Freude und Angst zugleich

Entscheiden im Job fordert uns heraus und motiviert. Gleichzeitig kann es aber auch belasten und Angst machen, wie eine Studie zeigt.

Einfluss und Macht im Beruf können gleichzeitig gut für uns sein und uns auch belasten. Die Psychologin Klodiana Lanaj und ihr Kollege Trevor A. Foulk befassen sich in einem einer Tagebuch-Studie und einem Experiment mit der Ambivalenz der Macht. Macht werde, so das Fazit, keineswegs eindimensional erlebt, sondern die Art, wie Führungskräfte damit umgehen, sei komplexer als man sich es vorstellt. Freude an herausfordernden Aufgaben, der Lösung von Problemen und Angst schließen sich keineswegs aus. 

Zum einen organisierten sie eine Tagebuchstudie mit rund 80 Young Professionals, die mehrmals am Tag Auskunft gaben, wie sie sich fühlten, wie fordernd der Tag für sie war, ob sie Angst hatten, ob sie das Gefühl hatten, ihre Ziele erreicht und Probleme gelöst zu haben, ob sie am Abend angespannt und erschöpft waren. Daneben luden die Wissenschaftlerin und der Wissenschaftler 213 berufstätige Personen aus verschiedenen Branchen zu einem Experiment ein, in dem ihnen verschiedene Rollen, die des Chefs oder der Chefin sowie andere Positionen in einem fiktiven Tech-Unternehmen zugewiesen wurden. Anschließend erhielten alle drei gleiche Arbeitsaufgaben zugewiesen, nur die Entscheidungsmöglichkeiten und Zuständigkeiten unterschieden sich. Die Teilnehmenden füllten dazu ebenfalls Fragebögen aus, in denen sie berichteten, wie es ihnen erging, in positiver und negativer Hinsicht. 

Das Fazit der Autorin und des Autors: Wenn Menschen mehr Befugnisse und Einfluss bekämen, so nähmen sie auch bald wahr, dass die Anforderungen wachsen, sie also mehr zu tun haben und schwierigere Aufgaben übernehmen. Das führte bei den Teilnehmenden zu mehr Engagement, zu mehr Produktivität und stärke das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, da Führungsaufgaben es öfter nach sich ziehen, komplizierte Probleme zu lösen und dafür Strategien zu erarbeiten. Diejenigen mit mehr Entscheidungsbefugnissen berichteten auch von mehr Angst. Um jedoch dies alles zu meistern, brauchen Führende auch mehr Energie, mehr Aufmerksamkeit, mehr Zeit, was dazu führen kann, dass sie ihr körperliches Wohlbefinden aus dem Blick verlieren – sie sind so von der Arbeit in Anspruch genommen, dass sie vergessen, Pausen zu machen oder rechtzeitig aufzuhören.

Trevor A. Foulk, Klodiana Lanaj: With great power comes more job demands: The dynamic effects of experienced power on perceived job demands and their discordant effects on employee outcomes. Journal of Applied Psychology, 2022. DOI: 10.1037/apl0000905

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