Herr Dr. Kissling, Sie leiten das Centrum für Disease Management an der TU München. Dort versorgen Sie nicht nur Patienten, sondern beraten auch Unternehmen.
Genau. Wir sind bundesweit und zum Teil auch in Österreich und der Schweiz tätig, je etwa zur Hälfte in Unternehmen aller Größen und Branchen und zur anderen Hälfte in Behörden, Ministerien et cetera. Der Erstkontakt erfolgt meist über unsere Beratungshotline, wo Gesundheitsmanager, jemand vom Betriebsrat oder Personaler uns fragen, was sie zum Erhalt…
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über unsere Beratungshotline, wo Gesundheitsmanager, jemand vom Betriebsrat oder Personaler uns fragen, was sie zum Erhalt oder zur Verbesserung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun können.
Was sind typische Anlässe?
Manchmal rufen die Firmen von sich aus an, weil sie die Relevanz des Themas erkannt haben. Meistens sind der Anlass aber die zunehmenden Fehltage wegen psychischer Erkrankungen, die der Geschäftsführung Sorgen bereiten.
Welche psychischen Erkrankungen und Belastungen sind am Arbeitsplatz besonders relevant?
Depressionen und „Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen“ sind laut dem Fehlzeiten-Report 2017 die dritt- und vierthäufigste Ursache aller Fehltage, nach Rückenschmerzen und Atemwegsinfekten. Aber auch bei der häufigsten Ursache, den Rückenschmerzen, sind psychische Belastungen der Hauptauslöser. Psychische Belastungen und Erkrankungen sind also insgesamt mit Abstand die häufigste Ursache für Fehltage in Unternehmen.
Wie machen sich solche Belastungen beim Einzelnen bemerkbar?
Meistens lässt bei den Betroffenen die Arbeitsleistung nach, und ihr Verhalten verändert sich, zum Beispiel indem sie niedergeschlagen wirken oder sich vermehrt von Kollegen und Vorgesetzten zurückziehen. Manchmal sagen die Mitarbeiter selbst auch ganz offen, dass sie psychisch belastet oder erkrankt sind und Unterstützung benötigen.
Sie haben zum besseren Umgang mit diesen Dingen das Trainingsprogramm „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ entwickelt. Wie gehen Sie dabei vor?
Im Idealfall beginnen wir damit, den Entscheidern eines Unternehmens in einer 30-minütigen Präsentation anhand von Kennzahlen wie Krankenstand, Fehltage, Produktivität etc. die – vor allem auch ökonomische – Relevanz dieses Themas darzustellen.
Dann halten wir meist vor allen Führungskräften einen Vortrag, in dem wir anhand praktischer Beispiele darstellen, welche Bedeutung die psychische Gesundheit für erfolgreiches Führungshandeln hat. Das soll ihnen die Angst vor dem Thema nehmen und sie motivieren, sich für unsere Inhouse-Seminare anzumelden. In unserem Basisseminar lernen die Teilnehmer dann unter anderem durch Rollenspiele, wie sie psychische Belastungen bei Mitarbeitern frühzeitig erkennen können und in richtig geführten Gesprächen gemeinsam eine für alle passende Lösung finden und Hilfen anbieten können.
Was fürchten die Führungskräfte denn?
Viele haben Angst, dass sie in so einem „Psychoseminar“ über ihre eigene psychische Befindlichkeit berichten müssen. Da muss man zur Beruhigung erst mal sagen: Nein, das ist nicht der Fall, Sie bekommen hier aber ein paar Schlüsselfertigkeiten vermittelt, die Ihnen dabei helfen, psychisch belastete Mitarbeiter zu unterstützen und sich auch präventiv richtig zu verhalten. Führungskräfte sind ja immer noch in der Mehrzahl männlich, häufig älter, und das ist erfahrungsgemäß eine Population, die sich mit dem Thema Psyche schwertut, es teils noch als esoterisch, schwierig, privat und brisant empfindet. Da die Führungskräfte in der Regel selbst viel arbeiten und wenige Fehltage haben, zweifeln sie manchmal auch an der Ernsthaftigkeit psychischer Erkrankungen.
