Klimawandel: „Es gibt keinen grünen Diktator“

Mit Verboten haben viele Menschen ein Problem, wir lassen uns nicht gerne einschränken. Ob wir beim Klimawandel ohne Verbote auskommen, ist fraglich.

Die Illustration zeigt einen Baum mit grünen Blättern, auf dem ein Rabe sitzt, und der Ast aus einer Haustür aus Holz mit Verbotsschild am Türknopf, herauswächst.
Halt! Stopp! Verbote könnten dabei helfen, klimaschädliches Verhalten aufzuhalten. Doch bei Menschen kommen Verbote nicht gut an. © Julia Geiser für Psychologie Heute

In Gaststätten, in Zügen, am Arbeitsplatz – das Rauchen ist in Deutschland vielerorts nicht erlaubt. Autofahren hat nur wenig mit „freier Fahrt“ zu tun: Wir dürfen im absoluten Halteverbot nicht anhalten und nicht über eine rote Ampel fahren.

Verbote gibt es aber nicht nur für Privatpersonen: Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern ist es in vielen Berufen nicht erlaubt, Beschäftigte an Sonntagen ins Büro zu zitieren. Der deutsche Staat darf niemanden diskriminieren: Behörden sind verpflichtet, sich Bürgerinnen…

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Behörden sind verpflichtet, sich Bürgerinnen und Bürgern gegenüber neutral zu verhalten. Vieles also ist in Deutschland verboten, was nur wenige von uns infrage stellen würden: Gewalt, Kinderarbeit, unregulierter Waffenbesitz. Aber gerade bei einem der großen existenziellen Themen unserer Zeit, dem Klimawandel, werden Verbote zu einem Reizthema.

Uneingeschränkte Freiheiten sind von gestern

Gegnerinnen und Gegner einer „Verbotspolitik“ versuchen hartnäckig, eine Debatte über Verbote im Zusammenhang mit dem Klimawandel im Keim zu ersticken. So beschreibt es der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies von der Freien Universität Berlin in seinem Buch Verbot und Verzicht.

Beispielsweise lancierte die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ im Zuge des Bundestagswahlkampfs 2021 die Anzeigenkampagne „Annalena und die 10 Verbote“. Sie zeigte die heutige Außenministerin Annalena Baerbock als eine Art Moses, in jedem Arm eine Tontafel haltend, darauf zehn Verbote wie etwa „Du darfst kein Verbrennerauto fahren“ oder „Du darfst nicht schöner wohnen“. (Diese Kampagne kam allerdings sehr schlecht an und sorgte für Kritik auch vonseiten der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, denen sich die „Initiative“ eigentlich verbunden fühlt.) Lobbyverbände und Politiker setzen sich dafür ein, dass wir konsumieren dürfen, wie wir wollen, Auto fahren, wohin wir wollen, reisen, so oft wir Lust darauf haben.

Dass solche uneingeschränkten Freiheiten nicht mehr zeitgemäß sind, zeichnet sich längst ab. Nach zwei Jahren Pandemie und mit dem Beginn des Ukrainekriegs im Frühjahr 2022 wendete sich das Blatt erstmals: Die Preise für Energie und Gas stiegen an, Gaslieferungen standen infrage – nun geht es um die Notwendigkeit zum Verzicht. Doch weiterhin sind Verbote nicht gerne gesehen.

Grenzen immer wieder auf den Prüfstand stellen

Warum sind sie so unbeliebt? Ohne sie, so meint der Heidelberger Psychologe und Psychoanalytiker Jakob Müller, können wir in Gesellschaften nicht zusammenleben: „Entscheidend ist, dass Menschen sich auf Dinge einigen, die sie sich nicht gegenseitig antun.“ Ähnlich lautet die Einschätzung des Philosophen Dominic Roser von der Universität Freiburg in der Schweiz, der sich seit mehr als 15 Jahren mit den moralischen Fragen des Klimawandels beschäftigt: „Ich verstehe nicht, warum für manche Menschen Verbote ein solch schlechtes Image haben. Ich kenne keine echten Anarchistinnen, ich weiß von niemandem, der Verbote nicht als legitimes Mittel akzeptiert, um das Zusammenleben zu regeln.“

Allerdings wird das Miteinander in Demokratien nicht nur einmal, sondern ständig neu verhandelt. Laut Roser kommen permanent neue „empirische oder normative Einsichten“ dazu, die uns veranlassen, unsere Meinung und unser Verhalten zu ändern.

