Was würden Sie einem Alien erzählen?

Forscher suchen nach Botschaften außerirdischer Zivilisationen. Doch was, wenn sich Aliens melden? Ein Gespräch mit dem Psychologen Douglas Vakoch.

Sie sind der einzige Sozialwissenschaftler beim SETI-Institut. Ihr Titel lautet Director of Interstellar Message Composition (etwa: „Direktor für die Gestaltung von Botschaften zu anderen Sonnensystemen“). Das ist die coolste, aber auch merkwürdigste Arbeitsplatzbeschreibung, von der ich je gehört habe.

Das ist schon interessant. Viele Psychologen würden sich bei dem ganzen Unterfangen wohl unbehaglich fühlen. Seit sich die Psychologie Ende des 19. Jahrhunderts von der Philosophie abgespalten hat, brüsten…

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Ende des 19. Jahrhunderts von der Philosophie abgespalten hat, brüsten wir uns damit, eine empirische Wissenschaft zu sein. Und was könnte weniger empirisch sein, als über die Natur einer extraterrestrischen Intelligenz zu spekulieren, von der wir nicht einmal wissen, ob sie überhaupt irgendwo dort draußen existiert? Trotzdem möchte ich behaupten, dass Psychologen substanziell dazu beitragen können, dass SETI-Wissenschaftler intelligentes Leben im Kosmos finden und schließlich sogar mit ihm kommunizieren können.

Ich stelle mir vor, dass die Suche bisher von Astro­nomen, Computerwissenschaftlern und Ingenieuren dominiert wurde?

Ja, aber andere Disziplinen haben einen wachsenden Anteil, vor allem Archäologen und Anthropologen, vielleicht weil ihre Denkweise sich mit der von SETI-Forschern deckt. So wie Astronomen versuchen, räumlich weit von uns entfernte Zivilisationen anhand von Spuren zu finden und zu verstehen, so fügen Archäologen die Mosaiksteine zeitlich weit entfernter Zivilisationen, ihrer verschollenen Sprachen und Kulturen zusammen. Ebenso sind Anthropologen darin geübt, radikal anderen Kulturen und Perspektiven zu begegnen – das ist die Art von Offenheit, die Astronomen bei der Suche nach einer Form von Intelligenz benötigen, die wir uns nicht wirklich vorstellen können.

Und auch die Psychologie ist dort gut aufgehoben?

Ja. Denken Sie an die Expertise, die Psychologen einbringen könnten, nicht an die Etiketten der akademischen Herkunft. Ich unterteile Arbeiten, die für mein Forschungsfeld relevant sind, doch nicht künstlich danach, ob ihre Verfasser ihren Doktor nun in Soziologie, Psychologie, Kognitions- oder Musikwissenschaft gemacht haben. Psychologen sollten sich kollektiv fragen, was ihre Profession zu einem breiteren Verständnis von Leben im Kosmos beitragen kann.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es dort draußen intelligente Lebewesen gibt, aber ich bin sehr skeptisch, ob sie uns bereits besucht haben. Ist das eine verbreitete Ansicht unter Wissenschaftlern?

William Bainbridge von der Universität Harvard hat dazu vor ein paar Jahren eine Umfrage durchgeführt. Er unterschied drei Gruppen von Teilnehmern. Die „Geozentriker“ wiesen sowohl die Möglichkeit extraterrestrischer Intelligenz auf fernen Planeten als auch von Besuchern auf der Erde zurück. Die „Ufophilen“ hingegen waren nicht nur von Zivilisationen auf anderen Planeten, sondern auch von UFO-Besuchen überzeugt. Die interessanteste Gruppe war die dritte. Sie bestand aus denen, die extraterrestrisches Leben sehr wohl für möglich hielten, jedoch ihre Zweifel hatten, dass diese Wesen uns mit UFOs besuchten. Diese Gruppe taufte Bainbridge „Allopatristen“, in Anlehnung an einen Terminus der Populationsgenetik, der die Artenbildung bei geografisch voneinander isolierten Lebewesen beschreibt. Die Befragten dieser Fraktion schienen sich der immensen Entfernung zwischen unserem Sonnensystem und anderen Sternen bewusst zu sein, was Begegnungen mit fremden Intelligenzen von Angesicht zu Angesicht unwahrscheinlich macht, auch wenn sie da sind. Allopatristen waren unterdurchschnittlich religiös, aber überdurchschnittlich gebildet: 70 Prozent hatten einen Collegeabschluss. (Die Ergebnisse einer neuen deutschen Umfrage zu diesem Thema finden Sie in dem Kasten auf Seite 75).

