Wir sind Gedächtnis und wir sind das, woran wir uns aus unserem bisherigen Leben erinnern. Die Fragen „Wo komme ich her?“, „Was erlebe ich gerade?“ und „Was möchte ich tun?“ lassen sich auch aus dem Fundus des Gedächtnisses beantworten. Doch das funktioniert nur, wenn wir immer wieder Wichtiges von Unwichtigem trennen und so im Kopf aufräumen und uns neu ausrichten.
Erinnern ist ein Wiedereinsammeln von Wahrnehmungen, Fakten und Vorstellungen, die verstreut über lose verbundene Netzwerke im Gehirn…
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von Wahrnehmungen, Fakten und Vorstellungen, die verstreut über lose verbundene Netzwerke im Gehirn miteinander verflochten sind. Vergessen bewirkt dabei, dass das Hintergrundrauschen unterdrückt werden kann. Es filtert Erinnerungen, so dass markante Signale prominent hervortreten. Ein gewisser Verlust muss sich hierbei quasi ereignen, um das Behalten zu stärken, wenn man sich erneut mit dem Stoff beschäftigt. Das Gedächtnis wäre also nutzlos, wenn es unnachsichtig treu wäre.
Der Satz „Klugheit ist die Kunst zu wissen, was man übersehen darf“ hat mich lange beschäftigt, denn er zeigt, wie man auch beim Älterwerden auf der Höhe bleiben kann. Unser Gehirn weiß, worauf es achten muss, und bleibt so noch lange sehr leistungsfähig. Als 1964er Jahrgang bin ich dieses Jahr sechzig geworden, somit ist jetzt das Thema, „jung im Kopf“ zu bleiben, nicht nur mein wissenschaftliches, sondern auch mein ganz persönliches Anliegen.
Martin Korte, geboren 1964, ist Professor für Neurobiologie an der TU Braunschweig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die zellulären Grundlagen von Lernen und Gedächtnis. Er hat mehrere Sachbücher verfasst, sein Buch Frisch im Kopf ist 2023 bei der DVA erschienen