Kognitive Folgen des Burnouts

Forscher testeten rund 100 Angestellte zu zwei Zeitpunkten und erfassten so, wie sich Burnout auf die kognitiven Leistungen auswirkte.

Ein Burnout führt nicht nur zu Erschöpfung und Stress, sondern verschlechtert auch wichtige kognitive Leistungen. Das Arbeitsgedächtnis leidet, die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden geht zurück, es gelingt nicht mehr so gut, abzuwägen, Probleme zu lösen und zu planen. Dies stellten Psychologinnen und Psychologen fest, die knapp über 100 Angestellte sowie enge Kolleginnen und Kollegen der Teilnehmenden zu zwei Zeitpunkten befragten und im Hinblick auf kognitive Leistungen testeten. Ein Jahr lag zwischen den beiden Terminen. Probandinnen und Probanden, die bei der ersten Befragung Burnoutsymptome hatten, zeigten bei der zweiten Messung schlechtere kognitive Leistungen. Die Befunde sprechen dafür, dass sich Betroffene frühzeitig darum kümmern sollten, wenn sie bei sich Erschöpfung oder Unlust bemerken. 

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kommen zu dem Schluss: Burnoutbedingter Stress und Erschöpfung, die beim ersten Messzeitpunkt festgestellt wurden, verhinderten im Lauf des Jahres nach und nach, dass die kognitiven Ressourcen richtig genutzt und eingesetzt wurden, also etwa die zur Erledigung einer Aufgabe verfügbaren Informationen richtig miteinander kombiniert werden oder relevante Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen werden konnten. Auch Aufmerksamkeit und Konzentration litten, Fehler schlichen sich ein.  

Die Teilnehmenden, Angestellte einer Behörde, beispielsweise Ingenieure, Juristen oder Statistiker, wurden nach Burnoutsymptomen befragt und diversen kognitiven Tests unterzogen. Daneben wurden auch enge Kolleginnen und Kollegen befragt, wie sie die Leistungen der Teilnehmenden einschätzten und die Ergebnisse miteinander abgeglichen.

Gedanklich flexibel sein 

Offenbar spielt zusätzlich die so genannte „kognitive Flexibilität“ bei Burnout eine besonders wichtige Rolle, also die Fähigkeit, gedanklich schnell die Perspektive zu wechseln. Wer hier schlechter abschnitt, war wohl stärker gefährdet, ein Jahr der ersten Messung Burnoutsymptome entwickelt zu haben.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreiben der kognitiven Flexibilität eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Burnouts zu. Eine geringere Fähigkeit, schnell die gedankliche Perspektive zu wechseln, bedeute wohl, dass sich die Befragten weniger gut an veränderte Umstände anpassen konnten, wie etwa höhere Arbeitsanforderungen oder veränderte Abläufe und Strukturen.

Rodanthi Lemonaki u. a.: Burnout and job performance: a two-wave study on the mediating role of employee cognitive functioning. European Journal of Work and Organizational Psychology, 2021. DOI: 10.1080/1359432X.2021.1892818

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