Was sich hinter der Maske verbirgt

Trotz Masken können wir die Gefühle anderer einigermaßen „lesen“ – es ist nur nicht ganz so einfach wie ohne, zeigt eine Onlinestudie.

Masken für den Infektionsschutz machen Begegnungen während der Pandemie vor allem in Innenräumen möglich oder erleichtern sie – so genervt viele von uns auch sind. Ein Grund für die Gereiztheit wird darin gesehen, dass Masken die Kommunikation mit anderen erschweren. Das stimmt, aber der Effekt ist nicht gravierend, zeigt eine Onlinestudie mit 200 Teilnehmenden: Sie konnten die Emotionen in den gezeigten Gesichtern unabhängig davon erkennen, ob die Gesichter mit oder ohne Masken dargeboten wurden.

Etwas weniger gut gelang es allerdings, die Intensität von Gefühlen in den maskierten Gesichtern zu erschließen. Auch das so genannte „Mimikri“ funktionierte mit Masken nur dann, wenn die gezeigten Gesichter traurig waren. Unter Mimikri verstehen Forscherinnen und Forscher unsere Neigung, Mimik und andere Signale in Gesichtern unbewusst nachzuahmen und zu spiegeln. Die Forschenden mutmaßen, dass fröhliche Gesichter hinter Masken nicht nachgeahmt wurden, weil es für die Deutung eines freudigen Gesichtsausdrucks mehr Spielraum gibt und dieser vieldeutiger sei als ein trauriger.

Weniger nah

Insgesamt, so das Resümee der Autorin und der zwei Autoren, fühlen wir uns wahrscheinlich Menschen mit Masken weniger nah. Jede Versuchsperson sah insgesamt 24 Kurzvideos, in denen ein Gesicht mit zunächst neutralem Ausdruck zu sehen war, der dann wechselte und schließlich entweder freudig oder betrübt war. Ein Teil der Gesichter waren virtuell mit Maske bedeckt worden, die anderen nicht. Die Teilnehmenden mussten über eine Webcam verfügen, die ihren Gesichtsausdruck aufzeichnete, während sie sich die Gesichter-Videos ansahen und sie gaben jeweils an, wie sie den Gefühlsausdruck einschätzten und außerdem, wie nah sie sich der gezeigten Person gerade fühlten. Sie wurden außerdem gebeten, ihre Einstellung zum Maskentragen generell zu berichten.

Die Teilnehmenden identifizierten den Gefühlsausdruck in den gezeigten Gesichtern treffsicher, egal ob Maske oder nicht. Allen Nicht-Maskenträgerinnen fühlten sich die Teilnehmenden jedoch näher als denen mit Maske. Was bedeutet das nun für unsere Verständigung? Masken machen die Kommunikation durchaus komplizierter, lautet das Fazit der Autorin und der beiden Autoren – vor allem, weil wir positive Gefühle hinter der Maske nicht so stark wahrnehmen. Aber schließlich, so betont das Forschungsteam: Beim Verstehen und Ausdrücken von Emotionen helfen uns ja auch noch Körperhaltung, Gesten und Stimme.

Till Kastendieck u. a.: (Un)mask yourself! Effects of face masks on facial mimicry and emotion perception during the COVID-19 pandemic. Cognition and Emotion, 2021. 10.1080/02699931.2021.1950639

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