Perfekt und überbehütet

​Was ist der Grund, dass Eltern ihren fast erwachsenen Kindern Entscheidungen abnehmen und Dinge für sie erledigen, die sie längst selbst tun könnten? ​

Wenn Eltern ihren fast erwachsenen Kindern Entscheidungen abnehmen und Dinge für sie erledigen, die sie längst selbst tun könnten, ist offenbar Perfektionismus im Spiel. Dies legen zwei Studien nahe, in denen eine Psychologin und zwei Psychologen erstmals 302 Väter und Mütter sowie 290 Paare aus einem Elternteil und einem erwachsenen Kind zu einem möglichen Zusammenhang zwischen Helikopterverhalten und Perfektionismus befragten.

So erfasste das Forschungsteam die Neigung, auch jetzt noch den Kindern Hindernisse aus dem Weg zu räumen, dem Nachwuchs riskante Situationen zu ersparen oder ihn vor unangenehmen Erfahrungen zu schützen (overparenting). Darüber hinaus wurden die persönlichen Leistungsstandards der Eltern und der Kinder erhoben, ebenso auch die Neigung, sich über die jungen Erwachsenen Sorgen zu machen und ängstlich zu sein. Ein Zusammenhang zwischen dem Helikoptern und Perfektionismus fand sich in beiden Studien.

Das Team schlussfolgert, dass manche Eltern offenbar den Erfolg ihrer Kinder als ihren persönlichen Erfolg ansähen. Die Studien bestätigen Befunde, wonach Helikoptern besonders häufig in sehr kritischen Familien vorkomme.

Chris Segrin u.a.: Overparenting is associated with perfectionism in parents of young adults. Couple and Family Psychology: Research and Practice, 2020. DOI: DOI: 10.1037/cfp0000143

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 3/2021: Wege aus der Depression
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