Nicht arbeiten können, wie man will

Wenn wir uns im Job daran gehindert fühlen, uns zu engagieren, fangen wir an uns zu langweilen – und das führt zu Stress.

Wer sich langweilt, weil sie oder sich am Arbeiten gehindert fühlt, ist bald erschöpft © Malte Mueller/Getty Images

Fühlen Sie sich in Ihrer Arbeit daran gehindert, sich so zu engagieren wie Sie möchten, etwa durch Regeln, Rollenkonflikte oder unklare Zuständigkeiten? Diese Art, am engagierten Arbeiten gehindert zu werden, heißt in der psychologischen Forschung hindrance stressor . Bei Studienteilnehmenden führte das zu erhöhter Langeweile und stärkerer Erschöpfung. Dies zeigte sich in zwei Untersuchungen, für die insgesamt fast 2800 Erwerbstätige aus Großbritannien und Finnland befragt wurden.

Beides, Langeweile und Erschöpfung, geht offenbar im Erwerbsleben häufiger miteinander einher, obwohl die Zustände eher gegensätzlich zu sein scheinen. Wie die Forschenden schreiben, stehen Langeweile und Erschöpfung offenbar in einer reziproken Beziehung zueinander: Bei einigen, die sich im Job langweilen, verstärkt sich die Müdigkeit. Vermutlich seien das diejenigen, die sich daran gehindert fühlen, etwas zu tun, weil sie Regeln als ungeeignet ansehen, Zuständigkeiten nicht definiert sind, Rollenkonflikte bestehen.

Ergibt das noch Sinn, was ich da mache?

Womöglich, weil Langeweile - anders als es scheint - eine eher zermürbende und anstrengende Erfahrung ist, wenn sie häufiger auftritt. Menschen beginnen in diesem Zustand zu grübeln, ob das, was sie tun, noch Sinn ergibt. Es gab aber auch sehr viele Befragte, die überlastet waren oder unter Zeitdruck litten, die sich aber dennoch nicht langweilten. Kurz gesagt: Entsteht Stress nur durch Überlastung und Zeitdruck, kann das Interesse erhalten bleiben. Wenn wir uns aber gehindert fühlen, uns zu engagieren, beginnen wir uns zu langeweilen und fühlen uns nach und nach zermürbt. Schließlich berichtete auch eine Reihe von Befragten, in ihrem Job weder unter Überlastung noch unter Langeweile zu leiden.

Befragt wurden in einer kleineren Onlinestudie gut 300 Angestellte aus Großbritannien und in einer größeren Längsschnittuntersuchung knapp 2500 Angestellte aus 40 Städten in Finnland – letztere gaben nach eineinhalb Jahren ein zweites Mal Auskunft. Die Forschenden erhoben, wie oft sich die Teilnehmenden langweilten, wie viel Stress sie empfanden, ob sie eine hohe Arbeitslast hatten und unter Zeitdruck litten, und fragten auch danach, ob sie sich daran gehindert fühlten, sich so zu engagieren, wie sie eigentlich wollten. Außerdem wurde gefragt, inwieweit die Personen unter Langeweile und Unterforderung litten. In der zweiten Studie wurde auch ermittelt, ob diejenigen, die gleichzeitig unter Erschöpfung und Langeweile litten, dies zum Zeitpunkt der zweiten Befragung anders erlebten, was nicht der Fall war. Offenbar ist es sehr schwer, aus einem solchen Zustand wieder herauszufinden.

Lotta K. Jarju u. a.: Bored and exhausted? Profiles of boredom and exhaustion at work and the role of job stressors. Journal of Vocational Behavior, 2023. DOI: 10.1016/j.jvb.2023.103898

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