Sind solche Umfragen von irgendeinem praktischen Nutzen für Ihre Arbeit?

Die meisten früheren Studien über Extraterrestrier hatten sich auf UFOs fokussiert, sodass ihre Ergebnisse in der Tat für Kontakte über interstellare Distanzen hinweg nicht sonderlich relevant sind. In unseren SETI-Szenarios gehen wir davon aus, dass diese Zivilisationen Billionen von Kilometern voneinander getrennt sind. Das ist ein Puffer, der uns vor Ängsten über die Folgen eines direkten Kontakts mit Aliens bewahren sollte. Doch in einer Erhebung von George Pettinico wurde nicht nach Besuchern in UFOs, sondern nach den Auswirkungen eines Fernkontakts gefragt: Was wäre, wenn uns über eine riesige Distanz hinweg ein Signal von einer fremden Zivilisation erreichen würde? Wieder hingen die Antworten vom Bildungsniveau der Befragten ab: Diejenigen mit einem Collegeabschluss antworteten zweieinhalbmal seltener als andere, dass sie ein solcher Kontakt ängstlich und nervös stimmen würde. Unter denen, die Leben jenseits unseres Sonnensystems ohnehin für wahrscheinlich hielten, waren volle 90 Prozent dafür, den Absendern eine Antwort zu schicken. Solche Studien helfen uns also, die Meinungsbildung in der Bevölkerung abzuschätzen, wenn wir tatsächlich erwägen, eine solche Botschaft zu versenden.

Und Sie wären dann der Typ, der für die Erde spricht? Schwierige Aufgabe!

Ja, wegen der Sprachhürde. In seiner Studie stellte Pettinico auch die Frage: „Wenn Wesen von einem anderen Planeten uns eine Botschaft durchs All schicken würden – glauben Sie, dass wir herausfinden könnten, was sie uns sagen wollen?“ Nur die Hälfte bejahte dies. Als das SETI-Projekt einst begann, hofften seine Vertreter, dass Mathematik und Wissenschaft eine universelle Sprache bereithielten, die die Kluft zwischen den Zivilisationen überbrücken könnte. Inzwischen haben Forscher jedoch ein Gespür für die vielen Herausforderungen bekommen, die überwunden werden müssen, um eine verständliche Botschaft abzufassen.

Wenn wir diese Schwierigkeiten mal für einen Moment ausblenden: Welche Art von Dingen würden Sie den Fremden überhaupt sagen wollen?

Die bisher verschickten Mitteilungen an ein extraterrestrisches Publikum haben sich meist auf menschliche Stärken konzentriert. Nehmen Sie die Botschaft, die die beiden Voyager-Sonden auf ihrer interstellaren Reise an Bord haben: In den mehr als 100 Bildern über das Leben auf der Erde, mit einem Schwerpunkt auf der Präsenz des Menschen, wurden Themen wie Krieg, Armut oder Krankheit ausgeblendet. Aber gerade unsere Nöte könnten für Extraterrestrier doch von größtem Interesse sein. Wir können, wenn es zu einem Kontakt kommt, nicht davon ausgehen, dass wir die intelligentesten Wesen der Galaxis sind. Menschen sind seit weniger als hundert Jahren in der Lage, mittels Radiowellen zu kommunizieren – ein Wimpernschlag in der 13-Milliarden-Geschichte unserer Milchstraße. Wenn eine extraterrestrische Kultur technologisch ähnlich jung ist wie die Menschheit, dann sind die Chancen, dass sie ihr erstes Jahrhundert der elektronischen Kommunikation genau jetzt, also zu derselben Zeit wie wir Menschen erreicht haben, gleich null. Allein aus statistischen Gründen werden wir es also, wenn es zu Kontakten kommt, mit Intelligenzen zu tun haben, die schon viel länger als die Menschheit da sind. Vielleicht sind es also nicht die Schönheit unserer Symphonien oder unsere vermeintliche moralische Perfektion und unser Altruismus, die uns von ihnen unterscheiden. Wenn wir übermitteln wollen, was bezeichnend für uns ist, dann könnte dies gerade unsere Schwäche, unsere Ängste, unser Unwissen sein – und unser Bestreben, trotz alledem einen Kontakt zu suchen. Vielleicht sind wir von allen Zivilisationen der Milchstraße jene Spezies mit der erlesensten Balance von Freude und Leid. Solche fundamentalen Dinge der menschlichen Existenz sind vielleicht am mitteilenswertesten, und bei diesem Unterfangen könnte die Psychologie eine große Hilfe sein.

