Als Eva Brühl schwanger ist und Frauen mit Kindern auf der Straße sieht, denkt sie, dass ihr Leben mit Kind so unbeschwert weitergehen wird wie bisher, nur eben mit Kind. Ehe ihre Tochter zur Welt kommt, kann sie sich sogar vorstellen, alleinerziehend zu sein. Sie studiert. Die Beziehung zu dem Freund ist von Anfang an fragil. Zwei Urlaubssemester später ist die angehende Kulturwissenschaftlerin auf sich allein gestellt. Der Anfang von „vielen grauenvollen Jahren“, sagt sie rückblickend.
Vor allem ihre finanzielle Lage ist prekär. Der Vater des Kindes zahlt keinen Unterhalt. Sie hat kein eigenes Einkommen. Deshalb beginnt sie, Praktika für rund 800 Euro im Monat anzunehmen, in Vollzeit. Das Geld reicht nicht. Brühl, die eigentlich anders heißt, muss zusätzlich Sozialhilfe beantragen. Sieben Jahre später lebt sie in einer neuen Beziehung, dieses Mal in der festen Hoffnung, dass diese hält. Doch kurz nach der Geburt ihrer zweiten Tochter trennt sich der Partner. Nun steht sie allein mit zwei Töchtern da. „Ich war vollauf damit beschäftigt, arbeiten zu gehen, mich um die beiden Kinder zu kümmern, wegen der Jobwechsel umzuziehen und vor allem dauernd Anträge auszufüllen.“ – Unterhaltsvorschuss, Wohngeld, Sozialhilfe und immer wieder bangen, ob die Beschäftigung endet.
Von Anfang an ist sie an jedem Tag die Letzte, die ihre Kinder aus der Kita abholt. Sie erinnert keine Krankheiten, nicht von ihr selbst und nicht von ihren Töchtern. „Sie durften nicht krank werden – und ich erst recht nicht.“ Aber Brühl erinnert sich an ihre Nervenzusammenbrüche, wenn ihr...
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