„Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!“ Dieser Satz stammt von Konrad Adenauer, dem ersten Kanzler der Bundesrepublik. Was er sagte, stand anderntags oft in der Zeitung. Die Leute wussten also, wie er tickt, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht kannten. Andererseits konnte man Adenauers Zitate aber auch ausschneiden, sammeln – und später gegen ihn verwenden. Dem Kanzler ging das bisweilen auf die Nerven.
So manches hat sich seither verändert. Man braucht nun keinen Zeitungsverleger mehr, um seine Ideen zu veröffentlichen. Auf Facebook, Twitter, Instagram, da geht das ganz leicht und deshalb machen es auch viele. Heute sind wir sozusagen alle Adenauer. Wir schreiben, wir publizieren, wir posten. Diese Sätze und Bilder kann man aufheben und sammeln. Wir gehen über die Straßen der digitalen Welt wie über frisch gegossenen Beton. Er härtet aus; unsere Fußspuren bleiben sichtbar für eine lange Zeit. Und vielleicht noch deutlicher als einst bei Adenauer kann jeder erkennen, wie wir ticken, obwohl man uns gar nicht kennt.
Stimmt das auch wirklich? Einen ersten Selbstversuch unternahm ich im Jahr 2014. Damals machte ein kalifornisches Startup namens Five ein großes Versprechen: Man sei in der Lage, sekundenschnell ein Charakterprofil zu erstellen – nur durch einen Blick auf das bisherige Facebookverhalten der betreffenden Person.
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Five stütze sich dabei auf die Arbeiten des US-Psychologen Andrew Schwartz. Schwartz hatte zusammen mit Forschern der Universität Cambridge Sprache, Alter, Geschlecht und Persönlichkeit von mehr als 75000 englischsprachigen Facebook-Nutzern analysiert. Die Wortwahl,...
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