Wir raten den Firmen immer häufiger, die Basisschulungen verpflichtend zu machen, weil wir gemerkt haben, dass die Führungskräfte, die sie am dringendsten bräuchten, sich oft davor drücken. Freiwillig kommen am ehesten Frauen und Jüngere.
Was ist grundsätzlich wichtig, damit ein Unternehmen „psychisch gesund“ ist?
Unternehmen sind erst einmal genauso gesund oder krank wie die sie umgebende Gesellschaft beziehungsweise die einzelnen Familien darin. Hier wie dort gibt es mal mehr, mal weniger potenziell gesundheitsschädliche Rahmenbedingungen, Umgangsformen, Führungsstile, Regeln, Kulturen etc. Hilfreich wären unter anderem eine offenere Feedbackkultur, menschlichere Umgangsformen und realistischere Zielvorgaben, die von den Vorgesetzten vorbildlich vorgelebt werden. Häufig wird der menschliche Faktor unterschätzt, gerade auch in den oberen Führungsebenen.
Neulich war ich in einem Papier produzierenden Betrieb, wo die Verantwortlichen zur Veranschaulichung dafür ein schönes Bild gewählt haben. Nachdem ich gesagt hatte, dass in unserer immer mehr zur Dienstleistungsgesellschaft werdenden Gesellschaft der Mensch der wichtigste Produktivfaktor sei und insofern die Vernachlässigung dieses Faktors auch betriebswirtschaftlich falsch sei, sagten sie, ich habe völlig recht: „Bei unseren Maschinen hören wir auf jedes Ruckeln, gucken sofort, was nicht passt, räumen ihnen regelmäßig Stillstandzeiten ein, in denen wir sie warten, schmieren und so weiter. Wenn wir da vergleichen, wie wenig wir uns um die Menschen kümmern, die diese Maschinen bedienen, ist das eigentlich eine Schande.“ Dass der Mensch – um in dieser Sprache zu bleiben – die wichtigste Maschine ist, ist in dieser technisierten Welt noch nicht überall angekommen. Ich glaube aber, dass eine Firma einen hohen Preis bezahlt, wenn sie ihre Mitarbeiter nicht wertschätzt, unterstützt und ihnen nicht auch regelmäßige „Stillstandzeiten“ einräumt.
Was sind Warnzeichen, auf die Führungskräfte unbedingt reagieren sollten?
Idealerweise sollte es mir bereits auffallen, wenn sich ein Mitarbeiter seiner Belastungsgrenze nähert, Urlaubstage verfallen lässt, nur noch für die Arbeit lebt und erste Anzeichen einer Dauerstressbelastung zeigt, also etwa über immer wieder auftauchende Ohrgeräusche, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, erste Burnoutsymptome etc. berichtet. Wenn ich ihn dann unterstütze und eventuell auch vorübergehend entlaste, lässt sich eine psychische Erkrankung oft noch vermeiden.
Was kann der Mitarbeiter selbst tun?
So wie man körperliche Fitness trainieren kann, kann man auch die seelische Widerstandskraft beeinflussen, natürlich immer nur in den genetischen Grenzen, die wir alle mitbekommen haben. Wir lassen unsere Seminarteilnehmer beispielsweise immer auflisten, was ihnen Energie gibt und was sie stresst, und ermuntern sie, diese Waage selbst etwas besser auszutarieren. Wenn man da wirklich etwas verändern will, gelingt das häufiger, als man denkt.
