Zunächst ist es lediglich „ein Problem“ – eine schwierige Geschichte. Es gibt verschiedene Versuche, das Problem zu lösen, doch es ist unverändert da. Inzwischen reden auch andere darüber, Partner, Freunde, Eltern. Das Problem hat noch keinen festen Namen. Mal heißt es „Stress“, dann „Beziehungsschwierigkeiten“, dann sind es „ein paar schlechte Tage“. Mal sieht es so aus, als seien der Job oder die Kinder die Auslöser; mal so, als liege es doch an uns selbst: „Du nimmst dir aber auch immer alles so zu Herzen!“ Irgendwann entsteht daraus die Idee, es sei „etwas Psychisches“. Sofort regt sich Widerstand. Muss ich in Therapie? Ich doch nicht! Aber das Problem bleibt. Es ändert sich: anscheinend nichts.
Also wird gegoogelt, die engsten Vertrauten werden einbezogen. Das Problem bekommt jetzt neue Namen: Depression, Angststörung, Persönlichkeitsstörung. Das klingt nach möglichen Ursachen, aber es macht die Sache nicht leichter. Ist das Problem eine Störung, eine Krankheit? Und bedeutet das, dass ich es ohne Hilfe nicht bewältigen kann? Obwohl es eine große Anzahl von Menschen gibt, die sich bei einer genauen Untersuchung als psychisch behandlungsbedürftig erweisen würden, gehen viele nicht zur Psychotherapie. Sie schlagen sich irgendwie durch. Das ist nicht immer verkehrt – manche Probleme lösen sich von allein.
Und wenn nicht? Es ist uns peinlich, Hilfe zu benötigen, zu einer Therapie zu müssen. Der Entschluss für eine Psychotherapie entsteht meist erst dann, wenn die Betroffenen einen bestimmten Punkt überschreiten. Der Psychotherapieforscher Jerome David Frank nannte diesen Punkt Demoralisation,…
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