Die Angst, dass das Geheimnis auffliegt

Eine neue Studie hat untersucht, wie sich ein Geheimnis in der Partnerschaft auf die Zufriedenheit des Schweigenden auswirkt.

Manche Menschen haben ein Geheimnis vor ihrem Partner – sie verbergen ein finanzielles Problem vor ihm oder verschweigen Alkoholsucht oder Untreue. Psychologen gingen der Frage nach, inwieweit Geheimnisträger unter der Angst leiden, dass das Geheimnis herauskommt. Sei es, dass der Partner selbst dahinterkommt, sei es, dass Mitwisser ihn informieren. Es zeigte sich: Nicht nur das Geheimhalten selbst, sondern auch die zusätzliche Angst vor dem Bekanntwerden belastete die Beziehungen. Je größer die Angst vor der Offenlegung des Geheimnisses, desto unzufriedener waren die Probanden.

Die Psychologen befragten knapp 500 Erwachsene, die in einer Beziehung lebten und ein Geheimnis mit sich herumtrugen. Zunächst erfragten die Forscher die Art des Geheimnisses und die generelle Neigung der Befragten, vor dem Partner persönliche Informationen geheimzuhalten. Diese hängt meist mit der Angst vor Zurückweisung zusammen oder davor, die innere Unabhängigkeit zu verlieren. Mit einer eigens entwickelten Skala, der sogenannten fear of disclosure, wollten die Forscher feststellen, inwieweit sich diese Angst im Alltag auswirkte. Daneben wollten sie in Erfahrung bringen, ob die Befragten einen Drang verspürten, das Geheimnis selbst offenzulegen.

Christopher G. Davis u.a.: Secrets, psychological health, and the fear of discovery. Personality and Social Psychology Bulletin, 2020. DOI: 10.1177/0146167220946195

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 12/2020: So gelingt Entspannung
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