Es wird knapp

Warum Menschen so ungern um die Verlängerung einer Deadline bitten, zeigen fünf Online-Experimente.

Wir bitten ungern darum, eine Frist verlängern zu wollen. © Peter Dazeley/Getty Images

„Ich schaffe die Deadline nicht“, das ist ein unangenehmer Gedanke, denn es könnte notwendig werden, bei dem oder der Vorgesetzten um eine Verlängerung zu bitten. Wie fünf Online-Experimente zeigen, tun wir das wohl nur äußerst ungern, sogar dann, wenn die Qualität der Arbeit durch den Zeitdruck leiden könnte und auch dann, wenn das Verschieben der Deadline kein Problem wäre.

Die US-amerikanischen Psychologinnen Ashley V. Whillans und Jaewon Yoon sowie der Psychologe Grant Donnelly kommen zu dem Schluss: Offenbar vermeiden wir es, um mehr Zeit zu bitten, weil wir uns sorgen, dass wir als inkompetent und zu langsam gelten. Dabei zeigten die Experimente auch: Die jeweiligen „Vorgesetzten“ unter den Teilnehmenden beurteilten die Leistungen der „Mitarbeitenden“ unabhängig davon, ob die Personen nach mehr Zeit gefragt hatten oder nicht. Das war auch in dem Experiment der Fall, in dem reale Arbeitnehmende und ihre Vorgesetzten befragt wurden. Oder anders ausgedrückt: Das Tempo, in dem die Arbeiten erledigt worden waren, spielte bei der Bewertung der Leistungen keine Rolle.

Tempo war kein Kriterium für positive Bewertung

Rund 4000 Teilnehmende wurden in vier Online-Experimenten in die Rolle versetzt, eine Aufgabe in einer fiktiven Firma zu bearbeiten, für die knappe Deadlines gesetzt wurden. Für eine Gruppe der Teilnehmenden gab es die Möglichkeit, per Klick auf einen Button die Frist zu verlängern, wenn sie Ein Teil der Versuchspersonen fungierte als Vorgesetzte und von ihnen erfuhr ein Teil, ob eine Person um mehr Zeit gebeten hatte oder nicht. Die Vorgesetzten sollten die Qualität der Arbeit der anderen beurteilen.

Die Sorge, als inkompetent zu gelten, war das stärkste Motiv dafür, eine Fristverlängerung zu vermeiden. Sie war auch dann vorhanden, wenn die beiden Personen sich kannten. Die Autorinnen und der Autor weisen auf Studien hin, wonach Arbeitnehmende angaben, dass etwas mehr als die Hälfte ihrer Deadlines grundsätzlich verlängert werden könnten. Diese grundsätzlich verlängerbaren Fristen zu nutzen sei eine gute Strategie, Zeit zu gewinnen, Stress zu verringern und die Arbeitsqualität zu verbessern.

Ashley V. Whillans u. a.: People overestimate the self-presentation costs of deadline extension requests. Journal of Experimental Social Psychology, 2022. DOI: 10.1016/j.jesp.2021.104253

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