Aufgeblättert: LOVING

Der Bildband versammelt rund 350 bislang unbekannte Fotografien von Männerpaaren, zusammengetragen von Hugh Nini und Neal Treadwell.

Ein Bücherstapel mit den aktuellen Rezensionen aus der aktuellen Ausgabe 2/2021
Die Fotografien, die zwischen dem 19. Jahrhundert bis in die 1950er entstanden sind, haben eine große gesellschaftliche Bandbreite. © ​ Hugh Nini und Neal Treadwell ​

Sie posieren auf Bänken, unter Regenschirmen, ans Auto gelehnt und versunken im Blick des anderen: „Männer, die sich lieben“ – in einer Zeit, in der sie ihre Gefühle nicht zeigen durften. Der Bildband Loving (Elisabeth Sandmann, € 49,–) versammelt rund 350 bislang unbekannte Fotografien von Männerpaaren, zusammengetragen von dem New Yorker Ehepaar Hugh Nini und Neal Treadwell. Die gesellschaftliche Bandbreite ist groß: Die Aufnahmen zeigen Angehörige der Arbeiterklasse aus dem 19. Jahrhundert, Geschäftsleute genauso wie Studenten, Soldaten und Matrosen jeden Alters aus der Zeit vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis in die 1950er Jahre.

Sie stammen aus den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Bulgarien, Russland, Estland, der Ukraine, Argentinien, Thailand, Japan und aus Australien. Ein ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die späten 1920er Jahre immer wiederkehrendes Motiv ist das Posieren unter einem Regenschirm als Signal dafür, dass die zwei fotografierten Männer in einer romantischen Beziehung zueinander stehen. So schrei­ben Nini und Treadwell im Vorwort: „Als wir unser erstes ‚Regenschirmpaar‘ erwarben, taten wir es nur, weil die beiden ‚diesen‘ Blick hatten. Erst etwa beim fünften Regenschirmbild wurde uns klar, dass es sich um eine verschlüsselte Botschaft über Grenzen und Zeit hinweg handelte. Mittlerweile haben wir ungefähr 50 ‚Regenschirmpaare‘.“

Artikel zum Thema
Leben
Kann man wirklich vor Glück weinen? Und wenn ja, in welchen Situationen? Forschende haben eine Taxonomie der Freudentränen erarbeitet.
Gesundheit
Zur Ruhe kommen, Kraft tanken, konzentrierter werden – für all das haben wir ein Instrument, das uns immer begleitet: die eigene Atmung.
Gesellschaft
Queeres Leben in Deutschland – damals und heute. Benno Gammerl erzählt die Geschichte als eine nie geradlinige Entwicklung bis hin zur Emanzipation.
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2021: Raus aus alten Mustern
Anzeige
Psychologie Heute Compact 76: Menschen lesen