Hirnschrittmacher

Die Auswirkungen der tiefen Hirnstimulation auf eine schwere Depression wurde in einer neuen Studie untersucht.

Die sogenannte tiefe Hirnstimulation, umgangssprachlich auch „Hirnschrittmacher“ genannt, wird seit einiger Zeit auch bei sehr schweren und anders nicht behandelbaren Depressionen erforscht. Eine Fallstudie und die Auswertung von Hinweisen in weiteren Studien zeigen jetzt: Unterbrechungen der Stimulation können dazu führen, dass Depressionssymptome plötzlich zurückkehren und sich rapide verschlechtern. Da Unterbrechungen wegen des Risikos der Verschlechterung nicht systematisch erforscht werden können, liegen nur wenige Daten vor, aber das Beispiel eines Studienteilnehmers gibt Aufschluss. 

Weder Antidepressiva noch stationäre Aufenthalte oder Psychotherapien halfen dem Mann, einem Familienvater, der seinen Beruf wegen der Depression nicht mehr ausüben konnte. Erst nach dem Einsatz des Hirnschrittmachers besserte sich sein Zustand deutlich, er konnte sogar wieder arbeiten. Doch nach sieben Jahren ging es ihm plötzlich viel schlechter. Es wurde festgestellt, dass die Batterie des Impulsgebers, der Signale durch Elektroden ins Gehirn sendet, leer war, ohne dass der Mann es bemerkt hatte.

Die Schlussfolgerung: Die positiven Wirkungen enden, sobald die Stimulation aufhört. Für die tiefe Hirnstimulation ist eine mehrstündige Operation erforderlich, bei der sehr dünne Sonden ins Gehirn eingeführt werden. Sie werden unter der Haut verlegt und mit einem implantierten Stimulator verbunden.

Hannah M. Kilian u.a.: Deep brain stimulation for major depression and obsessive-compulsive disorder – discontinuation of ongoing stimulation. Psych, 2020. DOI: 10.3390/psych2030015

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 1/2021: Sehnsucht nach Verbundenheit
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