Oft sind es ganz einfache Maßnahmen, wie etwa mehrmals täglich kurze, aber „richtige“ Pausen zu machen – also nicht mit Blick auf den Computer eine Leberkässemmel herunterzuschlingen, sondern Ort, Körperhaltung und Denkinhalte zu ändern, so dass man hinterher wirklich erholt ist. Oder eine Entspannungstechnik zu erlernen, sein Sozialleben besser zu pflegen, auf ausreichend Schlaf – sieben bis acht Stunden täglich – zu achten und regelmäßig Sport zu treiben. Wenn die Teilnehmer dann lernen, dass man so das Erkrankungsrisiko für Herzinfarkt, Schlaganfälle, Depressionen drastisch reduzieren und seine Lebenserwartung deutlich erhöhen kann, entschließen sich doch einige, einen ersten Schritt zu tun.
Und auch für Unternehmen lohnt es sich, solche präventiven Maßnahmen zu fördern und bereits Erkrankten den Zugang zu professioneller Hilfe, zum Beispiel über Mitarbeiterberatungsprogramme, zu erleichtern. Denn ein gesunder Mitarbeiter ist auch produktiver und verursacht weniger Kosten.
Welche Ursachen stecken hinter den psychischen Störungen, um die es am Arbeitsplatz geht? Welche Rolle spielt der Job?
Die mit Abstand wichtigste Ursache für psychische Erkrankungen ist die genetische Veranlagung. Wenn dazu noch eine Dauerstressüberlastung aus dem privaten oder beruflichen Bereich kommt, erhöht sich das Erkrankungsrisiko weiter. Die Arbeit hat generell aber eher eine gesundhaltende, stabilisierende und Selbstwert gebende Wirkung. Arbeitslosigkeit und Angst vor Arbeitsplatzverlust erhöhen zum Beispiel das Risiko, psychisch zu erkranken. Experten schätzen, dass etwa ein Viertel der psychischen Erkrankungen überwiegend durch Belastungen am Arbeitsplatz ausgelöst wird.
Wenn bei einer psychischen Erkrankung eine stationäre Behandlung erforderlich ist, fehlt der Betroffene länger. Was sind bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz die größten Schwierigkeiten?
Aus meiner Erfahrung gibt es zwei Hauptprobleme. Das erste ist die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen. Wenn ein Mitarbeiter nach einer schweren körperlichen Erkrankung zurückkommt, begegnen Kollegen und Vorgesetzte ihm mit Mitgefühl, Unterstützungsangeboten etc. Nach einer psychischen Erkrankung wird man oft skeptisch beäugt, es gibt nicht selten abwertende Bemerkungen oder Ausgrenzung. Manche psychisch Erkrankte zögern deshalb die Rückkehr an den Arbeitsplatz so lange wie möglich hinaus. Das zweite Problem ist die mangelnde Kommunikation zwischen den Therapeuten und den Ansprechpartnern auf Unternehmensseite. Oft wird der Patient zurück an den Arbeitsplatz entlassen, ohne dass die berufliche Wiedereingliederung mit ihm und seiner Führungskraft, dem Betriebsarzt etc. besprochen wurde. Die Rückkehr kann aber nur gut gelingen, wenn das therapeutisch Wünschbare mit dem am Arbeitsplatz Machbaren abgestimmt wird. In der Realität erfolgt das viel zu selten.
Wie sollte es sein?
Ich sage den Betriebsärzten und Führungskräften immer, sie sollen um einen detaillierten Wiedereingliederungsplan bitten und ihn – wenn der Patient zustimmt – mit ihm und den Therapeuten abstimmen. Und umgekehrt erinnere ich meine ärztlichen Kollegen immer wieder: Die Patienten verbringen acht Stunden am Tag am Arbeitsplatz, der für sie ganz wichtig ist, manchmal wichtiger als die Familie. Diesen Lebensbereich sollte man in der Therapie nicht ausblenden, sonst gefährdet man den Heilungsprozess und erschwert die Wiedereingliederung.
Sie sagten, dass Ihr Trainingsprogramm auch vor diesem Hintergrund entstanden sei.
Genau. Als wir vor etwa zehn Jahren den ersten Workshop durchgeführt haben, war ein Grund dafür auch, dass uns bei der stationären und ambulanten Behandlung unserer Patienten aufgefallen war, welch große Rolle der Arbeitsplatz für sie und ihre Genesung spielt und wie wenig dieser Aspekt in der üblichen Regelversorgung berücksichtigt wird.
