Da stehe ich nun und habe Pech gehabt. Ein Aushang verrät: „Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung ist für externe Besucher bis auf Weiteres geschlossen.“ Eigentlich soll ich hier im Südwesten Berlins den Psychologen Gerd Gigerenzer treffen. Doch jetzt hat Corona die Türen abgesperrt. Erst nach einigen Irrwegen und zwei Telefonaten holt man mich ab. Dumm gelaufen. Statt den Zettel an der Tür zu lesen, Google Maps zu vertrauen und einen anderen Eingang zu suchen, hätte ich eine viel simplere Strategie wählen sollen: „Warum haben Sie nicht einfach geklingelt?“, fragt Gigerenzers Assistentin.
Genau solche Alltagsentscheidungen sind Gerd Gigerenzers Forschungsfeld. Darin trainiert er Ärztinnen und Patienten, Banker und Privatanlegerinnen, Richterinnen und Fußballfunktionäre – in Deutschland, England, den USA und anderswo. Er gehört zu den bekanntesten Psychologen der Welt. Jetzt lächelt er unter einem breiten Schnurrbart. Wir sitzen an einem länglichen Tisch im Außenbereich des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, wo Gigerenzer 20 Jahre lang Direktor war. Heute – jenseits der siebzig – leitet er das von ihm gegründete Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam.
Doch Gerd Gigerenzer hat nicht nur in der Fachwelt einen Namen. Viele kennen sein Gesicht. Er hat populärwissenschaftliche Bücher geschrieben, übersetzt in mehr als zwanzig Sprachen. Man sieht ihn regelmäßig im Fernsehen. Denn Gigerenzer befasst sich mit dem Alltagsdenken der Menschen und…
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