Steifer Nacken, trübe Gedanken?

Können unelastische Faszien zu Depressionen führen? Forschende haben den Zusammenhang in zwei Studien untersucht.

Gibt es eine Wechselwirkung zwischen dem Fasziengewebe im Nacken- und Schulterbereich und der Neigung zu negativen Gedanken? Für diese Frage interessierten sich der Forscher Johannes Michalak und sein Team von der Universität Witten-Herdecke in zwei Studien.

Das Ergebnis: Womöglich haben Menschen mit Depressionen steifes, unelastisches Fasziengewebe. Das könnte es ihnen erschweren, negative Gedankenschleifen zu beenden.

Selbstmassage mit der Schaumstoffrolle

Für die erste Studie wurde zunächst die Steifigkeit des Fasziengewebes von 80 Depressiven und Nichtdepressiven gemessen. An der zweiten Studie nahmen 69 Personen teil, bei denen eine Depression festgestellt worden war. Rund die Hälfte massierte sich 30 Sekunden lang selbst Schultern und Nacken, indem sie über eine Faszien-Schaumstoffrolle hin und her rollten. Die Kontrollgruppe legte sich mit Nacken und Schultern auf die gleiche Rolle und bewegte sich nur auf und ab, sie massierten sich also nicht richtig.

Anschließend wurde allen eine Liste mit positiven und negativen Begriffen vorgelesen, die sie sich merken sollten. Diejenigen, die Schultern und Nacken mit der Schaumstoffrolle „geknetet“ hatten, merkten sich deutlich mehr positive Wörter. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass es eine kurze Behandlung und ein vorübergehender Effekt war.

Artikel zum Thema
Ständige Anspannung zermürbt uns nicht nur psychisch, sondern belastet auch den Körper. Doch der kennt ein Rezept gegen den Stress.
Zur Ruhe kommen, Kraft tanken, konzentrierter werden – für all das haben wir ein Instrument, das uns immer begleitet: die eigene Atmung.
Menschen, die gerne und viel tanzen, haben eine gute Kontrolle über ihren Körper. Aber auch über ihre Emotionen? Was eine Studie dazu herausfand
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute Compact 74: Depressionen bewältigen
Anzeige
Psychologie Heute Compact 79: Das Leben aufräumen