Zu diesen Einsichten gehören die Fakten und wissenschaftlichen Prognosen zu den Folgen des Klimawandels. Wir haben es in dem Sommer, der hinter uns liegt, erlebt: Die Zahl extrem heißer Tage nimmt zu, Phasen der Trockenheit dauern immer länger, Flutkatastrophen kommen häufiger vor. Unsere Freiheit wird umso stärker schrumpfen, je weniger wir uns dieser Entwicklung entgegenstemmen. Denn dann ist das Leben vieler bedroht, Lebensgrundlagen werden zerstört, unsere Gesundheit beeinträchtigt. Aber die Frage, ob es hilfreich ist, dem Klimawandel mit ausdrücklichen Verboten zu begegnen, berührt einen sehr wunden Punkt, nämlich unsere persönliche, individuelle Freiheit.

Philosoph Dominic Roser sagt: „Es ist uninteressant, zu sagen, dass meine persönliche Freiheit Grenzen hat. Interessant ist, zu fragen, wo sie aufhört. Und darauf gibt es immer wieder neue Antworten.“ Roser nennt das Beispiel Rauchverbot: Rauchen war einmal schön, unbeschwert, genüsslich. Manche sahen eine kleine Rebellion darin gegen alle als spießig empfundenen Nichtraucherinnen und Nichtraucher. Bis immer klarer wurde: Wenn man raucht, kann man nicht nur der eigenen, sondern auch der Gesundheit anderer beträchtlich schaden. Anderes Beispiel: Covid-19. „Von einem Tag auf den anderen konnte es lebensgefährlich sein, anderen räumlich nahezukommen. Das hat die Grenze der Freiheit für alle komplett verschoben“, so Roser.

Verbote eröffnen Raum für Neues

Dass man etwas nicht tun darf, lernen wir von klein auf. Für ein kleines Kind ist ein Verbot – nicht anders als bei Erwachsenen – erst einmal eine Enttäuschung: „Das Kind merkt, dass es seinen Willen in dem Moment nicht durchsetzen kann, das ist frustrierend“, erläutert Jakob Müller. Eltern verbieten uns, Straßen zu überqueren, ohne nach rechts und links zu schauen, Müll einfach fallenzulassen, anderen Kindern etwas wegzunehmen. „Eltern kommen in der Erziehung um Konflikte und Verbote nicht herum. Unsere seelische Struktur entsteht geradewegs durch solche Konflikte“, so Müller.

Bei Kindern sei es aber noch wichtiger als bei Erwachsenen, den Sinn eines Verbots zu erklären. Kinder erleben Verbote zuallererst auf der Basis der Beziehung zu ihrer Mutter oder ihrem Vater. Wenn man ihnen nicht erklärt, was es mit einem Verbot auf sich hat, können sie Schuldgefühle entwickeln, die Eltern mit ihrem vermeintlichen „Fehlverhalten“ enttäuscht oder geärgert zu haben. Sie müssen erfahren, dass es einen außerhalb des Eltern-Kind-Kosmos liegenden Grund gibt, etwas „Drittes“, das außerhalb der Familie liegt und ein Verbot notwendig macht. Deshalb sollten Eltern ihrem Nachwuchs deutlich machen: Ein Verbot betrifft auch viele andere Menschen.

Ein Verbot ist für kleine Kinder aber nicht ausschließlich eine frustrierende Erfahrung, so Jakob Müller. Vielmehr erleben sie dadurch, dass es möglich ist, auch einmal mit etwas aufzuhören. Dadurch gewinnen sie Raum, wieder zu sich zu kommen und etwas anderes zu probieren. Machen Kinder diese Erfahrung nicht, lernen sie auch nicht, sich von anderen abzugrenzen. Sie entwickeln keine inneren Hemmungen, die ihre eigenen Impulse stoppen, und somit auch kein Gefühl für die Grenzen der anderen.

Das Fehlen von inneren Stoppschildern – bei Freud würden sie dem Über-Ich entsprechen – kann zu großer Unsicherheit führen und im Zweifel zur Bereitschaft, sich verstärkt Autoritäten zu unterwerfen, weil diese die fehlenden Grenzen vermeintlich anbieten. Auf diesem Weg kann auch eine antiautoritäre Erziehung autoritätshörig machen, wenn sie keine Grenzen setzt.

