Die Medizin der Gemeinschaft

Viele von uns achten auf ihre Gesundheit. Das ist prima, aber wir vergessen dabei oft eine Medizin, die äußerst wirksam ist: das Zusammensein mit anderen.

Illustration zeigt eine Chorgruppe
Gemeinschaft macht glücklich, zum Beispiel beim Singen im Chor. © Sabine Kranz

Der Mensch ist ein soziales Lebewesen. Schon immer leben wir in Gruppen. In der Horde, der Sippe, dem Familienverbund. Auch wenn die Familien heute kleiner geworden sind und mehr als 40 Prozent der deutschen Haushalte nur aus einer Person bestehen – wir sind immer noch die alten Herdentiere. Ob bei der Arbeit oder in der Freizeit: Wir bilden Teams, reden in Runden, sind Mitglieder von Vereinen und Klubs.

Äußerst schmerzhaft – bis hin zu physischem Schmerz – ist es für uns, wenn wir uns aus einer Gruppe…

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es für uns, wenn wir uns aus einer Gruppe ausgeschlossen fühlen und nicht dazugehören dürfen (siehe Heft 10/2018: Für mich bist du Luft!). Wir sind auf Gemeinschaften angewiesen. Sie sind für unser Wohlergehen wahrscheinlich wichtiger, als wir bisher dachten. Das legen Forschungen nahe, die australische Wissenschaftler nun in dem Buch T he New Psychology of Health: Unlocking the Social Cure bündelten. Immer deutlicher zeichnet sich ab: Wer etwa im Chor singt, sich in einem Wohnprojekt engagiert, in einer Bürgerinitiative aktiv ist oder in einem Kickboxverein trainiert, tut damit etwas Wichtiges für seine Gesundheit.

Was macht uns krank?

Wir haben allerdings das Sozialleben, wenn es um unsere Gesundheit geht, oft gar nicht im Blick, wie die Forscher von der University of Queensland in einer neuen Studie zeigen. Sie baten erwachsene Frauen und Männer, einmal einzuschätzen, was wohl am meisten unserer Gesundheit nützt und einem langen Leben dient. Die Teilnehmer sollten dazu elf vorgegebene Gesundheitseinflüsse, die zur Lebenserwartung beitragen, in eine Rangfolge bringen.

Das Resultat: Sie setzten auf die ersten – also wichtigsten – drei Plätze: „nicht rauchen“, „körperlich aktiv sein“ und „nicht übergewichtig sein“. Damit liegen sie allerdings ziemlich daneben, wie der Vergleich mit einer großen Metastudie zeigt, in der aus 148 Einzeluntersuchungen die tatsächlichen Gesundheitsgefährder und -bewahrer ermittelt wurden. Danach sind „Unterstützung durch andere“ und „Eingebundensein in die Gemeinschaft“ am wichtigsten für eine gute Gesundheit. In den Urteilen der Befragten hingegen landeten diese Aspekte einer sozialen Medizin weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen elf und neun (siehe die Tabelle rechts unten). Die Heilkräfte des menschlichen Miteinanders werden also stark unterschätzt.

Oder schlicht vergessen, wie etwa in einem Beitrag der BBC, in dem die Gesundheitswirkung eines „Wasserklubs“ für Altenheimbewohner gepriesen wurde. Um der Dehydrierung entgegenzuwirken, unter der alte Menschen oft leiden, schlossen sich einige der Heimbewohner eben jenem Club an, dessen Mitglieder täglich zehn Glas Wasser tranken. Das Heim stellte dafür im Haus Wasserspender bereit, und jedes Klubmitglied bekam einen eigenen Krug aufs Zimmer. Die Folgen waren bemerkenswert: Die alten Leute fühlten sich nach einigen Monaten zufriedener und jünger – natürlich dank der Flüssigkeitszufuhr, wie es in dem BBC-Bericht hieß.

Die Autoren vergaßen dabei allerdings, den sozialen Aspekt einzubeziehen, monieren die Forscher aus Australien. Schließlich waren die Senioren durch ihren Klub nicht nur ans regelmäßige Trinken erinnert worden, sie wurden auch Teil einer verschworenen Gemeinschaft.