Alles, was Sie tun müssen, ist also, ein Einvernehmen über die Grundlagen der menschlichen Existenz herzustellen!

Ich weiß, ganz einfach, nicht wahr? Viele SETI-Wissenschaftler sind tatsächlich davon ausgegangen, dass wir als Erdbewohner mit einer Stimme sprechen sollten. „One World“, eine Welt, so lautet zum Beispiel das Motto der New Horizons Message Initiative. (Red.: Bei diesem Projekt geht es darum, eine Botschaft für Außerirdische an die Sonde „New Horizons“ zu überspielen, die jüngst am Pluto vorbeiflog und sich nun anschickt, unser Sonnensystem auf Nimmerwiedersehen zu verlassen.) Doch in Wahrheit bewohnen wir Menschen viele verschiedene Welten. Und während manche Subdisziplinen der Psychologie versuchen, menschliche Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln, die über die Kulturen hinweg Bestand haben, rücken andere gerade die Vielfalt unserer Erfahrungen und Denkweisen in den Vordergrund.

Ich schlage vor, grundlegend zu überdenken, was und wie wir kommunizieren wollen. Es ist zwar naheliegend, dass Außerirdische am ehesten eine Sprache verstehen, die auf Mathematik und Naturwissenschaft basiert. Denn sie bilden die Voraussetzungen, um die Technologien zu entwickeln, die man für eine interstellare Kommunikation braucht. Doch was bringt es, wenn wir bloß erklären, was uns und den Extraterrestriern ohnehin gemein ist? Wenn wir uns mit ihnen über grundlegende Prinzipien von Mathematik, Physik und Chemie verständigt haben, wie führen wir dann die Unterhaltung fort? Wie teilen wir mit, was uns unverwechselbar menschlich macht? Ist es nicht unendlich faszinierender, wie wir einen Aspekt unserer Spezies verständlich machen könnten, der uns durch und durch menschlich erscheint, sagen wir: unseren Sinn für Schönheit? Vielleicht sollten wir zum Beispiel die Fibonacci-Zahlenfolge übermitteln, die bestimmte Anordnungen in der Natur beschreibt, die wir als schön empfinden. Oder die kognitiven Strukturen unserer Musikwahrnehmung.

Und wenn nun der Verstand, mit dem wir es zu tun haben, uns gänzlich fremd ist, sagen wir eine silikonbasierte künstliche Intelligenz?

Dann könnte das Ziel unserer Botschaft nicht bloß darin bestehen, etwas über uns zu erzählen, sondern die anderen etwas für sie Neues zu lehren. Die wichtigste Lehre wäre dann wohl die vom Tod, auf den unsere Lebensform zeitlebens zusteuert. Solch eine Intelligenz wäre vielleicht nicht in der Lage, den Tod zu verstehen, oder jedenfalls würde sie anders damit umgehen als eine Spezies mit einer Lebenserwartung von nicht einmal einem Jahrhundert. Diese Todesbedrohung wäre eine Gelegenheit für den Auftritt eines existenzialistischen Psychologen. Seit Freud versuchen Psychologen, uns mit Aspekten unseres Selbst in Tuchfühlung zu bringen, die wir verdrängt und weggeschlossen haben. Eine fremde Spezies könnte diese verbannten inakzeptablen Überzeugungen und Sehnsüchte ebenso faszinierend finden, wie wir Psychologen das schon immer taten.

Und die Fremden zu „faszinieren“ ist wichtig?

Natürlich! Wie machen Sie einen Alien neugierig? Meine Frau und ich haben zwei Katzen. Was, wenn die Aliens so wie die sind – sie wissen, dass wir hier sind, aber sie scheren sich nicht groß darum? Was ist das „interstellare Garn“, mit dem wir sie ködern und zu einer Reaktion bewegen können?

Vielleicht müssen wir selbst fremder werden, um mit Fremden zu kommunizieren?

