Alles hängt mit allem zusammen

Spiritualität kann Bestandteil einer Verschwörungsmentalität sein. Dies zeigen Forschende, die den Glauben an Corona-Verschwörungsmythen untersuchten.

Spirituelles Denken ist stärker als gedacht Teil einer Verschwörungsmentalität. Beides verbindet sich nach Auffassung von Psychologinnen und Psychologen mitunter zu einem geschlossenen Weltbild. Anlass der Studie war für die Forscherinnen und Forscher die Frage, ob eine Verschwörungsmentalität sich auch bei denen nachweisen lasse, die an die aktuell kursierenden Verschwörungserzählungen zum Coronavirus glaubten. Sie stellten fest: Teilnehmende, die spirituell waren, also dachten, es gebe eine übernatürliche Macht und alles hänge mit allem zusammen, die darüber hinaus intuitives gegenüber analytischem Denken bevorzugten und die schließlich auf der Narzissmus-Skala höhere Werte erzielten, zeigten die ausgeprägteste Verschwörungsmentalität. 

Diese Versuchspersonen glaubten die verschiedenen Erzählungen, die die Psychologinnen und Psychologen ihnen vorlegten – traditionelle genauso wie die neuen über das Coronavirus. Besonders gut kam offenbar die Erzählung an, wonach das Virus von einer Gruppe unbekannter Mächtiger bewusst in die Welt gesetzt worden sei, um Schaden anzurichten. Etwas geringer ausgeprägt war der Glaube an Berichte, von dem Virus profitierten bestimmte mächtige Gruppen. 

Intuitives Denken bevorzugt

Wie die Forschenden schreiben, zeige ihre Studie als eine der ersten, dass sich diese Mischung aus Spiritualität, intuitivem Denken und auch Narzissmus (Glaube an die eigene Einzigartigkeit) zu einem Verschwörungsweltbild verbinden kann. Außerdem fanden sie: Auch ein Mindset der Offenheit gehöre dazu, jedoch nicht für neue Informationen oder faktisches Wissen, sondern für „unkonventionelle Ideen“. Dagegen ließ sich umso weniger Verschwörungsdenken nachweisen, je analytischer der Denkstil der Befragten war. Zusammenhänge zwischen Kreativität und Verschwörungsmentalität wurden nicht gefunden. 

Daneben erfassten die Forschenden auch die Denkstile (rational versus intuitiv), das Streben nach kognitiver Geschlossenheit, psychische Bedürfnisse (Wunsch nach Einzigartigkeit und Kontrolle) der rund 350 Teilnehmenden. Zudem füllten die zwischen 18 und 65 alten Versuchspersonen drei verschiedene Skalen aus, mit denen ihre Neigung zur Verschwörungsmentalität erfasst wurde, zum Beispiel die Tendenz, Muster oder Regelmäßigkeiten auch dort zu erkennen, wo es keine gibt.

Vukaŝin Gligorić u. a.: The usual suspects: How psychological motives and thinking styles predict the endorsement of well-known and COVID-19 conspiracy beliefs. Applied Cognitive Psychology, 2021. DOI: 1/11. DOI: 10.1002/acp.3844

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