Menschen auf engem Raum

Eine Forschergruppe untersuchte, inwieweit die Dichte der Bebauung eines Viertels mit der wahrgenommenen Isolation zusammenhängt.

Trotz mancher Nachteile bevorzugen viele Menschen das Leben in Großstädten mit all seinen Möglichkeiten. Forscherinnen und Forscher befassten sich jetzt mit der Frage, inwiefern Großstädte einsam machen. Sie zeigten erstmals, dass es womöglich weniger eine Frage der größeren Anonymität ist, sondern auch mit baulichen Gegebenheiten zu tun hat: Je dichter die Bebauung, desto mehr Menschen berichteten von Einsamkeit und sozialer Isolation, und zwar umso mehr, je größer das Areal ist, das eng bebaut ist. Im Durchschnitt war der Effekt klein, aber signifikant.

Die Studie beruht auf einer großen Menge an Daten: Angaben zu Gefühlen von Einsamkeit und sozialer Isolation von mehr als 300.000 Personen wurden mit der Information abgeglichen, wie dicht das Viertel bebaut ist, in dem sie leben. Einige Faktoren, wie zum Beispiel Grünflächen, wurden herausgerechnet.

Männer berichteten häufiger davon, sich einsam zu fühlen, ebenso Rentnerinnen und Rentner. Während Einsamkeit in engen Vierteln ausgeprägt war, verhielt es sich bei freistehenden Wohnhäusern in Gegenden mit mehr Platz umgekehrt, hier war es günstig, wenn die Häuser nicht zu weit auseinanderlagen.

Warum genau sich die Befragten in dicht besiedelten Vierteln einsamer und isolierter fühlten, lässt sich aus der Auswertung nicht schließen. Die Autorinnen und Autoren vermuten, dass es eine Mischung aus verschiedenen Faktoren ist: zu wenig Platz, zu viele unerwünschte oder oberflächliche Kontakte und ein Mangel an Privatheit.

Literatur

Ka Yan Lai u. a: Calculating a national anomie density ratio: Measuring the patterns of loneliness and social isolation across the UK`s residential density gradient using results from the UK Biobank study. Landscape and Urban Planning, 215, 2021. DOI: 10.1016/j.landurbplan.2021.104194.

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 5/2022: Was treibt mich an?
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