Ob hier zusätzlich die „soziale Pille“ wirkte, wollten die australischen Forscher in einer eigenen Studie prüfen. Sie teilten die Bewohner eines anderen Altenheims per Zufall vier experimentellen Varianten zu. In den beiden ersten lernten die Teilnehmer wiederum die Vor- und Nachteile des Wassertrinkens kennen – und zwar entweder einzeln oder in der Gruppe. In den beiden anderen Varianten informierten sich die Senioren stattdessen über das Weltgeschehen, wiederum entweder einzeln oder in der Gruppe. Und tatsächlich: Nicht nur die Wasserklubsenioren, sondern auch die Weltbeobachtungssenioren waren anschließend messbar gesünder und zufriedener – sofern sie ihrer neuen Aufgabe nicht allein, sondern in einer Gemeinschaft mit anderen nachgingen.

Auf Vereinzelung reagiert der Körper mit Stress

Wie wichtig die „soziale Medizin“ ist, können all die Menschen bezeugen, denen sie fehlt. Seit langem weiß die Psychologie aus vielen Studien, dass Einsamkeit nicht nur die seelische, sondern auch die körperliche Gesundheit belastet (siehe Heft 2/2018: Einsam sein ). Auch der Psychologe und Psychiater Manfred Spitzer wirbt in seinem neuen Buch Einsamkeit – die unerkannte Krankheit für ein Leben in Gemeinschaften. Er beschäftigt sich mit der Frage, in welcher Weise soziale Einbindung uns gesund hält und ein Mangel an zwischenmenschlichem Kontakt uns krank macht, und hat dazu eine Fülle von Forschungsbefunden zusammengetragen. Spitzer warnt eindringlich vor den Folgen der Vereinzelung: „Wer einsam lebt, hat ein deutlich höheres Risiko, in einem bestimmen Zeitraum von beispielsweise den nächsten fünf oder zehn Jahren zu sterben, als jemand, der nicht einsam lebt.“ Aber was passiert, wenn es uns an Gemeinschaft mangelt?

Weil wir soziale Wesen sind, reagiert der Körper auf Vereinzelung wie auf jeden negativen Stressor: mit einem uralten Programm, das unsere Vorfahren einst gegen wilde Tiere oder Naturgewalten in der Steppe wappnete. Es wird vermehrt Kortisol ausgeschüttet. Mit diesem Hormon mobilisiert der Körper die Kräfte für Höchstleistungen. Wir sind nun wach, kampf- und fluchtbereit.

Solch ein aufgeputschter Zustand hilft uns aber kaum, wenn wir Anschluss an eine Gruppe suchen, womöglich ist er sogar hinderlich. Noch schlimmer: Auf Dauer bereitet uns dieser Anti-Stress-Modus laut Spitzer ernste gesundheitliche Probleme. Der Körper stellt mehr Zucker bereit, baut dazu teils Muskeleiweiß ab. Dies bewirkt einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Wird das Herz-Kreislauf-System auf Dauer stark angetrieben, ist Bluthochdruck die Folge. Längerfristig wird außerdem die Immunabwehr herabgesetzt, was uns anfälliger für Infektionskrankheiten macht. Auch Magengeschwüre oder Osteoporose können Langzeitfolgen des Stresszustandes sein, in den uns Einsamkeit versetzt.

Was hält uns gesund?

„Nichts ist gesünder im Sinne der Verlängerung des eigenen Lebens als die aktive Teilnahme an der Gemeinschaft mit anderen Menschen“, propagiert Spitzer, der die psychiatrische Universitätsklinik in Ulm leitet. Dass uns gemeinschaftliches Handeln wohltut, zeigt sich auch im Gehirn. Das belegen neue Studien, bei denen die Hirnaktivität etwa während eines virtuellen Ballspiels aufgezeichnet wurde: Bei denjenigen, die hier öfter den Ball bekamen, also von den anderen stark einbezogen wurden, wurde das Belohnungssystem im Hirn stärker aktiviert. Andere Experimente, bei denen Menschen zusammen musizieren, tanzen oder im Gleichschritt gehen, zeigen: Wer sich im Einklang mit anderen bewegt, sich auf sie einschwingt, hat mehr Vertrauen in seine Mitstreiter und ist eher bereit zu kooperieren.

