Der weibliche Teil des Volksmunds weiß: Wenn der Mann als solcher von Testosteron bestürmt wird, dann setzt bei ihm im Kopf was aus. Die Wissenschaft weiß jetzt: Da ist etwas Wahres dran!
In der bislang größten Untersuchung der Verhaltenseffekte des männlichen Sexualhormons, an der mehrere US-Forschungseinrichtungen beteiligt waren, wurde 243 jungen Männern ein Gel überreicht, das entweder Testosteron oder keinerlei Wirkstoff enthielt. Viereinhalb Stunden, nachdem die Teilnehmer sich damit Schultern, Oberarme und Brust eingerieben hatten und bei manchen das Hormon wohlig in ihren Körpern zirkulierte, wurden sie zu einer Reihe von Denksportaufgaben genötigt.
Naheliegend, aber falsch
Manche dieser Rätsel waren von der Art, dass sie eine „offensichtliche“, aber falsche Lösung suggerierten. Zum Beispiel: „Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen 1,10 Dollar. Der Schläger kostet 1,00 Dollar mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball?“
Prompt trompeteten die Testosteronmänner los: „10 Cent!“ Jene Teilnehmer hingegen, die nicht mit einer Überdosis Männlichkeit versorgt worden waren, hielten häufiger einen Moment inne, um diesen ersten Gedanken zu überprüfen. Sie rechneten nach, erkannten die naheliegende Lösung als falsch und kamen schließlich auf die richtige: Der Ball kostet 5 Cent, der Schläger 1,05 Dollar.
Die Geduld fehlt
Zur männlichen Ehrenrettung muss man nun aber hinzufügen: Nicht das Denken als solches fiel bei den Testosterongefluteten aus. Normale Rechenaufgaben zum Beispiel lösten sie genauso gut wie ihre Geschlechtsgenossen, die mit der unfrisierten hormonellen Alltagsflatrate ausgestattet waren.
Vielmehr machte die Überdosis Testosteron die Männer impulsiver: Ihnen fehlte schlicht die Geduld, „sich auf langsame und anstrengende kognitive Prozesse einzulassen“, schreiben die Forschenden um Gideon Nave.