenschaften entfalten – und uns auf diese Weise ein Leben lang entwickeln.