Klischees sind hartnäckig

Beim Thema sexuelle Belästigung sitzen Klischees und Vorurteile noch fest in den Köpfen. Insbesondere im Fokus: besonders „weibliche“ Frauen.

Beim Thema sexuelle Belästigung sitzen Klischees und Vorurteile noch fest in den Köpfen. Frauen, die als besonders weiblich angesehen werden, und zwar äußerlich und charakterlich, gelten als die bevorzugte „Zielgruppe“ sexueller Übergriffe. Zu diesem Schluss kommen Psychologinnen und Psychologen in elf Studien mit insgesamt 4000 US-amerikanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Mit einer solchen Haltung werde denjenigen Frauen, die nicht als besonders weiblich angesehen werden, ihre Glaubwürdigkeit abgesprochen oder ein potenzieller Schaden verharmlost. De facto würden jedoch „untypische Frauen“ häufiger Opfer sexueller Übergriffe. Sexuelle Belästigung aber werde ebenso stereotyp wie die Frauen wahrgenommen, meint das Forschungsteam. Vor diesem Hintergrund bestätigten die Ergebnisse auch eine gelegentlich geäußerte Kritik an der MeToo-Bewegung, die prototypische weiße, wohlhabende und attraktive Frauen als Opfer sexueller Belästigung in den Vordergrund stelle.

Die Probandinnen und Probanden sollten Szenarien lesen, beispielsweise Berichte über reale Belästigungsfälle. Außerdem beurteilten sie reale Fälle, die vor Gericht verhandelt worden waren. Sie schätzten die Glaubwürdigkeit der Opfer ein und das Ausmaß der Verletzungen, ebenso das Strafmaß für die Täter.

Jin X. Goh u.a.: Narrow prototypes and neglected victims: Understanding perceptions of sexual harassment. Journal of Personality and Social Psychology, 2021. DOI: 10.1037/pspi0000260

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 5/2021: Frauen und ihre Väter
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