In meiner frühen Laufbahn als klinische Psychologin habe ich mit jungen Menschen gearbeitet, die die Schule abgebrochen haben. Damals verstand ich das als angstgetriebene Schulverweigerung. Ich dachte mir Programme zur schrittweisen Wiedereingliederung aus. Ich schrieb Briefe, in denen ich als Ziel für eine erfolgreiche Therapie ausgab, wieder regulär zur Schule zu gehen. Das schien mir das einzig Vernünftige zu sein. Doch da war ein Mädchen, Nina, die einfach nicht zurückwollte. Als ich ihr meinen Standpunkt klarzumachen versuchte, brachen sie und ihre Familie die Beratung ab. Sie kamen nicht mehr.
Ich arbeitete weiterhin mit solchen Kindern, und allmählich bemerkte ich, wie ich mich mit meiner Haltung zunehmend unwohl fühlte. Bei einigen der Kinder hatte die Schulangst tatsächlich einen konkreten Anlass, davon abgesehen war die Schule für sie ein positiver Ort. Doch für andere war die Schule an sich eine quälende Erfahrung. Sie hatten nicht das Gefühl, dass sie dort etwas lernten und sie selbst sein konnten. Ein Junge zeigte seiner Mutter das Bild eines eingesperrten Tiers und sagte: „So fühle ich mich in der Schule.“
Mir war unbehaglich bei dem Versuch, dieses Problem allein bei dem Kind zu verorten, und ich fragte mich: Welche anderen Lernumgebungen wären denkbar, und wie verträglich wären sie für dieses Kind?
Schule ist eine relativ neue Erfindung in der menschlichen Geschichte. In Großbritannien wurde der Schulbesuch erst 1893 verpflichtend. (Red.: In Deutschland wurde die allgemeine Schulpflicht erst mit der Weimarer Verfassung von 1919 für das gesamte Staatsgebiet verbindlich festgeschrieben.)…
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