Fleisch essen? Nett und normal!

Verbote in einer Demokratie sollen die Rechte anderer Menschen schützen, etwa das auf körperliche Unversehrtheit, sagt Philosoph Roser. Deshalb sieht er auch speziell beim Klimawandel besonderen moralischen Handlungsbedarf: „Ich formuliere das jetzt ganz bewusst: CO2-Moleküle sind wie kleine Raketen, mit denen wir die Körper anderer Menschen angreifen.“ Der Klimawandel verletze Menschen oder stürze sie in den Tod, wenn auch nicht unbedingt sofort und nicht unbedingt dort, wo wir uns gerade befinden.

Was es noch schwieriger macht: Es ist fast egal, was wir tun, wir emittieren quasi immer CO2: beim Autofahren, beim Streamen, beim Fliegen, in der Industrie, beim Heizen mit Kaminen, bei der Herstellung von Lebensmitteln, in der Landwirtschaft. Und mehr noch: „Bis vor ein paar Jahren glaubte man, es reiche aus, die CO2-Emissionen nach und nach zu senken. Aber eigentlich weiß man heute, dass sie sehr schnell auf null runtermüssten. Doch wir können nicht einfach aufhören zu essen, zu wohnen, uns fortzubewegen“, so Dominic Roser.

In dieser Situation wären Verbote klimaschädlichen Verhaltens durchaus sinnvoll und gehörten zu einem Spektrum verschiedener Maßnahmen, mit denen der Klimawandel aufgehalten werden kann. Nur gibt es da ein paar Probleme, sagt Sozialpsychologin Fanny Lalot von der Universität Basel. Psychologische Forschungen zeigten immer wieder: Verbote funktionieren nicht gut. Anstatt sie einzuhalten, motivieren sie einige von uns dazu, unser gerade verlorengegangenes Freiheits- und Kontrollgefühl schnellstmöglich wieder zu restaurieren. Manche Menschen sind an dieser Stelle extrem empfindlich: Reflexhaft versuchen sie auch bei geringfügigen Einschränkungen, ihr Gefühl von Kontrolle wiederherzustellen.

Dies beobachtete der Psychologe Jack W. Brehm bereits vor Jahrzehnten in seinen Studien und entwickelte daraus die Theorie der psychologischen Reaktanz. Wir alle reagieren in gewissem Maß trotzig auf Freiheitsentzug. Manche neigen stärker dazu; darunter sind Menschen, die sich schwertun, Autoritäten zu akzeptieren, auch die des Staats. Werden diese Rebellinnen und Rebellen durch Verbote eingeschränkt, kann es passieren, dass sie das Nichterlaubte erst recht attraktiv finden und machen wollen – bei ihnen geht die Sache also nach hinten los.

Die Wirksamkeit von eventuellen Klimawandelverboten oder auferlegten Einschränkungen hängt nach Sozialpsychologin Lalot auch davon ab, wie gerne Menschen etwas tun, das klimaschädlich ist, Autofahren zum Beispiel oder Fleisch essen. Zudem haben wir oft nicht nur ein, sondern mehrere Motive, warum wir etwas machen und nicht damit aufhören. Allein beim Fleischessen fanden Forscherinnen und Forscher vier Gründe, warum es nicht aufgegeben wird: Fleisch zu essen sei

  • „natürlich“,

  • „normal“,

  • „notwendig“

  • oder einfach „nett“, weil es gut schmecke.

Manche Teilnehmenden nannten alle vier Gründe, andere nur einen Teil.

Verbote zerschlagen Wunsch nach Autonomie

Der wichtigste Grund für unsere Probleme mit Verboten ist aber folgender: Gibt uns jemand etwas vor, was wir nicht tun sollen, ist das unterm Strich konträr zu unserem Streben nach Autonomie, dem Verlangen, das Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten. Und das ist nicht nur materiell zu verstehen: Verbote können uns auch einen emotionalen Verzicht abverlangen, etwa Anerkennung nehmen, so Jakob Müller.