Schon das Gefühl, allein oder eingebunden zu sein, wirkt sich direkt auf unser Schmerzempfinden aus, wie beispielsweise das folgende Experiment zeigt. Die Probanden sollten, je nach Versuchsbedingung, entweder über eine, drei oder fünf Gruppen nachdenken, denen sie angehörten. Und sie sollten mit einer Zahl benennen, wie wichtig diese Mitgliedschaften ihnen waren. Anschließend gab es einen Versuch, der angeblich nichts mit der ersten Aufgabe zu tun hatte: Die Freiwilligen wurden gebeten, so lange wie gerade noch erträglich ihre Hand in Eiswasser zu halten. Und tatsächlich: Jene Teilnehmer, die sich vorher mit mehreren ihrer Gruppenbezüge beschäftigt hatten, ertrugen die Schmerzen länger. Offenbar ist nicht einmal die Anwesenheit der Menschen, denen wir uns zugehörig fühlen, nötig, um uns gegen Schmerzen zu wappnen: Allein schon der Gedanke an sie macht uns weniger schmerzempfindlich.

Auch unsere psychische Gesundheit wird durch die Weise, wie wir mit anderen verbunden sind, beeinflusst. Studien zeigen beispielsweise, dass viele Menschen sich bereits vor einer ersten depressiven Episode einsam fühlen und von anderen zurückziehen. Die Vereinzelung ist daher nicht nur ein Symptom der Depression, sie begünstigt diese Krankheit auch. Gemeinschaften können hier vorbeugend helfen. Forschungen zeigen: Wer beispielsweise in einen Chor oder eine Nachbarschaft fest eingebunden ist, hat ein geringeres Risiko, erstmals an einer Depression zu erkranken – oder nach einer bereits überstandenen Depression irgendwann wieder depressiv zu werden. Wer sich nur einer neuen Gruppe anschließt, senkt die Wahrscheinlichkeit, erneut an einer Depression zu erkranken, von 41 auf 31 Prozent. Wer es schafft, sich an mehreren Gruppen zu beteiligen, kann das Depressionsrisiko noch weiter senken.

Denn Gemeinschaften, in denen wir uns wohlfühlen, halten grundsätzlich ein Kraftdepot bereit, das uns belastbarer und widerstandsfähiger macht. Es sollten allerdings drei psychologische Voraussetzungen erfüllt sein, damit wir die Kraftquellen einer Gruppe nutzen können.

Erstens: Diese Gruppen müssen uns wichtig sein. Es reicht nicht, irgendeinem Klub beizutreten, es muss eine Gemeinschaft sein, die uns ans Herz wächst, deren Tun uns etwas bedeutet, mit der wir uns identifizieren. Wenn wir uns und die anderen nur als eine Ansammlung von Individualisten betrachten, entsteht kein Wir-Gefühl. Damit eine bedeutungsvolle, sinnstiftende Gemeinschaft entsteht, ist es wichtig, dass die Einzelnen sich als Teil dieses Ganzen erleben.

Zweitens sollte das Verhalten innerhalb der Gruppe uns körperlich guttun, statt uns zu schaden. Schließen wir uns einem Stammtisch an, dessen Hauptbeschäftigung das Biertrinken ist, oder einem Kaffeekränzchen, bei dem ständig fette Torten verzehrt werden, wird sich das Gesundheitsversprechen eher nicht erfüllen.

Und drittens sollten die Gruppen, denen wir angehören, untereinander kompatibel sein. Das heißt, ihre Ziele und Werte sollten sich nicht widersprechen. Die Mitgliedschaft in einem Fanclub spritfressender Sportwagen verträgt sich schwerlich mit dem Engagement bei Ökoaktivisten.

Unsere soziale Identität

Die Ressourcen, die Teams, Klubs und Kreise für uns bereitstellen, sind mannigfaltig. Es wirkt allein schon stärkend, wenn wir uns einer Gruppe zuordnen. Sozialforscher sprechen von einer „sozialen Identität“. Sie wird bestimmt durch die bewusste Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und ist ein wichtiger Teil unseres Selbstkonzeptes. Anders ausgedrückt: Die soziale Identität ist nicht nur unser abstraktes individuelles Wissen, einer oder mehreren sozialen Gemeinschaften anzugehören, sondern sie ist auch die psychische Verinnerlichung und emotionale Grundierung dieser Gruppenzugehörigkeit. Sie bezieht sich auf einen Kreis von Personen und ermöglicht uns, uns einzuordnen.

„Wir nutzen diese Gruppenzugehörigkeiten oft, um uns selbst zu beschreiben, wenn wir Leute kennenlernen: Ich bin Mutter, Psychologin, Fußballspielerin, Australierin“, erläutert Jolanda Jetten, Psychologieprofessorin an der Universität von Queensland und Mitwirkende des social cure-Forschungsteams. Diese soziale Identität ist etwas anderes als unsere persönliche Identität. Letztere bezieht sich auf unser Wissen um unsere Individualität: unsere einmalige körperliche Erscheinung, unsere bestimmten persönlichen Talente und Vorlieben.