Wir haben deshalb, wenn der Patient einverstanden war, immer frühzeitig sehr intensiven Kontakt zum jeweiligen Arbeitsplatz aufgenommen und dabei bemerkt, dass dort ein riesiger Informations- und Trainingsbedarf bezüglich des richtigen Umgangs mit psychisch belasteten Mitarbeitern bestand.
Das Ausmaß der Nachfrage nach solchen Schulungen hat uns schon bei der ersten Veranstaltung regelrecht überrollt. Wir mussten innerhalb eines Jahres in verschiedenen Bundesländern Informationsveranstaltungen anbieten und waren mit circa 500 Unternehmensvertretern jedes Mal ausgebucht.
Wie erklären Sie sich das Interesse?
Ein Trigger waren sicher die steigenden Fehltage wegen psychischer Erkrankungen. Die haben schon damals jedes Jahr um zehn Prozent zugenommen und tun das bis heute. Das kostet die Unternehmen sehr viel Geld und vermindert ihre Produktivität enorm. Bei 1000 Mitarbeitern führen die seelischen Belastungen beispielsweise zu Absentismus- und Präsentismuskosten von etwa 3,5 Millionen Euro jährlich. Dieser Kostendruck steigert die Bereitschaft, sich mit diesem lange vernachlässigten Problem zu beschäftigen. Inzwischen gibt es einige Studien, die zeigen, dass sich Maßnahmen zur Gesundheitsförderung auch ökonomisch lohnen, mit einem return on investment bis zu eins zu fünf.
Welche Firmen achten besonders auf die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter?
Das hängt sehr an einzelnen Personen und ihrer persönlichen Einstellung zum Thema Gesundheit. Dazu gibt es spannende Daten: Wenn der Geschäftsführer zum Beispiel Raucher ist, setzt er zu 25 Prozent weniger gesundheitsfördernde Maßnahmen in seinem Unternehmen um als seine Nichtraucherkollegen. Geschäftsführer unter 40 Jahren erkennen die Notwendigkeit betrieblicher Gesundheitsförderung besser als ihre älteren Kollegen und setzen Maßnahmen durchschnittlich rund dreimal häufiger um als sie. Und je weniger technisch die Ausbildung des Geschäftsführers ist, desto eher treibt er die betriebliche Gesundheitsförderung aktiv voran. Auch in diesem Bereich menschelt es also ziemlich.
Gibt es Branchen, die offener sind als andere?
Im produzierenden Gewerbe, am Fließband, auf dem Bau, in der Forstwirtschaft und bei den Postdiensten stehen körperliche Erkrankungen noch sehr im Vordergrund, psychische Belastungen und Erkrankungen werden eher übersehen. Wenn ein Patient dort eine Depression hat, sagt er eher, er habe „Kreislauf“ oder „Rücken“.
Das beste Gesundheitsmanagement zum Thema habe ich bisher im Finanz- und Versicherungssektor und in den Verwaltungsbereichen gesehen.
Wo herrschen die größten Versäumnisse?
Wenn man die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen betrachtet, hat meine eigene Branche, das Gesundheitswesen, peinlicherweise bundesweit den höchsten Nachholbedarf. Obwohl unser Hauptprodukt die Gesundheit ist, machen wir fast nichts für die psychische Gesundheit unserer Mitarbeiter. Die meisten Krankenhäuser haben es noch nicht einmal geschafft, die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen seriös durchzuführen.
Diese Gefährdungsbeurteilung soll dazu dienen, die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten, indem die Arbeitsplätze auf mögliche Risiken geprüft werden. Sie auch im Hinblick auf psychische Belastungen durchzuführen ist für Arbeitgeber eigentlich seit 2013 Pflicht. Richtig?