Beispiel Mobilität: Würde man sie konsequent und massiv einschränken wollen, dann müssten wir ab sofort den Geburtstag der in den USA lebenden Schwiegermutter zu Hause vor dem aufgeklappten Laptop feiern oder uns im Gasthof in den Kasseler Bergen erholen anstatt auf dem Kreuzfahrtschiff in der Südsee. Psychoanalytiker Müller gibt zu bedenken: „Für einige ist die aufwendige Urlaubsreise oder das schicke Auto noch immer eine Möglichkeit, Anerkennung oder ein Gefühl von Zugehörigkeit zu bekommen, das eminent wichtig ist.“

Nun lehnen wir Verbote aber nicht nur aus Trotz ab oder leiden unter dem Verzicht – es gibt auch eine Reihe ganz banaler Gründe. Manchmal vergessen wir sie schlicht, sagt Fanny Lalot: „In einer Studie sollten die Autofahrerinnen und Autofahrer vor einer Bahnschranke ihren Motor abschalten, um Abgase zu reduzieren. Sie machten es nicht, weil sie im Kopf ganz woanders waren, sie unterhielten sich mit den Kindern oder dem Partner, der Partnerin und dachten einfach nicht daran.“

Schließlich fördern Stress und Zeitdruck unökologisches Verhalten: Die im Stau stehende Außendienstmitarbeiterin denkt womöglich weder an die auf der Strecke begrenzte Geschwindigkeit noch ans Klima – sobald sich der Stau auflöst, startet sie durch, um noch pünktlich zu sein.

Lange Debatten bis zur Geburt eines Verbots

Bei all unseren psychischen und alltäglichen Schwierigkeiten, Verbote einzuhalten oder zu akzeptieren – die Verbote, die ein demokratischer Rechtsstaat „verhängt“, sind laut Dominic Roser dennoch genau die Verbote, die wir uns selbst geben: Wir, die Wählerinnen und Wähler, haben die Parlamentarier beauftragt, uns zu vertreten und Entscheidungen zu treffen, die möglichst die Rechte aller schützen (und damit auch unsere eigenen). Um unterschiedliche Interessen und mögliche Nachteile möglichst vieler abwägen zu können, werden vor Entscheidungen Debatten geführt, in den Parlamenten, in den Medien, auf Social Media.

Das Problem speziell beim Klimawandel: Diese Debatten dauern mitunter extrem lange. In einer Diktatur wäre es rein theoretisch leichter, Verbote einfach anzuordnen, ganz ohne nervenaufreibende Diskussionen. Aber das bleibt aus Sicht von Roser reine Theorie. Reale Machthaber in solchen Regimes hätten in der Regel kein Interesse daran, den Klimawandel aufzuhalten: „Ich kenne keine grünen Diktatoren.“

Zwei Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, wie lange es in einer Demokratie dauern kann, bis ein Verbot überhaupt beschlossen wird. Das eine ist die 1976 eingeführte Pflicht, sich im Auto stets anzuschnallen – und somit das Verbot, ohne Gurt zu fahren. Viele Deutsche sahen ihre gewohnte Freiheit, sich einfach ins Auto zu setzen und loszufahren, in unzumutbarer Weise beeinträchtigt – so sehr, dass Psychologinnen und Psychologen, die für das Bundesverkehrsministerium damals Menschen befragten, den Anschnallgegnerinnen Folgendes attestierten: „starke latente Spannungen, unausgetragene Konflikte, affektive Verfestigungen und Bereitschaft zu kämpferischen Auseinandersetzungen“.

Auch das Nichtraucherschutzgesetz, im Jahr 2007 beschlossen, wurde intensiv bekämpft. Der damalige Verbraucherschutzminister Horst Seehofer räumte schließlich nach zehn Jahren der Diskussion ein, dass „die Freiwilligkeit gescheitert“ sei. Beide Beispiele weisen noch auf etwas anderes hin: Was einst starke Aversionen ausgelöst hatte, gilt heute als ganz normal und sinnvoll. 

Auf den Hawaii-Inseln wurden Verbote und Einschränkungen jahrhundertelang erfolgreich eingesetzt, um Ressourcen zu erhalten. Der Fischfang war streng reguliert. Zu manchen Zeiten durften einige Arten überhaupt nicht gefangen werden. Korallenriffe waren zu bestimmten Zeiten gesperrt. Sogar das Essen von Fisch war geregelt – dabei handelte es sich um religiöse Anordnungen oder Tabus (siehe Definition unten). So gelang es, die Fischbestände um die Inseln herum über Jahrhunderte hinweg konstant zu halten, dies übrigens bei drastischen Strafen: Wer das Regelwerk brach, dem drohte unter Umständen die Todesstrafe.

