Burnout verstärkt das Erleben von Stress

Forscherinnen und Forscher stellten in einer Metaanalyse fest, dass es zwischen Burnout und Stresserleben einen Rückkopplungseffekt geben könnte.

Die Zahl der Burnoutdiagnosen hat in Deutschland seit den 2000er-Jahren stark zugenommen. Das ist keine gute Entwicklung – denn Burnout führt dazu, dass bei der Arbeit noch mehr Stress wahrgenommen wird, beispielsweise Zeitdruck oder Unklarheiten mit der beruflichen Rolle. Forscherinnen und Forscher stellten in einer Metaanalyse von Burnout-Studien fest: Burnout wirkt sich deutlich stärker auf das Stresserleben aus als der Stress selbst. Frühzeitiges Eingreifen scheint also sehr wichtig zu sein. Ist ein Burnout erst einmal da, kommt wohl schnell eine Art Teufelskreis in Gang. 

Die Wissenschaftlerinnen recherchierten zunächst tausende von Studien in wissenschaftlichen Datenbanken und filterten 48 heraus, die bestimmten Kriterien genügten: Es wurden die Auswirkungen von Arbeitsstressoren wie Rollenkonflikte, hohe Arbeitslast, Zeitdruck oder Rollenambiguität auf die Entstehung von Burnout untersucht. Umgekehrt wurde gefragt, wie sich bereits vorhandener Burnout auf die Wahrnehmung dieser Stressfaktoren auswirkte. Kurz, es ging um die Wechselwirkungen zwischen Stressfaktoren am Arbeitsplatz und Burnout. Wichtig war auch, dass es sich um Längsschnittstudien handelte, weil darin Wirkungen über die Zeit erfasst werden.

Außerdem prüften die Wissenschaftler auch, ob sich Unterstützung bei der Arbeit sowie das Gefühl von Kontrolle mäßigend auswirkten. Schließlich gingen sie noch der Frage nach, inwieweit Arbeitsstress emotionale Erschöpfung hervorruft und ob er auch zu Zynismus und Depersonalisierung führte. Auch hier wurden die Wechselwirkungen geprüft. Insgesamt waren für die Studien 26.319 Personen befragt worden, dies überwiegend in europäischen Ländern aber auch aus Israel, den USA, Kanada, Mexiko, Südafrika, Australien, China und Taiwan.  

Emotionale Erschöpfung treibt das Stresserleben

Die Analysen zeigten, dass Stress bei der Arbeit und Burnout in der Tat in einer reziproken Beziehung zueinanderstehen. Dabei erwies sich der Einfluss von Arbeitsstress auf Burnout als wesentlich geringer als der Effekt von Burnout auf das Erleben von Stress bei der Arbeit. Dies lasse darauf schließen, dass es hier eine Art Teufelskreis geben könnte, schreiben die Autoren.

Ob Burnout von der Arbeitssituation angestoßen sei oder nicht – das Problem entstehe, wenn er erst einmal da sei. Der stärkste Treiber des intensiveren Stresserlebens bei Burnout sei wohl die emotionale Erschöpfung. Diese fördere wohl auch, wie die Analysen zeigten, das Erleben von Zynismus und Entfremdung von der Arbeit. Mehr als umgekehrt. Darüber hinaus wirkten sich Unterstützung und das Gefühl von Kontrolle bei der Arbeit mäßigend auf die Entstehung von Burnout aus.

Christina Guthier u. a.: Reciprocal effects between job stressors and burnout: A continuous time meta-analysis of longitudinal studies. Psychological Bulletin, 2020. DOI: 10.1037/bul0000304

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