Ja. Aber aktuell haben das erst weniger als 25 Prozent der Unternehmen tatsächlich gemacht, bei kleinen und mittleren Unternehmen sind es sogar noch deutlich weniger. Wirksame Maßnahmen – zum Beispiel Führungskräfteschulungen zu diesem Thema – werden ähnlich selten angeboten.
Wenn die Unternehmen die Gefährdungsbeurteilung nicht bald von allein durchführen, werden die Gewerbeaufsichtsämter das aktiver einfordern. Allerdings sind diese aktuell personell so aufgestellt, dass die Gefahr einer Kontrolle und Abmahnung im einstelligen Prozentbereich liegt. Da gibt es also derzeit wenig Druck. Der Bereich ist noch so neu und teils noch zu schwammig definiert, dass dieses eigentlich sinnvolle Gesetz kaum beachtet wird.
Das heißt, vom Gesetzgeber wird das Thema auch nur bedingt ernst genommen.
Das ist ja in vielen Bereichen so: Ein Gesetz zu erlassen ist leicht, seine Umsetzung sicherzustellen offenbar schwieriger.
Wie ist der Stand bei der immer wieder diskutierten „Anti-Stress-Verordnung“? Sie soll Betriebe dazu bringen, beispielsweise Arbeitsabläufe gezielter auf ihr Stresspotenzial zu untersuchen.
Bis diese Verordnung kommt, wird es sicher noch dauern, was auch mit der wissenschaftlichen Datenlage zusammenhängt. Diese ist in vielen Bereichen noch zu dünn, um präzise und praktisch umsetzbare gesetzliche Vorgaben zu formulieren. Stressbelastungen werden eben subjektiv sehr unterschiedlich empfunden. Der eine Mitarbeiter geht auf dem Zahnfleisch und steht kurz vor dem Burnout, wo der andere sagt, hier rührt sich ja gar nichts, mir ist langweilig. Es ist deshalb kaum möglich, allgemeingültige Grenzwerte zu definieren und gesetzlich konkrete Maßnahmen vorzuschreiben.
Wie ist die Situation in anderen Ländern?
In einigen Ländern, zum Beispiel in Skandinavien oder Kanada, ist sie besser, in den meisten – wie etwa den USA – eher schlechter. Die Kanadier haben psychische Gesundheit am Arbeitsplatz schon lange als wichtiges Thema erkannt und sind uns, was Schulungen für Manager und so weiter angeht, zehn Jahre voraus. Von denen haben auch wir bei der Konzipierung unserer Seminare viel gelernt.
Das Weltwirtschaftsforum hat sich des Themas mentale Gesundheit angenommen und sieben Schritte formuliert, die ein Unternehmen psychisch gesünder machen sollen und die für jeden gelten, ungeachtet seiner Position. Dazu zählt unter anderem, von anderen Firmen zu lernen und auf der Suche nach Lösungen selbst tätig zu werden. Was halten Sie davon?
Ich kann alles unterschreiben, was dort gesagt wird. Besonders die sehr praktische Herangehensweise an das Problem und das Lernen von Best-Practice-Unternehmen, das wir auf unseren Kongressen auch immer wieder erfolgreich umgesetzt haben. Dass sich sogar das Weltwirtschaftsforum dieses Problems angenommen hat, unterstreicht, dass es sich um ein globales Problem handelt. Solche internationalen Statements sind aber vor allem zur Überzeugung unserer Unternehmer und Politiker hilfreich.
Was erwarten Sie für die Zukunft?
Die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen nehmen weiter kontinuierlich zu. Das Thema wird uns also sicher noch einige Jahre beschäftigen. Aber wir sind auf einem guten Weg. Die Herausforderung wird von immer mehr Unternehmen und Behörden erkannt, und es werden immer mehr Maßnahmen werden umgesetzt. Im Interesse meiner eigenen psychischen Gesundheit bleibe ich also optimistisch.
Dr. Werner Kissling ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und leitet das Centrum für Disease Management an der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München. Er und sein Team haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 500 Unternehmen in Fragen der psychischen Gesundheit beraten