Jugendliches Verschwörungsdenken

Eine Studie bestätigt, dass schon Jugendliche und junge Erwachsene eine Verschwörungsmentalität zeigten, am häufigsten 18-Jährige.

In Deutschland sind laut Studien zwischen 30 und 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung offen für Verschwörungsdenken, wie vor kurzem die aktuelle Leipziger Mitte Studie am Beispiel der Covid-19-Pandemie belegte. Angesichts der schädlichen Folgen für die Gesellschaft und für die Gesundheit, die mit Verschwörungsweltbildern einhergehen, wird in der Psychologie seit längerem vermehrt zu diesem Thema geforscht. Wie sieht es bei Jugendlichen aus? Dieser Frage gingen Psychologinnen und Psychologen in vier Studien mit 961 Probanden und Probandinnen zwischen 11 Jahren und dem Erwachsenenalter erstmals nach. Das Ergebnis: Schon bei 11-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern fanden sie Verschwörungsdenken. Häufiger war es bei den 14- bis 16-Jährigen und bei den 18-Jährigen war es am meisten verbreitet.  

Sie berichteten im Vergleich zu den Erwachsenen unterschiedlichen Alters häufiger von Verschwörungsüberzeugungen. Psychologisch gesehen sei es plausibel, dass Verschwörungsdenken auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorkomme, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Schließlich sei die Adoleszenz eine Phase, in der Menschen sozial verwundbarer seien und auch weniger dazu neigten, ihre Gefühle zu regulieren, was eine Anfälligkeit für Ängste nach sich ziehe. Zugleich wüchsen wir in dieser Zeit in neue Rollen hinein, probierten vieles aus, was auch mit mehr Unsicherheit einhergehe.

Die Geschichten waren vertraut

Weil gängige Fragebögen zur Erfassung von Verschwörungsmentalität an Erwachsene gerichtet sind, entwickelten die Autorinnen und Autoren einen eigenen Fragebogen, die Adolescent Conspiracy Belief Scale (ACBQ) und testeten ihn in vier Studien mit den Befragten verschiedener Altersstufen. Die einzelnen Fragen und Geschichten von Verschwörungen wurden zuvor den gängigen Fragebögen für Erwachsene entnommen und nach Einschätzungen durch Lehrerinnen und Lehrer sowie Psychologinnen und Psychologen in Hinsicht auf Verständlichkeit angepasst.

Auch die jüngsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer verstanden schon die Fragen und allen schienen die Verschwörungsgeschichten vertraut zu sein. Die Forscherinnen und Forscher stellen sich vor, dass mit Hilfe des neuen Fragebogens künftig erforscht werden könnte, wie sich Verschwörungsdenken im Verlauf des Lebens entwickelt und verändert. Sie zeigen sich überzeugt, dass der Fragebogen, dessen Items aus anderen, in vielen Ländern eingesetzten Messinstrumenten stammen, zeitunabhängig und nicht länderspezifisch ist, auch wenn für diese Studie nur britische Jugendliche und junge Erwachsene befragt wurden.

Daniel Jolley u. a.: Measuring adolescents` beliefs in conspiracy theories: Development and validation of the Adolescent Conspiracy Beliefs Questionnaire (ACBQ). British Journal of Developmental Psychology, 2021. DOI: 10.1111/bjdp.12368

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