Schlecht fürs Gehirn

Ein Forscherteam untersuchte den Zusammenhang zwischen Feinstaub- und CO2-Belastung in Büroräumen und der kognitiven Leistungsfähigkeit von Angestellten

Regelmäßig die Fenster zu öffnen oder die Luft zu filtern ist in Büroräumen über infektiöse Ärosole hinaus sehr wichtig – denn wenn man es nicht macht, verschlechtert sich die Verarbeitung von Informationen und das Arbeitsgedächtnis leidet. Dies bestätigte jetzt ein Forschungsteam in der ersten Längsschnittstudie, in der ein Jahr lang regelmäßig die Konzentrationen von Feinstaub und Kohlendioxid in Büroräumen erfasst wurden und 302 Büroangestellte aus sechs Ländern einmal pro Woche zwei kognitive Tests absolvierten. Das Ergebnis: Bei zu hohen Konzentrationen der beiden Substanzen schnitten Probandinnen und Probanden schlechter ab. Feinstaub wirkte sich deutlich stärker aus. Es sei die ersten Studien, bei der die kognitiven Leistungen unmittelbar vor Ort und einen längeren Zeitraum gemessen wurden, während die Teilnehmenden den Immissionen direkt ausgesetzt waren.

Schlechte Luft im Innenraum belastet

Die Daten wurden in dem Jahr direkt vor der Coronapandemie erhoben. Wie die Autorinnen und Autoren schreiben, sind Luftfilteranlagen und vermehrtes Lüften über den Infektionsschutz hinaus essenziell dafür, dass Büroangestellte produktiv arbeiten können. Sie zitieren Forschungen, wonach schlechte Luft in Betrieben auch zu häufigeren Symptomen beispielsweise des Sick-Building-Syndroms führen könne und häufigere Krankschreibungen zur Folge haben.

Die Teilnehmenden mussten einen Test auf einer speziellen App zehn Additions- oder Substraktionsaufgaben lösen, zum anderen 20 Durchgänge des psychologischen Stroop-Interferenz-Tests absolvieren, bei dem Wörter wie „Grün“, „gelb“ oder „Rot“ in jeweils anderen Farben angeboten werden und die Befragten das geschriebene Wort (nicht die Farbe der Buchstaben) schnellstmöglich wiedergeben sollen. Für beide Tests wurden die Reaktionszeiten und die Anzahl richtiger Antworten gemessen. Die Messgeräte zur Erfassung der Luftqualität und der Schadstoffe waren nah bei den Arbeitsplätzen installiert.

Die Forschenden fanden signifikante und zum Teil starke Zusammenhänge: je höher die Feinstaub-Werte, desto schlechter die Ergebnisse der Tests. Bei den Kohlendioxid-Werten war dies ebenfalls der Fall, aber nicht so deutlich. Die Feinstaub-Konzentrationen waren in den Büroräumen in China, Indien und Taiwan deutlich höher als in den USA und Großbritannien, wo sie niedriger als die Grenzwerte waren. Bislang wurden die negativen Effekte von Feinstaub und Kohlendioxidbelastungen auf das Denkvermögen überwiegend bei dauerhaftem Ausgesetztsein gezeigt. Wie genau die Substanzen sich nachdem Einatmen m Körper verhalten, ist noch unklar: Es wird vermutet, dass die Substanzen über das Blut ins Zentrale Nervensystem gelangen und darüber das Gehirn beeinflussen. 

Jose Guillermo u. a.: Associations between acute exposures to PM2.5 and carbon dioxide indoors and cognitive function in office workers: a multicountry longitudinal prospective observational study. Environmental Research Letters, 2021. DOI: 10.1088/1748-9326/ac1bd8

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