Ich erreiche Susan Fiske in Jamaica, Vermont, einem Ort mit rund 1000 Einwohnern, drei Autostunden nordwestlich von Boston. Normalerweise wohnt die 68-Jährige während des Semesters in New Jersey, wo die Professorin an der ehrwürdigen Princeton University „Psychologie und öffentliche Angelegenheiten“ lehrt. Doch als wir uns in Coronazeiten zum Gespräch verabreden, findet der Unibetrieb noch immer weitgehend aus der Ferne statt. Und so haben Fiske und ihr Mann die letzten Monate an ihrem Zweitwohnsitz auf dem Land verbracht.
Das Skype-Interview mit ihr zu arrangieren war unkompliziert, und sie betont mehrfach, wie geehrt sie sich fühle, dass in Deutschland ein Porträt über sie erscheint. Auf dem Bildschirm kann ich hinter ihrem Gesicht durch ein Fenster den Garten sehen, in dem die Forscherin sich gerne mit Gemüseanbau die Zeit vertreibt, wie sie mir erzählt.
Schnell kommen wir auch auf die politische Lage zu sprechen. Susan Fiske macht keinen Hehl daraus, wie sehr sie die Situation in den USA bedrückt. Auch wenn Wahlverlierer Donald Trump das Weiße Haus schließlich doch räumen musste: „Es bleibt die Tatsache, dass fast die Hälfte meines Landes für ihn gestimmt hat, und das ist deprimierend.“
Seit mehr als 40 Jahren
In den Obama-Jahren sei sie beglückt gewesen, erinnert sich Fiske: „Wir hatten einen Präsidenten gewählt, der einer Minorität angehört. Menschen aus anderen Ländern strömten in die USA. Ich hatte das Gefühl, die amerikanische Idee zeige sich von ihrer besten…
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