Raus aus der Einsamkeit

Ein Ratgeber-Buch beschreibt Umstände, die zu Vereinsamung führen, und es gibt Tipps, wie man wieder zu mehr Nähe und Kontakt findet.

Amerikanische Forscher entwickeln ein Medikament gegen Einsamkeit. Die Pille soll chemische Prozesse des Gehirns auf eine Weise beeinflussen, die es dem Einzelnen leichter macht, mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu treten. Doch vereinsamte Menschen finden heute auch andere Formen an Unterstützung. Eine davon ist Walter Möbius’ und Christian Förschs Buch 7 Wege aus der Einsamkeit. Wo Manfred Spitzer den Leser argumentativ von einer Einsamkeitsepidemie zu überzeugen versuchte, bieten Möbius und Försch ihm die Mittel, sich aus der Einsamkeit zu befreien.

Das Buch der beiden – Walter Möbius ist Internist und Neurologe, Christian Försch Buchautor – besteht aus sieben Kapiteln, die jeweils zwei Fallbeispielen gewidmet sind. Die meisten skizzieren Umstände, die zu Vereinsamung führen. Am Ende jedes Kapitels bieten Möbius und Försch konkrete Hilfestellungen, um die Prozesse der Vereinsamung umzukehren.

Dabei führen sie auch vielleicht übersehene Ursachen der Einsamkeit vor Augen. So macht das Beispiel von einem gestressten Krankenhausmanager deutlich: Wenn zwischenmenschliche Bindungen nur noch als Pflicht empfunden werden, sind sie nicht erfüllend, und Vereinsamung kann die langfristige Folge sein. Möbius und Försch zeigen ebenfalls auf anschauliche Weise, wie Stress das Sozialleben reduziert.

Stress zusammen bekämpfen

Ihre Hilfestellungen bestehen aus mehreren Fragen, die der Leser für sich beantworten soll, und aus konkreten Handlungstipps. „Versuchen Sie, Ihren Kampf gegen Stress in der Gemeinschaft anzugehen“, schreiben die Autoren – und empfehlen Mitgliedschaften in Sportvereinen. Für so manch einen Leser mögen solche Tipps banal einfach klingen – aber das Buch von Möbius und Försch richtet sich nicht an diesen Personenkreis. Die Autoren wollen jenen Menschen helfen, für die das „banal Einfache“ in eine solche Ferne gerückt ist, dass sie nicht mehr weiterwissen. Diesen Betroffenen zeigt das Autorenduo beispielsweise auch, wie sie sich in Empathie üben und auf diese Weise wieder Nähe zu anderen Menschen finden können.

Innere versus äußere Einsamkeit

Wer nicht an Einsamkeit leidet und lediglich etwas über sich lernen möchte, dem wird das Buch nicht viel Neues bieten. Vereinzelt stößt man auf Konzepte, die Möbius und Försch von anderen Autoren unterscheiden. So sprechen sie – im Gegensatz zu Manfred Spitzer – von innerer (charakterbedingter) und von äußerer (umweltbedingter) Einsamkeit.

Die beiden Autoren, wie auch Spitzer vor ihnen, liefern bisweilen sloganartige Beobachtungen zur Gefährlichkeit der Einsamkeit. Sie sei mindestens so riskant wie Rauchen, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Solche Verallgemeinerungen werden den vorliegenden Studien nicht gerecht. Aber Möbius und Försch haben kein wissenschaftliches Buch geschrieben, sondern einen Ratgeber für Betroffene, die Auswege suchen.  

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 11/2019: Mut zur Angst
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