Quälende Eifersucht

Das Handy des Partners checken? Willi Ecker zeigt, wie wir Abstand zu beziehungsschädlichem Kontrollverhalten gewinnen können.

Liebe ist ein Geschenk – Eifersucht hingegen eine Plage, die Betroffene und ihre Partnerinnen und Partner kaputt-, erschöpft und hoffnungslos machen kann. Ein Gefühl, auf das viele Menschen gern verzichten würden, wenn es nicht ständig wieder angekrochen käme und dann von der ganzen Person Besitz ergriffe.

Der Psychotherapeut Willi Ecker, unter anderem Spezialist für Zwangserkrankungen, beschreibt in seinem Buch mögliche Wege, in Beziehungen besser mit Eifersuchtsgedanken umzugehen und die Denkmuster zu verändern, die uns immer wieder in diese Falle führen. Zunächst: Eifersucht ist normal. Alle Kulturen und Gesellschaf­ten kennen dieses Phänomen. Im Überfluss jedoch ist es quälend und destruk­tiv. Eingebettet in historische und kulturelle Kontexte, schildert Ecker ty­pische Phänomene und deren mögliche Entstehung auch unter psychodynamischer, evolutionstheoretischer und kognitiv-verhaltenstherapeutischer Perspektive.

Die deutliche Abgrenzung von psychotisch-wahnhaften Zustandsbildern hilft bei der differenzierten Betrachtung von normaler, exzessiver und krankhafter Eifersucht. In einem ausführlichen Kapitel zu Selbsthilfe und Therapie stellt Ecker Methoden moderner kognitiver Verhaltenstherapie in den Mittelpunkt.

Kontrolle als Illusion

Deren Stärke liegt in der genauen individuellen Erfassung von Gedanken, Gefühlen, physiologischen Reaktionen und Handlungen sowie deren gegenseitiger Beeinflussung. Er gibt Hilfestellung bei der Veränderung von Gedanken, indem er die automatischen Eifersuchtseingebungen mit alternativen Erklärungen ergänzt: Kommt die Partnerin später als gewohnt aus dem Büro, sagt die Eifersucht, sie habe ein Verhältnis mit ihrem Chef. Alternativ könnte eine Erklärung sein, dass sie einfach nur eine bezahlte Überstunde gemacht hat. Dabei ist das Zulassen von alternativen Erklärungen ein erster Schritt aus der Absolutheit, die nur noch diejenigen Wahrnehmungen zulässt, die mit dem Eifersuchtsgedanken übereinstimmen.

Im Therapieprozess geht es darum, zu erkennen, dass eine Kontrolle der anderen Person auf der Illusion beruht, dadurch die Beziehung zu stabilisieren oder Bedrohungen zu verhindern. Dabei, so der Autor, kann niemand einen anderen nötigen, eine Liebesbeziehung aufrechtzuerhalten – Liebe lässt sich nicht erzwingen, sie ist ein Geschenk.

Ecker zufolge findet sich eine ganz spezielle Paarkonstellation recht häufig: Agoraphobische Frau sucht eifersüchtigen Mann. So muss sie nirgends allein hingehen, und er hat die ständige Kontrolle – eine vermeintliche Win-win-Situation.

Biografische und Selbstwertaspekte, Fallbeispiele und kleine Übungen helfen dabei, solche Muster zu erkennen und zu verändern. Ein hilfreiches Buch für all diejenigen, die an ihrer Eifersucht arbeiten wollen.

Willi Ecker: Wege aus der ­Eifersuchtsfalle. Ein Selbsthilfe- und Therapiebegleitbuch. Dgvt, Tübingen 2020, 123 S., € 14,80

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