Heute regeln nationale Fischereigesetze den Fischfang weltweit: Es gibt Fangquoten, um bedrohte Arten zu schützen, Schonzeiten und regionale Beschränkungen. Die Bestimmungen ähneln jenen der historischen Regeln auf den Hawaii-Inseln – nur die Bestrafung ist nicht mehr so drastisch.

Der Ärger verfliegt, die Vorgabe bleibt

Dass wir fähig sind, uns nach anfänglichem Ärger doch an neue Vorgaben zu halten, dafür gibt es auch einen psychologischen Grund, sagt der Würzburger Psychologe Robert Pfister, der zum Thema Regeln und Verhalten forscht: „Regelmäßigkeiten sind sehr wichtig für unser Gehirn. Ohne Regeln würde die Welt völlig chaotisch erscheinen.“ Menschen suchten nach Strukturen, an die sie sich halten könnten. Insofern beruhigen Verbote auch und geben Orientierung.

Für diejenigen, die sich eingeengt und beschädigt fühlen, hat der britische Verhaltenswissenschaftler Nick Chater einen Rat: Es ist grundsätzlich sinnvoll, Vorgaben zu befolgen, auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Wir haben die Möglichkeit, uns mit einem Verbot, das wir zunächst ablehnen, doch noch anzufreunden – oder man gewöhnt sich schlicht daran. Entscheidend ist, was der Sinn und das Ziel des Verbots ist – im Falle des Klimawandels einen Beitrag zu leisten, dass er vielleicht doch noch abgeschwächt werden kann.

Ein Tabu ist eine Spezialform des Verbots. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Poly­nesischen und bedeutete „ein Gebot, etwas zu meiden“, also etwas nicht zu berühren oder zu benutzen, aus religiösen Gründen oder weil es als gefährlich galt. Solche nichtgesetzlichen Verbote existieren überall. Brisante Themen können beispielsweise zu Tabus werden, weil sie nicht angesprochen werden dürfen, wie Familiengeheimnisse oder bestimmte politische Fragen.

Quellen:

Philipp Lepenies: Verbot und Verzicht. Politik aus dem Geiste. Edition suhrkamp, Berlin 2022

Dominic Roser, Christian Seidel: Ethik des Klimawandels. Wbg academic, 2. Erweiterte Auflage, 2015

Nick Chater: Could we live in a world rules? University of Warwick, Website-Beitrag, Warwick.ac.uk/newsandevents/knowledgecentre/science/psychology/world_without_rules. Abgerufen am 6.9.2022

Kai Posmik: Anschnallen bitte! Einführung der Gurtpflicht. Spiegel.de, 23.12.2010, abgerufen am 6.9.2022

Angelika Franz: Hawaiianern drohte Todesstrafe bei Überfischung. Spiegel.de, 22.6.2022

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Dirk Asendorpf: Verbote für den Klimaschutz? SWR2, Wissen, Erstsendung am 9. Mai 2020

Frank Überall: Verbote – Ein Ausdruck von Hilflosigkeit. 8.12.2014, deutschlandfunkkultur.de

Roland Pfister: Warum Gebote mehr bringen als Verbote. Forschung-und-Lehre.de, 23.10.2020

Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste: Zum Verhältnis zwischen der Privatautonomie und dem Diskriminierungsverbot aus Art. 3 Abs. 3, S. 1 Var. 9 GG, 2019

Dario Krpan, Paul Dolan: You must stay at home! The impact of commands on behaviors during COVID-19. Social Psychological and Personality Science, 2022. DOI: 10.1177/19485506211005582

Mühlbeiger, C., Jonas, E., & Sittenthaler, S.: Uncontrollability, reactance, and power: Power as a resource to regain control after freedom threats, 2017. In: M. Bukowski, I. Fritsche, A. Guinote, & M. Kofta (Eds.), Coping with lack of control in a social world (pp. 220–236). Routledge/Taylor & Francis Group

Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 12/2022: Lieber unperfekt