Böse sein wie Ursula

Sehen Kinder und Erwachsene Bösewichte in Filmen und Büchern unterschiedlich? Diese Studie liefert erste Erkenntnisse.

Kinder sehen viel mehr als Erwachsene nur Gutes in den Menschen – aber wie beurteilen sie Bösewichte aus Büchern und Filmen? Eine Studie mit 434 Kindern und knapp 280 Erwachsenen zeigte: Die Vier- bis Zehnjährigen bemerkten die Gemeinheiten der bösen Personen, etwa von Ursula aus dem Film The Little Mermaid (deutscher Titel: Arielle, die Meerjungfrau), durchaus. Sie glaubten aber auch, dass diese Antiheldinnen und -helden etwas Gutes in sich trügen, ihr Charakter also nicht völlig verwerflich sei – und dass nur ihr Verhalten nicht ganz der an sich moralischen Persönlichkeit entspreche.

Erwachsene bewerten Bösewichte negativer

Alle Kinder hörten oder lasen Szenarios, in denen Bösewichte und Heldinnen die Möglichkeit zu sozialem oder unsozialem Verhalten hatten, also helfen konnten oder nicht. Die Kinder sollten das Verhalten der Protagonisten einschätzen. Darüber hinaus wurde erhoben, wie sie die Charaktere der Figu­ren insgesamt bewerteten.

Die Jungen und Mädchen glaubten, dass die Bosheit zwar Teil der Persönlichkeiten sei, sie meinten aber auch, dass die Bösen gegenüber nahen Angehörigen weniger fies seien. Die Erwachsenen bewerteten die Bösewichte insgesamt negativer.

Quelle

Valerie A. Umscheid u.a: What makes Voldemort tick? Children’s and adults’ reasoning about the nature of villains. Cognition, 233/2023. DOI: 10.1016/j.cognition.2022.105357

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 5/2023: Bei sich ankommen
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