Es gibt vieles, das wir im Laufe des Lebens loslassen müssen, damit wir nicht verbittern oder gar depressiv werden: einen Job oder einen Partner, der Gift für uns ist; Ziele oder Wünsche, die allenfalls unter größter Anstrengung oder gar nicht erreichbar sind; Lebensentwürfe, die sich als illusorisch erweisen.
Doch viele starke Gefühle machen uns das Loslassen schwer. Wenn Menschen zum Beispiel von ihrer Partnerin oder ihrem Partner verlassen werden, wirken die Kränkung und die noch vorhandenen, jetzt heftig aufwallenden Liebesgefühle wie ein Prellbock für den nötigen Ablösungsprozess – verstärkt durch das verminderte Selbstwert- und Ohnmachtsgefühl. Ein bitterer Cocktail der negativen Emotionen. Angesichts dessen erstaunt es kaum, wie viel Leid Menschen ertragen, bevor sie erkennen, dass Loslassen der einzige Weg zu der Befriedung der Seele ist und „dieses Erkennen auch in Handlung umsetzen“, so der Psychologe Bernhard Schmitz.
Meist hilft beim Ablösungsprozess zu etwas Neuem die Zeit, die zwar nicht alle Wunden heilt, aber nach und nach die Schmerzen während der allmählichen Rückkehr zu einem selbstbestimmten Leben lindert. Doch diese Wandlungszeiten, in denen wir unser inneres Gleichgewicht verlieren und wiederzufinden trachten, sind Krisenzeiten, denn damit das Loslassen gelingt, gilt es, sich alles genau anzuschauen, was einen daran hindert. Sich das Loslassen einfach zu verordnen gelingt nicht – es kann nur glücken, wenn man die schmerzenden Gefühle in einem fließenden Prozess zulässt und um das Alte trauert.
Praktische Lebenskunst
Akzeptanz ist der erste Dreh- und Angelpunkt dieses Prozesses. Wer die negativen Gefühle unterdrückt, anstatt sie anzunehmen, bei dem kommen sie zum Teil stärker zurück als zuvor. Hilfreich sein können die Erkenntnisse der Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Sie setzt auf verhaltenstherapeutische Elemente und achtsamkeitsbasierte Meditation, um die Ereignisse im Leben so anzunehmen, wie sie sind – inklusive aller schmerzhaften und unangenehmen Empfindungen. Der Psychotherapeut Sebastian Remmers etwa hat Menschen, die gerade ihren Partner verloren hatten und unter depressiven Symptomen litten, nach ihren Gedanken rund um den Verlust befragt. Es zeigte sich: Wer den Tod der Partnerin annahm, statt ihn zu leugnen, bei dem besserte sich die Symptomatik schneller.
Wie das Loslassen sich noch positiv auf Seele und Körper auswirkt, lesen Sie im kompletten Artikel „Leichter loslassen“ in unserem aktuellen Themenheft der Reihe Psychologie Heute compact: Loslassen: Aufgeben können – Gewohntes hinterfragen – Raum schaffen für Neues