Man könnte nun meinen, dass auch der Partner oder eine beste Freundin uns in einer ähnlichen Weise stärken kann wie die sozialen Gemeinschaften, denen wir angehören. Das stimmt auch bis zu einem gewissen Grad, doch Gruppen haben darüber hinaus noch einen zusätzlichen Bonus. „Sie sind oft mehr als die Summe der einzelnen Mitglieder“, sagt Jolanda Jetten. „In Gruppen können sich gemeinsame Ideen, Überzeugungen und Verhaltensmuster entwickeln. Es kann sogar eine gemeinsame Sicht auf die Welt entstehen.“ So eine geteilte Weltanschauung herrscht beispielsweise beim FC St. Pauli, der Aktionen wie den „Lauf gegen Rechts“ unterstützt oder auf dem Stadiondach zwei Bienenvölker ansiedelt.

Als Mitglied einer gut funktionierenden Gruppe profitieren wir auf vielerlei Weise: Wir sehen, dass wir anderen ähnlich sind, vergleichbare Ziele haben, mit ihnen an einem Strang ziehen. Wir fühlen uns dann gut aufgehoben in der Welt. Solche Gruppen geben uns ein Zuhause, Sicherheit und Geborgenheit über das Gefühl, dazuzugehören. Darüber hinaus können wir dort in der Regel tatkräftige und emotionale Unterstützung erwarten. Und Gruppen bewirken in der Psyche noch etwas anderes, sehr Fundamentales: Das Zusammensein mit Seelenverwandten, die ähnliche Interessen, Vorlieben und Hobbys haben wie wir und die vielleicht auch unsere Utopien teilen, wirkt sinnstiftend. Diese Erfahrung beugt innerer Leere vor, indem sie unseren „Kohärenzsinn“ stärkt, also das Grundgefühl, dass sich in unserem Leben alles zu einem guten Ganzen fügt.

Debattierrunde oder Schachklub: Für jeden Geschmack ist etwas dabei 

Gleichzeitig wird im Gruppenalltag unser Selbstvertrauen gestärkt. Dies geschieht immer dann, wenn unser Team bestimmte Ziele erreicht – denn in der Regel verbuchen wir diese Gruppenerfolge auch als persönliche Leistungen. Auf diese Weise steigt unser Kontrollempfinden: Statt uns nur als Spielball der Ereignisse zu sehen – vereinzelt in der Welt und machtlos –, erleben wir uns in der Gruppe als mächtiger Mitgestalter der Geschehnisse. Dieses subjektive Gefühl, im Leben etwas bewirken zu können, nennen Psychologen „Selbstwirksamkeit“. Experten zählen sie zusammen mit dem Kohärenzsinn zu den Grundpfeilern unserer psychischen Gesundheit.

Und schließlich brauchen wir die anderen, um uns selbst besser zu erkennen. Auch wenn manche fürchten, sich in der Gruppe zu verlieren bei all den Unterschiedlichkeiten oder nötigen Kompromissen: Experten meinen, den eigenen Wesenskern fänden wir nicht allein. Wir brauchen dazu die anderen, „die uns sagen, wie wir sind“ – so formuliert es die Psychoanalytikerin und emeritierte Psychologieprofessorin Eva Jaeggi in ihrem Buch Wer bin ich? Frag doch die anderen!. Sie schreibt: „Immer wieder fiel mir auf, wie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe jeweils auch das Gefühl für die eigene Person tangiert.“

Erst in der Gemeinschaft mit und in der Abgrenzung zu anderen entdecken wir unsere Individualität. Diese Selbsterkenntnis können wir durch Tagebuchschreiben oder andere Methoden der stillen Selbsterkundung so nicht erreichen. „Das Gruppenleben stärkt unsere Identität und verbindet uns mit anderen und mit der Welt insgesamt“, so das Fazit von Jolanda Jetten.

Das heißt aber nicht, dass in Gruppen immer alles gut läuft. In manchen wird dauernd gestritten, um Macht gerangelt, oder es fehlt an gegenseitiger Wertschätzung. „In solchen Fällen“, so Jetten, „kann es sogar sein, dass Gruppen, denen wir angehören, uns schaden. Dann ist die Mitgliedschaft eher ein Fluch.“ In diesem Fall heißt es: Raus aus der Gruppe!