Genau! Doch um das tun zu können, müssen wir unsere eigene Psychologie und ihre Begrenzungen verstehen. Wenn wir über die Botschaften nachsinnen, die wir zu anderen Welten schicken würden, schweben uns Bilder und Töne vor, die für das Leben auf unserer Welt charakteristisch sind. Doch was, wenn die Bewohner anderer Welten sich nicht auf dieselben Sinne stützen wie wir? Wenn wir uns die Proportionen der Bereiche in unserer Hirnrinde anschauen, in denen die verschiedenen Sinneseindrücke verarbeitet werden, stellen wir fest, dass visuelle und auditive Informationen den größten Stellenwert haben. Können wir uns vorstellen, wie es sich anfühlt, die Welt ganz anders als durch Sehen und Hören zu erfahren? Hier könnten wir die vergleichende Psychologie über die Informationsverarbeitung bei anderen Arten befragen.

Sie sind Forschungsleiter des Projekts Earth Speaks (www.seti.org/earthspeaks). Worum geht es dabei?

Menschen rund um den Globus sind eingeladen, Bilder, Töne und Textbotschaften beizusteuern, die sie gerne an andere Welten schicken würden. Das Projekt will einen Dialog darüber anregen, was wir einer extraterrestrischen Intelligenz sagen und ob wir ihr überhaupt absichtlich Botschaften zukommen lassen sollten. Wir versuchen, die wesentlichen Themen herauszuarbeiten, die die Teilnehmer in diesen Botschaften anschneiden. Und wir wollen ermitteln, wie die Themenwahl mit demografischen Variablen wie Nationalität, Alter und Geschlecht zusammenhängt. Das befreit mich also etwas von dem Druck: Statt eine einheitliche „Botschaft von der Erde“ dingfest zu machen, zielen wir darauf, auf dialogischem Weg ein vielfältigeres repräsentatives Bild unserer Spezies zu vermitteln. Die Psychologie trägt hierbei Wesentliches der Analyse der Daten bei, aber auch zum kulturübergreifenden Verständnis. Zum Beispiel kann sich die Art, wie ein Maori oder jemand einen Menschen darstellt, visuell oder beschreibend, sehr von unserer westlichen Sicht unterscheiden, die unsere Versuche, Botschaften für fremde Intelligenzen zu entwerfen, bislang bestimmte.

Und welche Aufgaben werden in Zukunft auf Sie zukommen?

Oh, unbegrenzte Möglichkeiten! Die umstrittenste Frage bei SETI ist momentan, ob wir mit unseren Teleskopen nicht nur das All nach Signalen ablauschen, sondern auch aktiv starke, informationsreiche Signale zu potenziellen Extraterrestriern senden sollten. Diese Strategie nennen wir Active SETI (siehe Kasten Seite 73). Niemand Geringeres als der Physiker Stephen Hawking hat davor gewarnt, dass ein solches Vorgehen die Aufmerksamkeit feindseliger Aliens auf uns lenken könnte. Hawking sagt, wir sollten das unterlassen. Als ein starker Befürworter des Projekts bin ich entgegengesetzter Meinung. Mein Argument ist, dass eine feindselig gesinnte Zivilisation mit der Fähigkeit, zur Erde zu fliegen, schon längst die Radio-, Funk- und Fernsehsignale aufgefangen haben könnte, die wir unablässig und unabsichtlich ins All absondern. Wir setzen uns also keinem zusätzlichen Risiko einer Alieninvasion aus, indem wir solche Signale absichtlich aussenden und mitteilen, dass wir den Kontakt suchen. Doch Furcht stellt sich in den Weg, wenn Menschen den Wert eines solchen Unterfangens beurteilen . Die größte Frage, die ein solches Projekt aufwirft, ist vielleicht die nach unseren Beweggründen bei der Kontaktsuche und ob wir sie wagen. Die ökologische Psychologie lehrt uns, wie wir der Herausforderung begegnen, uns selbst zu erhalten. Doch wir sollten uns vergewissern, dass wir unseren Blick in zwei Richtungen lenken: nach innen und nach außen.

Während wir hier reden, suchen die Teleskope den Himmel ab. Heute könnte die Nacht sein, in der wir eine außerirdische Zivilisation entdecken. Wenn dies geschieht, sollten Psychologen zur Stelle sein und mitwirken bei der Frage, wie wir darauf reagieren. Wir sollten sicherstellen, dass diese Entscheidung nicht nur von einer Handvoll Astronomen getroffen wird. Menschen in aller Welt haben eine Verantwortung, sich zu überlegen, was sie einem Alien sagen würden.