Es hängt aber auch von der eigenen Persönlichkeit ab, in welcher Art von Gemeinschaft man sich wohlfühlt oder eben nicht. „Wer sich als schüchtern einordnet und nicht gerne viel redet, muss nicht in einen Klub eintreten, in dem das erwartet wird“, sagt Jolanda Jetten. Neben der Debattierrunde und dem Impro-Theaterkreis gibt es auch noch den Schachklub und das Urban-Gardening-Team – und darüber hinaus eine Fülle anderer Zusammenschlüsse für verschiedene Vorlieben und Charakterstärken. Außerdem gelte: „Beim Zusammensein mit anderen ist das Zuhören oft genauso wichtig wie das Sprechen“, so die Sozialpsychologin. Daher sei es ein Vorurteil, dass ruhigere Menschen sich in Teams und Vereinen grundsätzlich schwertun.

Was hat den größten Einfluss auf die Lebenserwartung?

Rangfolge von elf vorgegebenen Faktoren

Laut SelbsteinschätzungLaut Forschung
1. Nicht rauchen
2. Körperlich aktiv sein
3. Nicht übergewichtig sein
4. Sport treiben
5. Aufhören zu rauchen
6. Wenig Alkohol
7. Medikamente
8. Saubere Luft
9. Eingebundensein in die Gemeinschaft
10. Grippeimpfung
11. Unterstützung durch andere
1. Unterstützung durch andere
2. Eingebundensein in die Gemeinschaft
3. Nicht rauchen
4. Aufhören zu rauchen
5. Wenig Alkohol
6. Grippeimpfung
7. Sport treiben
8. Körperlich aktiv sein
9. Nicht übergewichtig sein
10. Medikamente
11. Saubere Luft

Quelle: C. Haslam u.a.: The new psychology of health: Unlocking the social cure. Routledge, Abingdon 2018

Gemeinschaftsmedizin – eine Gebrauchsanleitung

1. Wenn Sie sich isoliert fühlen, schließen Sie sich einer Gruppe an. Wenn möglich sogar mehreren. Damit Gruppen als soziale Medizin wirken, muss es sich aber um eine Gemeinschaft handeln, mit der Sie sich identifizieren können. Bei der Suche sollten Sie sich an Ihren Interessen orientieren: Sport, Spiele, der Austausch über Kunst und Kultur oder Natur, spirituelle Arbeit, politisches oder soziales Engagement – es gibt viele Möglichkeiten.

2. Wenn Sie sich fragen, ob Sie sich noch weiteren Gruppen anschließen sollten, machen Sie eine Bestandsaufnahme: Inwieweit sind meine Bedürfnisse durch die Gemeinschaften, in denen ich schon bin, abgedeckt? Sorgen sie dafür, dass ich mich zugehörig und aufgehoben fühle? Erhalte ich bei Bedarf genügend Unterstützung?

3. Wenn Sie in einer Krise sind, halten Sie möglichst an den Gruppen fest, in denen Sie integriert sind. Die Crux: Oft erscheinen uns in Zeiten von Krisen und Umbrüchen die regelmäßigen Treffs mit anderen als zusätzliche Last. Doch gerade dann sind die gewohnten Gemeinschaften eine wirksame Medizin. Denn in den Gruppen können wir auftanken, Unterstützung erfahren, unser Leid teilen und weiter am Leben teilhaben.

4. Nehmen Sie Unterstützung aus der Gruppe an. Helfen Sie auch anderen in der Gruppe, denn Helfen tut gut – vor allem dem Helfer. Erwarten Sie aber nicht, dass die Gruppe Ihre Probleme löst. Holen Sie sich insbesondere bei gesundheitlichen und psychischen Leiden professionelle Hilfe.

SR

Literatur

C. Haslam, J. Jetten, T. Cruwys, G. Dingle,S. A. Haslam: The new psychology of health: Unlocking the social cure. Routledge, Abingdon 2018

S. A. Haslam, C. McMahon, T. Cruwys u.a.:. Social cure, what social cure? The propensity to underestimate the importance of social factors for health. Social Science and Medicine, 198, 2018, 14–21

Manfred Spitzer: Einsamkeit. Die unerkannte Krankheit. Schmerzhaft, ansteckend, tödlich. Droemer, München 2018

Eva Jaeggi: Wer bin ich? Frag doch die anderen! Wie Identität entsteht und wie sie sich verändert. Huber, Bern 2014

Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2019: Zwischen Liebe und Pflichtgefühl