Interview: Jon Sutton

Dieser Text ist ein leicht gekürzter Nachdruck des Artikels What would you say to an alien? aus der britischen Zeitschrift The Psychologist (28:10, pp. 800–802), bei der das Copyright der englischen Originalfassung liegt. Deutsche Übersetzung: Thomas Saum-Aldehoff für Psychologie Heute.

Dr. Douglas A. Vakoch ist klinischer Psychologe. Er arbeitet an dem von Carl Sagan gegründeten SETI-Institut (Search for Extraterrestrial Intelligence) im kalifornischen Mountain View, von dem aus Forscher seit 1992 den Kosmos nach Signalen außerirdischer Intelligenzen durchsuchen.

„Hallo Aliens, hier sind wir!“

Active SETI: Der umstrittene Plan, ins All Einladungen zu verschicken

Bisher lauschen sie nur. Doch sollten sie auch rufen? Unter dem Schlagwort „Active SETI“ erwägt man beim SETI-Institut, mit einem starken gerichteten Radiosignal Botschaften ins All an jene Sonnen im Umkreis von rund 100 Lichtjahren auszusenden, bei denen man erdähnliche Planeten vermutet. Auf einem Symposium am Rande der jüngsten Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science im kalifornischen San José wurde darüber diskutiert.

Vielleicht warten sie schon auf uns?

„Es könnte viele Zivilisationen dort draußen geben“, begründete SETI-Chef David Black den Vorstoß. Vielleicht seien die längst auf Empfang und warteten lediglich auf ein Willkommenszeichen, um mit uns in Kontakt zu treten. Doch ausgerechnet Stephen Haw­king mahnte: Die Besucher, die eine solche Einladung anlocken könnte, seien der Menschheit zwangsläufig überlegen. Und in der Geschichte unserer eigenen Spezies hätten Begegnungen zwischen einer hochentwickelten und einer weniger weit fortgeschrittenen Kultur für letztere selten ein gutes Ende genommen.

SETI-Psychologe Douglas Vakoch widersprach: Wenn Außerirdische es tatsächlich schaffen sollten, die gigantische Leere zwischen den Sternen mit Raumschiffen zu überwinden, dann hätten diese eine Jahrtausende oder gar Jahrmillionen zurückreichende Entwicklungsgeschichte hinter sich – eine solche Kultur sei einfach zu reif, um gegenüber Schwächeren aggressiv die Keule zu schwingen.

Die Reise wäre den Aliens wohl zu teuer

Dies nun aber wollte der Physiker und Science-Fiction-Autor David Brin nicht so stehenlassen. Er bezweifelt, ob eine ferne Hochkultur unbedingt auf uns vertrauten moralischen Prinzipien wie Altruismus aufbauen muss. Und selbst wenn die Fremden uns einen fairen Tauschhandel vorschlügen: Was hätten wir ihnen schon zu offerieren? Aus ökonomischer Sicht hält es der Astronom Frank Drake, ein Pionier bei der Suche nach kosmischen Zivilisationen, allerdings für extrem unwahrscheinlich, dass sich Aliens überhaupt auf den Weg in Richtung Erde machen: Eine solche interstellare Reise wäre auch für sie viel zu teuer.

Warum besuchen sie uns nicht?

Auch in Deutschland überwiegen, was die Bevölkerungs-meinung zu Aliens angeht, die „Allopatristen“: Die Mehrheit geht davon aus, dass es dort draußen am Sternenhimmel intelligente, kommunikationsbegabte Wesen gibt – doch dass sie uns nicht besuchen kommen, weil die Entfernungen im All einfach unüberwindbar sind. Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov mit 1171 Teilnehmern hervor: 61 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen meinen, dass fremde Intelligenzen existieren. Dass wir noch keinen Kontakt zu ihnen hatten, führen 59 Prozent von ihnen auf die lichtjahreweiten Wege von Stern zu Stern zurück. 51 Prozent vermuten, dass auch unsere Kommunikationstechnik noch nicht ausgereift genug ist, ihre Signale zu empfangen. Gut ein Fünftel glaubt indes, dass die Aliens wissen, dass wir hier sind, uns aber ignorieren.

Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2016: Sprich mit Dir!